24. Mai 2017

Es ist wieder Kirchentag!


Es wird wieder schön  lachende, singende, betende mesnchen, unbeschwert im Sonnenschein. Warum kann es nicht immer so sein? Wir kennen auch die anderen Bilder: Terror und Not, Flucht und Krieg.
Und Dienstag in Manchester: Tote, verletzte, weinende und geschockte junge Menschen, die einfach nur ein Pop-Konzert besucht hatten.
Dürfen wir angesichts solcher Bilder von einer schöneren, besseren Welt träumen? Nein, sondern wir MÜSSEN uns diesen Traum erhalten, denn er gibt uns Kraft. Der Kirchentag ist ein Fest, das diese Kraft feiert. Wir tun nicht so, als wäre alles schön und gut, auch nicht in unseren Kirchen und Gemeinden, aber es gibt viel Schönes und Gutes, das sich zu feiern lohnt. Gott sieht uns - und nicht nur das Äußere, das Bild, das wir gerne anderen von uns zeigen. Gott sieht uns, wie wir wiklich sind. Wir müssen, nein, wir können uns nicht verstellen. Und wir dürfen hoffen, dass er uns (trotzdem) in seiner Liebe annimmt. Das ist Grund für ein frohes Fest. 
Die vielen fröhlichen Christen werden so manche/n Berliner/in nerven, das ahne ich schon. Ich hoffe aber, dass meine Stadt - wie so oft - auch mal tolerant sein kann gegenüber "religiösen Minderheiten". 

15. Mai 2017

WEITBLICK UND ZWEIFEL. Von Abraham bis heute - VISIONS AND DOUBTS

Die Lesung und Predigt beim Gottesdienst des Bibeldialogs für Angehörige von Menschen mit Behinderung waren Höhepunkt und Fazit der Tagung, in der es um den Umgang mit Gewalt, Aggressionen und Konflikten ging. Das Thema wurde sehr breit gefächert angegangen. War das vielleicht zu breit? Das habe ich mich vorher gefragt. Ob wir  den Bogen vom biblischen Abraham, über die Aktion T4 (das so genannte „Euthanasie"-Programm der Nationalsozialisten im 3. Reich, das in Wirklichkeit Mord an Menschen mit Behinderungen und psychischen Krankheiten war), Patientenverfügungen in leichter Sprache bis zu praktisch orientierten Anregungen zum Umgang mit Aggressionen bei Menschen mit geistiger Behinderung schaffen würden, war mir anfangs noch nicht ganz klar. Wie da wohl auch heilsames Singen und ein Besuch der Internationalen Gartenausstellung hineinpassen würden? Dank dem wunderbaren Leitungsteam und den ebenso wunderbaren TeilnehmerInnen (aus Deutschland, den Niederlanden und Tschechien) fügte sich alles zu einem stimmigen Ganzen in guter Gemeinschaft. Diese gute Gemeinschaft und die intensiven Gespräche, in denen jeder und jede offen auch über sehr persönliches sprechen kann, sind dann auch die wichtigsten Elemente dieser Tagung, die dafür sorgen, dass die meisten immer wieder zu dieser Tagung nach Berlin fahren – nicht alle jedes Jahr, denn irgendwas kommt dann soch mal dazwischen, aber dafür erfreulicherweise auch in Begleitung Neuer. Nächstes Jahr (25.-29. April 2018) wollen wir uns mit dem Thema DANKBARKEIT befassen. Dankbar für diese Begegnung bin ich auch dieses Jahr wieder.

The Bible words and sermon in our worship yesterday at the Bible Dialogue for relatives of people with disabilities were a perfect conclusion to the conference. Our topic was violence, aggression and conflict and we had a very wide approach. Too wide? I was a little concerned how we would manage the bridge from the Biblical Abraham, via the T4-programme in Nazi-Germany (which was meant to “legally” murder people with disabilities) all the way to practical instructions on how to deal with aggression in people with mental disabilities. How would “healing singing” and a trip to the International Garden Exhibition fit in? Thanks to a wonderful team and equally wonderful group of participants from Germany, the Netherlands and the Czech Republic it all came together and made sense. The intensive and open talks with each other are maybe the most important reason why many are coming back to the conference and sometimes with someone new coming along.
Next year, we will look at the topic GRATITUDE and I am indeed grateful already.

