13. Juni 2016

Wie auch wir vergeben haben? As we have forgiven?

Gestern ging unser Bibeldialog zum Thema "Schuld, Sühne und Vergebung heute" zu Ende. Christen beten – viele täglich – im Vater Unser „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Eigentlich müsste es sogar heißen, „wie wir vergeben haben…“. Haben wir denn aber vergeben? Die kleinen Übertretungen oder sogar die großen Sünden gegen uns? Können wir das? Die Jüdin Eva Moses Kor, eines der vielen Opfer von Joseph Mengele wurde sehr kritisiert, als sie öffentlich kundtat, den Nazis zu verzeihen. Kann ein Mensch solche Verbrechen überhaupt vergeben? Kann Gott das? Eva Moses Kor betont zu Recht, dass sie nur für sich selbst spricht. Vergebung kann man von niemandem verlangen. Solange der Schmerz noch da ist, solange noch Krieg herrscht - im Land oder in unseren Herzen - geht Vergebung nicht. Eva Moses Kor http://www.candlesholocaustmuseum.org/about/eva-kor.htm plädiert für das Recht, den Scherz loszulassen, nicht mehr Opfer zu sein – aber ohne zu vergessen. Doch es bleibt ein Wunder, dass sie es kann. Vergeben ist nicht leicht, aber es kann auch befreien.
Natürlich haben wir uns auch mit Schuld befasst, unserer Schuld gegen andere. Was ist Schuld? Eine Verfehlung? Eine Sünde? Jemand anderem geschadet zu haben? Manchmal fühlen wir uns schuldig, auch wenn wir Schaden verursacht haben, ohne es zu wollen, oder sogar, ohne dass wir es hätten verhindern können. Sind wir in den reichen oder auch nur relativ reichen Ländern mit Schuld am Elend in Afrika? An Naturkatastrophen? Wie kommen wir vom passiven Schuldgefühl zum aktiven, verantwortungsvollen Handeln?
Die Tagung war geprägt von einem außerordentlich offenen, vertrauensvollen Miteinander der TeilnehmerInnen aus Deutschland, Polen, Rumänien, den Niederlanden und Lettland, aber doch haben wir wohl so viele Fragen mit nach Hause genommen, wie wir dorthin gebracht hatten. Wir können Gott bitten, uns zu helfen zu vergeben, alten Schmerz loszulassen, um neu ins Leben zu gehen. Aber ohne eigene Schuld zu leben, ist uns Menschen nicht gegeben. Adam und Eva konnten der Frucht der Erkenntnis nicht widerstehen, aber vielleicht lag ihre Schuld doch vor allem darin, nicht zu ihrer „Übertretung“ zu stehen, die Schuld abschieben zu wollen, Gott (und sich selbst) etwas vormachen zu wollen. 

Yesterday we ended our Bible Dialogue on the topic of "Guilt, Atonement and Forgiveness Today". Most Christians pray daily "Forgive us our sins, as we forgive those who have sinned against us", but do we actually forgive? How often do we hold on to the pain someone caused us. 
We may humbly learn from Eva Moses Kor http://www.candlesholocaustmuseum.org/about/eva-kor.htm, who, as a child, was tortured for medical experiments by Joseph Mengele and who, as an adult, publically said that she forgave the Nazis. She was heavily criticized for this, but she did point out that she spoke for herself alone. No one can demand forgiveness from others. But no one can be denied to forgive, if it means to heal and to make a new start into life.
But what do we mean by "guilt"? Sin, trespasses? Some harm we did to another? We may feel guilty about something that we just could not prevent. And are we in (relatively) wealthy countries guilty of the suffering in Africa? For natural or man-made desasters? And how can we pass those passive guilty feelings and get into responsible action? Maybe Adam and Eve did not so much sin by tasting the fruit of knowledge, but by blaming someone else instead of taking responsibility for their action.