17. April 2018

VISIONEN VON KIRCHE – VISIONS OF CHURCH

***please scroll down for English text.  Am Sonntag ging unser Bibeldialog mit der Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) mit dem gemeinsam besuchten Gottesdienst im Berliner Dom zu Ende.  Die Predigt passte gut zu unserem Tagungsthema: Gemeinde… entwickeln, wachsen, verändern…  Offenbar hatte schon die erste christliche Gemeinde damit ihre Sorgen. In unserer Tagung erlebten wir viele spannende Berichte von Gemeinden und Projekten in den Ländern (Niederlande, Schweiz, Ukraine, Tschechien, Lettland, Rumänien, Ungarn und natürlich auch Deutschland), die alle länger waren als die vorgegebene Redezeit und dennoch nicht langweilig, weil wir eben auch eine höchst interessierte Gruppe waren, bunt gemischt aus allen Generationen. Vor allem die Begeisterung der jüngeren Teilnehmer*innen, die von praktischen Projekten erzählten und sich von den Exkursionszielen das mitnahmen, was sie zu Hause vielleicht umsetzen können, machen mich optimistisch für unsere Kirchen. Aber das Signal, dass es Visionen einer neuen Kirche gibt, einer veränderten und sich verändernden Kirche, die ein Zuhause für viele sein kann, die weiterentwickelt werden kann und soll, das kam auch von uns „Mittelalten“ und den „Alten“ - Ruheständler kann man hier nicht sagen, weil die Teilnehmer über 65 eindeutig nicht in Ruhe leben sondern sich sehr aktiv in ihren Kirchen einbringen.  
So unterschiedlich die Ladenkirche in Schwamendingen bei Zürich, die anglikanische St. Saviour's Church in Riga, die Citykerk Amsterdam, die Evangelisch-Lutherische Gemeinde auf Madeira  und das Sharehaus Refugio der Berliner Stadtmission sein mögen, gemeinsam ist ihnen, dass sie offen für alle sind, die einen Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin suchen. Die Mission – das klare christliche Profil zu vertreten – zeigt sich im Dasein für andere, die mit ihren Nöten zu uns kommen, denen wir als Christen begegnen und helfen, wie wir es eben vermögen. Nicht immer war das allen Teilnehmer*innen eindeutig genug als christlich zu erkennen. Ist es „nur“ Sozialarbeit oder "diakonisches Helfen", wenn kein Gottesdienst auf dem Programm steht? Reicht Nächstenliebe? Lassen wir das Evangelium zu weit in den Hintergrund treten?
Wir hätten noch lange weiterdiskutieren können. Mit so vielen tollen Berichten hatten wir im Leitunsgteam nicht gerechnet. Dass etwa die Citykerk und das Projekt Fresh Expressions erst am letzten Abend im Programm Platz fanden - aber keinerlei Ermüdungserscheinungen aufkommen ließen - war nicht geplant. Vielleicht ergeben sich noch mehr Gespräche oder weitere Kontakte über unseren Blog hier oder per E-Mail. Vielleicht bilden wir neue kleine Netzwerke, über die wir unsere Ideen und Visionen von Kirche miteinander weiterhin teilen.  
Last Sunday, our conference with the Community of Protestant Churches (CPCE) ended with Worship at Berlin Cathedral. The sermon fit our conference topic: congregations … how to develop them, keep them alive, change them… it seems like those were already concerns of the very first Christians. Our conference enjoyed many interesting reports from communities and projects in the Netherlands, Germany, Ukraine, Hungary, Romania, Switzerland, Latvia, and the Czech Republic – all a good deal longer than we had allotted talking time, but not a minute was boring, because the whole diverse group was highly motivated. The enthusiasm of the younger participants was particularly hope-inspiring for me, when they told us about very practical projects to reach out to people formerly distanced from any kind of church and who took from our excursion in Berlin what they could possibly implement at home. However, the signal, that there are visions of church, a church that allows for change and development, that can be a home for many, came also from us “middle old” and “old” ones – retired would not be a fitting term, because our 65+ members of the group were very much active in their communities.
While the different projects (see the links in the German text above) were truly very diverse in their approach and activities, they all had in common, that they aim to be open for all who seek contact. Some in our group had questions as to whether the Christian profile is visible enough. Are we doing "just" social or charity work? Do we place the Gospel, the Word of God too much in the background? Is "loving thy neighbour" mission enough? We would have liked much more time for discussion. There were – to our happy surprise – so many reports that some ended up at the last evening, and regrettably there was not enough time to discuss them all as much as we would have wished. But maybe contacts can continue via our blog, possibly by E-Mail. Maybe we can see a few new small networks for the exchange of our ideas and visions of Church.

11. April 2018

VISIONS OF CHURCH - VISIONEN VON KIRCHE

Heute beginnt schon der nächste Bibeldialog. Es geht uns diesmal um Visionen von Kirche. Dass Kirche so bleibt, wie sie ist, war ja eigentlich von Anfang an nie geplant und wir sehen auch heute, dass lebendige Kirche immer eine in Bewegung ist. Klar, wer sich im Jetzt und Hier wohl fühlt, ist nicht so begeistert, wenn immer wieder alles anders wird, und wohin soll es überhaupt gehen? Wir wollen Kirche Jesu Christi sein und wie das aussehen soll, wird jede Generation und jedes Land ein wenig anders definieren. Finden wir wohl zusammen? Unsere Teilnehmer*innen kommen aus Deutschland, der Schweiz, Lettland, Ukraine, Rumänien, Portugal, Ungarn und den Niederlanden; sie sind von Anfang 20 bis Anfang 80, Theolog*innen und aus anderen Berufen. Sehr viel bunter geht es nicht. Wir alle wollen unsere Visionen von Kirche miteinander teilen und wer weiß, vielleicht auch ganz neue Visionen entwickeln. 
Today we begin another Bible Dialogue. This time about our visions of church. It was never intended that the Church remain as it is. Living Churches and congregations tend to be lively and open to change. Sure, if one feels good in the here and now, it is hard to accept that there will always be something new. And where is all this supposed to go?  We want to be the Church of Jesus Christ and what we understand by that, might be a little different in every generation and in every country. Will we find common grounds?  We will be Christians from Germany, Romania, Hungary, Ukraine, Latvia, Portugal, Switzerland and the Netherlands, between 20 and 80 years of age, theologians and other professions. It cannot get much more diverse. We want to share our visions for a living church with each other and maybe find some new ones as well.

