14. Dezember 2022

Verschwiegene Wahrheiten

 *** If you wish to read this post in English, please let me know: hahn@eaberlin.de

Markus ist Pfarrer in Bayern und seit ein paar Jahren im Leitungsteam der Bibeldialoge. Sein Pfarrernotizbuch, bzw. die Einträge schickt er mich auch und heute will ich mal wiedeer eine "Seite" daraus auf den Blog stellen.  Das Motto dieses Notizbuchs ist: "Gott und die Welt zusammenbringen –  schön wär's, sagte er und erschuf den Menschen."

Wie ist das mit den „verschwiegenen Wahrheiten“? Also all die Dinge, die wir für uns behalten, obwohl sie wichtig für uns sind.

Bei „verschwiegenen Wahrheiten“ kann es nicht um so Banalitäten gehen, dem anderen einmal zu sagen, dass er eine schrille Stimme, schlechten Geschmack oder Mundgeruch hat. Das wäre ein Statement – das durchaus an der richtigen Stelle ehrlich und wohlwollend sein kann. Ein guter Freund sagte zu mir: Achte doch mal darauf, wie oft du „äh“ sagst, wenn du sprichst. Das hat mir bisher noch niemand gesagt.

Bei „verschwiegenen Wahrheiten“ ist es anders. Da geht es wohl eher um etwas, das uns in der Tiefe bewegt. Sagen wir einmal so: Was würden wir sagen, wenn uns mit einem Mal nicht mehr viel Zeit gegeben wäre?

Ich bin da über die Theologin Kathrin Oxen auf einen Gedanken gestoßen, der etwas aus der Zeit gefallen ist – geht er doch davon aus, dass es Telefonzellen sind, aus denen heraus wir uns mitteilen. „Wenn wir entdecken würden, dass uns noch zehn Minuten blieben, um all das zu sagen, was wir sagen wollten, wäre jede Telefonzelle von Menschen besetzt, die andere anriefen, um ihnen stammelnd zu gestehen, dass sie sich lieben“.

Wenn ich noch zehn Minuten hätte, oder sagen wir einmal 10 Stunden oder 10 Tage: Wen würde ich dann anrufen, wem schreiben? Mit welchen Wahrheiten würde ich herausrücken. Welche Wahrheiten würden mir aufleuchten?
Ich stelle mir vor: Es würde dabei um Liebe gehen. Ganz sicherlich!

Wir wäre es, wenn wir die kommenden 10 Tage bis Weihnachten nutzen, uns einander diese verschwiegenen Wahrheiten mitzuteilen. Zum Glück müssen wir nicht erst eine Telefonzelle dazu finden. Es ist eher der Mut, uns einander aufrichtig zu begegnen. 

Das werde ich mal angehen... Danke, Markus

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