8. Mai 2017

Ein feste Burg ist unser Gott - A Mighty Fortress...

(for text in English please scroll down) 
Gestern war der Höhepunkt unserer musikalischen Begegnung in Siebenbürgen: der Gottesdienst in der Michelsberger Dorfkirche, den wir musikalisch gestalten durften. Hans aus Hermannstadt führte uns durch die Liturgie und Siegfried aus Remscheid hielt die Predigt – zusammen mit Klaus-Dieter aus Berlin, Carmen aus Broos las die Bibelworte. Tomas aus Prag spielte die leisen Töne auf der Laute und Gyöngyver aus Györ spielte die lauten auf der Orgel zu unserem deutsch-siebenbürgisch-polnischen Chor, den ganz wunderbar geduldig und virtuos Ruth aus Remscheid von einem zaghaften Häuflein mit recht unterschiedlicher Begabung zu einem recht ordentlichen Chor herangezogen hat. Das Ergebnis kann man sich sogar auf Facebook anhören. (https://www.facebook.com/reinhold.henning/videos/1307767472611523/)
Das Singen war nicht unser einziges Thema. Es ging um die Theologie Martin Luthers, wie wir sie in seinen Liedern finden, denn: „So sie’s nicht singen, glauben sie es nicht,“ soll er gesagt haben und „Wer singt, betet doppelt,“ wusste wohl schon Kirchenvater Augustinus.
Die Bibelarbeiten und Diskussionen haben nachdenklich gemacht. Was bedeutet „Allein durch Gnade“, bauen wir wieder auf eine neue „Werkgerechtigkeit“, wenn wir uns für bessere Menschen halten, weil wir etwa die Umwelt schützen, uns für Geflüchtete einsetzen oder gegen den Krieg demonstrieren? Natürlich ist es gut, sich so zu engagieren, aber wir sollten nie vergessen, dass uns Gottes Liebe vorher schon geschenkt ist, wir müssen sie nicht erst verdienen, können es auch nicht. Auch wenn es sich manchmal gar nicht so anfühlt: wir sind schon selig, unser ist schon das Himmelreich, wie es Siegfried in der Predigt gesagt hat. Alle unsere Bemühungen sind doch nur unsere Antwort auf das Wort Gottes, wenn auch wir Gott unsere Liebe zeigen wollen, so gut wir eben können.
Unser Ausflug zur Kirchenburg in Heltau wurde gekrönt durch die Musik und das Bibelwort dort, es ging um den verlorenen Sohn oder, besser gesagt, um die verschwenderische Liebe des Vaters, zu dem auch wir immer zurück können, egal wie sehr wir uns entfernt haben. Ein feste Burg ist unser Gott, zu Gast bei der deutschen Minderheit in Siebenbürgen lässt sich erahnen, wie kostbar diese Gedanke ist. Nicht umsonst ist genau dieses Lied fast schon eine Kirchenhymne.
Wir haben viel gelernt und viel gesungen und – vor allem – Gemeinschaft erleben dürfen. Siebenbürgen – und ganz besonders der kleine Ort Michelsberg (rum.: Cisnadioara) – hat „Heimatpotential“, wie eine frühere Teilnehmerin es einmal ausdrückte. 

In four days we went from a bunch of individuals from 5 different countries with very different levels of musical talent to a group of  friends and very decent choir.
(https://www.facebook.com/reinhold.henning/videos/1307767472611523/
Music was not our only topic. Being guests of the German minority in Romania, we learned a lot about what it means to find God to be a mighty fortress that can stand against all odds, even the emigration of 95 % of the congregation's members.  We learned about Martin Luther's theology as he put his ideas into hymns - to be sung in German, so that people could sing what they believed and believe what they were  singing. There was much food for thought: We are blessed - by God's grace alone. Nothing we can possibly achieve can EARN us God's love. But we don't have to earn it. It is a gift, given to every man, woman, child. We may bot always understand this generosity in love, just like the brother of Prodigal Son - as the two young musicians told us in the Heltau fortified church who played beautiful music to underline the message of the parable. 
Learning, singing and living together - that was the idea behind this Bible Dialogue.