9. April 2018

AM ANFANG WAR DAS WORT - Europäischer Bibeldialog in Paris

*** please scroll down for English text -
Am Samstag schon endete unser erster Bibeldialog in Paris. Das Foyer le Pont, ein Tagungshaus für europäische und protestantische Begegnungen war genau richtig für uns. Alle Einfachheit, Zweckmäßigkeit und die relativ kleinen Zimmer haben uns einen realistischen Eindruck des normalen Pariser Lebens vermittelt; alle Kompetenz, Freundlichkeit und Flexibilität aber auch eine Vorstellung von Pariser Lebenskunst. Ob Stadtrundgang bei Straßenlärm und teilweise Regen, Erste Hilfe bei abgesagten Zügen oder Flügen wegen diverser Streiks, umgestellten Exkursionen und entsprechend verändertem Tagungsprogramm: die freundlich entspannte Art der Kolleginnen im Foyer le Pont hat auf uns abgefärbt. 
Wir waren 28 Menschen aus Deutschland, Rumänien, Polen, Tschechien, der Schweiz und der Ukraine. Die intensiven Eindrücke, die das „Paris protestant“ bei uns hinterlassen hat, waren oft überraschend. Sachlich informativ wurden wir beim Stadtspaziergang durch die wunderbar kundige und charmante Britta François durch die Geschichte der Protestanten in Frankreich geführt. Mit kleinen evangelischen Gemeinden haben wir bei einem laizistischen und dann doch eher katholischen Land gerechnet. Die Schwierigkeiten, die Vorstadtgemeinden wie St. Cloud zu bewältigen haben, waren aber doch überraschend - auch für unsere polnischen und ukrainischen Teilnehmerinnen und unseren tschechischen Leiter, die ja selbst Minderheitssituationen gut kennen. Noch überraschender und tief beeindruckend waren die Begegnung mit der Pfarrerin und ihr Bericht, mit welcher Hingabe sie selbst und ihre Gemeinde die geistlichen wie die sozialen Aspekte des Gemeindelebens annahmen. Ganz anders und doch auch nicht weniger eindrucksvoll die Arbeit der deutschen Auslandsgemeinde in Paris. Schon eine relativ große Kirche zu haben und eine gute Organistin dazu kann einen Unterschied machen. Ohne eine Vision und Ideen, wie es in Zukunft weitergeht, wenn Au Pairs weniger werden, wenn Firmen lieber Flüge nach Hause dazugeben, als eine ganze Familie nach Paris ziehen zu lassen, würde es aber auch dort nicht gehen. Kleine Gemeinden packen das direkter an. Davon können wir in den großen Kirchen nur lernen. 
"Am Anfang war das Wort." Das Thema unsere Tagung nahm die drei großen Begriffe Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit auf. Die biblischen Themen wurden ergänzt durch pädagogische-gesellschaftliche Aspekte, die zum Umsetzen in der pädagogischen Arbeit anregen sollten.
Ja, Regeln – wie die 10 Gebote - haben auch etwas von Befreiung. Meine Freiheit hört da auf, wo sie die Freiheit anderer beschneidet. Gleichheit – das war ein schwieriges Thema. Vor Gott sind wir alle gleich, denn nach seinem Bilde sind wir alle geschaffen. Aber dennoch gibt es Privilegien, sie nicht alle genießen. Wer diese nicht wahrnehmen kann oder will, hat sie vermutlich. Die Schwierigkeit des Zusammenlebens als Brüder und Schwestern kannten schon die ersten christlichen Gemeinden. Einander in die Augen sehen, einander wahrnehmen: das kann ein Anfang sein.
Wie wichtig Worte sein können, wurde uns auch bewusst, denn nur sehr wenige von uns sprachen gut Französisch – ich gehöre da leider auch nicht dazu. Aber die multikulturelle Atmosphäre der Stadt, die uns allen auffiel, sorgte auch dafür, dass die Menschen in Paris sehr nachsichtig mit unserem fehlerhaften und unvollkommenen Französisch umgingen.
*** Saturday we ended our first Bible Dialogue in Paris. We were 28 people from Germany, Poland, Romania, Switzerland, the Czech Republic, and Ukraine between 19 and over 70 years. The Foyer le Pont, an encounter centre for Protestants in Europe was a perfect place for such a diverse European group. We had a beautiful walk through Protestant history in Paris with the wonderful and charming Britta François. We visited two very different Protestant congregations that both showed the spirit that allows small congregations to be lively and hopeful despite many difficulties in a secular state.
Our topic was the word that is the beginning of it all and we could connect this to the three famous French words Liberté, Ègalité and Fraternité. Biblically we looked at our own liberation by faith, our problems with acknowledging how all people are equal before God – in all their many different ways; and the first Christians having much the same problems to live a brothers and sisters and in unity. This way we are aware that our ideals today of freedom, equality and brotherly love are always something we need to work on.