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Gestern Abend kam ich aus Wroclaw (Breslau) zurück nach
Berlin. 5 Tage mit vielfältigen Eindrücken liegen hinter mir und den Teilnehmer*innen
des Bibeldialogs der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa. Unser Thema
war „Europa. Kontinent der Versöhnung“. Gleich zu Beginn der Tagung wurde überlegt, ob da nicht
angesichts der Situation zwischen den Ländern Europas ein Fragezeichen
angebracht gewesen wäre? Populisten und
Nationalistische Parteien punkten mit ihrer Abneigung gegenüber dem Projekt
Europa. Man sieht die eigene (nationale) Identität in Gefahr, sieht sich
fremdgesteuert und bevormundet, wo Kompromisse und Solidarität mit den
Schwachen (in Europa selbst und in der Welt) nötig wären. Nicht nur in Polen und Deutschland gibt es
diese Entwicklung. Was heißt das heute: Polnisch zu sein? Ungarisch oder tschechisch zu sein? ... Allerdings haben uns
nicht nur der Gang durch das berühmte Viertel der gegenseitigen Achtung und der
inspirierende Besuch in Kreisau (Krzyżowa)
daran erinnert, dass Versöhnung nichts Fertiges ist, sondern mit dem
Frieden erst beginnt. Die Teilnehmer*innen selbst brachten viele Erfahrungen
und Erlebnisse mit, die sie zum Thema Versöhnung mit uns allen teilten. Welche Rolle
können wir als Christen, wir als (evangelische) Kirchen im heutigen Europa
spielen? Ist nicht der Einfluss der Institution Kirche oft auch missbraucht
worden und deshalb nicht mehr relevant? Könnte die heutige verfasst Kirche (in Deutschland oder anderswo)
noch einmal einen so bewegenden Anteil an den Geschicken eines Landes haben wie
damals zum Ende der DDR-Zeit? Vielleicht liegt eine Chance in kleinen Kreisen ernsthaft glaubender
Christinnen und Christen, die einander begegnen und offen miteinander sprechen,
sich an die biblische Botschaft erinnern, einander auch versöhnend die Hände reichen - wie bei diesem Europäischen Bibeldialog? Ohne Frage(zeichen):
Europa muss Kontinent der Versöhnung bleiben.
Yesterday I
arrived back in Berlin from our Bible Dialogue in Wroclaw. The encounter of the Community of Protestant Churches in Europe worked on the topic “Europe. A continent
of reconciliation” and right at the start we were asked if a question
mark might not be in order, considering present relations between European
countries. Populism and nationalistic
parties are gaining ground by their attacks on the project Europe. People see
their (national) identities endangered; they feel patronized in the face of a
need for compromise or solidarity with those weaker or poorer - in Europe as well
as the rest of the world. Poland or Germany are not the only countries with such a development. What does it mean
to be Polish today? To be Hungarian, Czech? ... It wasn’t just the walk through the famous Quarter of Mutual Respect,
or the impressive trip to Krzyżowa (Kreisau) that reminded us
that reconciliation is never finished,
but rather begins after peace is established. The participants shared their own
experiences and activities around the issue of reconciliation. We asked what
role can we as Christians, what role can the (Protestant) Churches play in
today's Europe? Has not the influence of Churches as an institutions also been
abused by the powers in the past and is therefore irrelevant today? Could the Church accomplish once more a feat like in the final years of the GDR? Maybe
the best chance lies in smaller, sincere faith groups, in people meeting across
the borders of their minds to speak openly and freely, to hold out their hands
in reconciliation – like in this European Bible Dialogue? In any case. No question
mark at all: it is very clear that Europe needs to remain a continent
of reconciliation.
Breslau als Tagungsort in diesem Tagungshotel war auch einfach sehr schön. Das Thema hat mich angezogen und ich wurde reichlich beschenkt. Das überreiche Programm versprach viel und es wurde noch mehr. Ein sechsköpfiges Leitungsteam hatte nochmal Alicja und Grazyna als überaus kundige Menschen aus Breslau dabei, die nicht müde wurden, uns die Schönheiten der Stadt auch nach den Tagungseinheiten zu zeigen. Janusz W. war ein offenes Buch der besonderen Art, das unbedingt auch hier nochmal Erwähnung finden soll. Ich habe nicht viele Bibelwochen (jetzt heißen sie ja schon seit Jahren Bibeldialoge) erlebt mit so hochkarätigen Vorträgen, Beiträgen und so einer Dichte mit zusätzlichen Referenten, sodass es eine gute Mischung aus Akademietagung und Begegnungsdialog geworden ist. Der Tag in Swidnica (Schweidnitz) und Krzyzowa (Kreisau) wird mir noch lange in Erinnerung bleiben; auch Dank der unglaublichen Vorträge von Dominik Kretschmann von der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung. Ich war gut beraten, An- und Abreisezeit ausreichend zu planen und hatte dadurch noch eine gute Zeit für die Stadt, für die Synagoge und den jüdischen Friedhof. Die Quitten aus dem Garten v. Moltke werden mich vermutlich mit ihrem Aroma noch lange an die Tage erinnern und der mitgebrachte "Zwerg im Bett", dass die Nächte kurz waren durch die Abendspaziergänge mit Alicja, aber schlafen kann man auch wieder zu Hause ... auch wenn es mir schlaflose Nächte bereitet, wenn ich an Europa als Kontinent der Versöhnung denke, obwohl der Beitrag der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) enorm ist und als Partner der Europäischen Bibeldialoge der UEK in der EKD an der Evangelischen Akademie zu Berlin geradezu ein Glücksfall darstellt. Allen Beteiligten herzlich DANKE.
AntwortenLöschenLieber Klaus-Dieter,
AntwortenLöschendanke für den guten und ausführlichen Bericht. Mir geht es, was Europa betrifft, ganz ähnlich: Zu viele sind ganz und gar nicht an Veröhnung interessiert, "herrscht" man doch leichter, wenn die Menschen "geteilt" sind. Umso wichtiger sind solche Begegnungen über nationale Grenzen hinweg. Schön, dass Du dabei sein konntest. LG. Tamara