28. Januar 2019

EUROPA OHNE MAUERN – Vertraut den neuen Wegen?

Nun ist es schon eine Woche her, dass unser erfreulich gut besuchter Bibeldialog zu Ende ging. Sind wir dem Thema gerecht geworden? Die Mauern sind zumindest noch nicht verschwunden. Vielleicht haben wir zu viel Zeit damit verbracht, auf jene Mauer zurückzuschauen, die vor 30 Jahren fiel, die damit aber auch nicht ganz verschwunden ist. Vor allem in uns – den deutschen Teilnehmer*innen aus Ost und West – gab es noch Einiges zu klären. In der übergroßen Freude der Wiedervereinigung war manches nicht ausgesprochen worden, das heute der Vergebung bedarf. Gleichzeitig scheint es, als wären viele Europäer*innen heute mehr damit beschäftigt, neue Mauern (und Grenzzäune) zu errichten, als die Steine der Mauern in den Köpfen abzutragen.
Was hatten wir erwartet von diesen vier Tagen in Berlin, in denen wir miteinander reden wollten, gemeinsam singen und einander zuhören? Dass etwas von der Begeisterung von 1989 ins heute hinüber reicht, uns Mut macht, auch heute gegen Mauern aufzustehen, gegen Grenzen anzusingen, einander helfen, über Zäune hinwegsteigen? 
„Europa ist vielfältiger, als wir dachten,“ schrieb eine Teilnehmerin im Auswertungsbogen. In der Begegnung mit Menschen aus Deutschland, Polen, Lettland, Rumänien, Großbritannien, den Niederlanden und Tschechien durften wir aber auch erfahren, dass diese Vielfalt ein großes Geschenk ist, dass es lohnt, einander zuzuhören und den einzelnen Menschen wahrzunehmen. Europa ist weit mehr als die Summe aller EU-Mitgliedstaaten. Europa, das sind die Menschen, die diesen Kontinent bevölkern. Europa ist – bei aller Notwendigkeit für Verbesserungen und Reformen – auch ein Erfolg. Es gibt noch zu viele Grenzzäune und Mauern in Europa und um Europa. 
Demokratie mit so vielen unterschiedlichen Traditionen, Geschichten, Hoffnungen und Sorgen ist anstrengend. Aber wir haben letztlich (nur) die Wahl… wenn wir unseren Kontinent nicht den antidemokratischen Kräften überlassen wollen. Vom 23. bis 26.5. ist Europawahl!