2. Mai 2018

VERGISS NICHT ZU DANKEN? Bibeldialog für Eltern von Menschen mit Behinderung

Am Sonntag nach einem gemeinsamen Gottesdienst ging der Bibeldialog für Angehörige von Menschen mit Behinderung zu Ende. Unser Thema war Dankbarkeit. Und dankbar sind wir wohl alle nach Hause gefahren. Dankbar für viele praktische Anregungen im Leben mit einem behinderten Angehörigen die einen, dankbar für Gespräche über die Bibel und das eigene Leben, die anderen.
Beobachtet haben wir im Evangeliumstext zum blinden Bartimäus, dass Jesus bevor er den Mann heilt, nicht nur von ihm erwartet, dass er selbst etwas tut: Komm her zu mir! Sondern er fragt, war der blinde Mann denn von Jesus will. Eine Anregung für mich als Kinderlose in der Begegnung mit Menschen, mit einer Behinderung: erst einmal fragen, ob man und dann wie man helfen soll.

Besonders beeindruckt haben uns auch die wunderschönen liebevoll gestalteten Egli-Figuren, die unsere Referentin Gisa vorgestellt hat. Das hat die Geschichte um den zeitweilig verstummten Zacharias anschaulicher und nachvollziehbarer gemacht.

Unsere zweite Referentin, Veronika, erklärte uns, wie die emotionale Entwicklung eines Menschen sich in den unterschiedlichen Phasen seines Lebens auswirkt, insbesondere, wenn diese Phasen nicht in den sonst üblichen Lebensaltern auftauchen, etwa bei einem geistig behinderten Menschen. Körperlich erwachsen, aber emotional auf der Entwicklungsstufe eines Kindes. Sie ist selbst Schwester eines Schwerstmehrfachbehinderten und bringt so eigene Erfahrungen und psychologische Fachkenntnisse zusammen, die es ihr ermöglichen, ohne falsche political correctness klar auszusprechen, wo es immer wieder zu Problemen mit der wenig verständnisvollen Umwelt kommt. Dass man so den Menschen um einen herum erklären kann, was eine als störend oder übergriffig empfundene Handlung des behinderten Sohnes oder der Tochter eigentlich bedeutet, nimmt sicher etwas Spannung aus der Begegnung mit der Umwelt.

Großer Dank wurde immer wieder unserem ehrenamtlichen Leitungsteam ausgesprochen: Anne-Kathrin und Hans, Wolfgang vom Verein Eltern helfen Eltern, wo wir zum Kaffee zu Gast waren, und neu im Team, Dawid aus Tschechien, der zwei wunderbare Andachten und vor allem sich selbst mit in die Tagung eingebracht hat, aber auch den beiden Gastreferentinnen und Lothar für die Musik… und letztlich waren wir alle erfüllt von Dankbarkeit für die Gemeinschaft, die jede und jeder um seine/ihre Person, Erfahrung, Freundlichkeit  bereichert hat.
Leider sind dieses Jahr keine neuen Teilnehmer*innen dazugekommen. Die Überschrift VERGISS NICHT ZU DANKEN würde von einigen als Zumutung empfunden. Sollten die Eltern etwa dankbar sein, dass ihr Kind behindert ist? Nein, darum ging es gar nicht. Aber Dankbarkeit, die Fähigkeit, die Welt mit dankbaren Augen zu sehen, ist das Gegenteil von Verbitterung und schenkt einem den Blick auf die schönen Dinge im Leben. Das sagen mir die Mütter und Väter dieser Tagung immer wieder: Sie erleben neben aller Sorge und allem Kummer auch immer wieder wunderbare Dinge mit ihren behinderten Söhnen und Töchtern, die andere Eltern möglicherweise nicht einmal vermuten können. Segen und Fluch liegen eng beieinander, aber Segen ist immer auch dabei. Das wird das Thema im nächsten Jahr (24.-28. April 2019). Und bis dahin werden wir uns noch einmal überlegen müssen, wie wir noch mehr Menschen zur Teilnahme ermuntern können.