8. Mai 2023

Bibel – Ehrenamt – Europa – zuviel Profil?

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Bibel – Ehrenamt – Europa – zuviel Profil? Oder zu wenig? Oder nicht „scharf“ genug? Ich empfinde das Profil der Bibeldialoge natürlich als sehr überzeugend. Aber ich arbeite schon seit einem guten viertel Jahrhundert mit. Vielleicht bin ich inzwischen einfach betriebsblind. Ich bin nicht überrascht, dass es denen, die ebenfalls schon oft und lange dabei sind, genauso geht, egal ob sie die Tagungen schon seit der Wende kennen oder als ganz junge Menschen erst kürzlich dazugekommen sind. Der Dreisatz: "Bibel – Ehrenamt – Europa" scheint uns ganz einleuchtend, ist es aber anscheinend doch nicht. Deshalb will ich mir die drei Säulen, die die Bibeldialoge tragen, einmal genauer ansehen.

Zuallererst die Bibel.

Ja, es geht in allen Bibeldialogen um die Bibel. Es stimmt, dass man die Bibelarbeiten nicht immer auf den ersten Blick als solche wahrnimmt. Die Inhalte und Anliegen der biblischen Texte sind oft so aktuell, so politisch aufgeladen, dass man leicht vergisst, dass wir es hier mit Texten von vor über 2000 Jahren zu tun haben. Ob wir von Umweltschutz, Artensterben oder eben von der Bewahrung der Schöpfung sprechen: Wir lesen dazu Texte der Bibel und fragen uns, was sie uns heute zu sagen haben.

Die Europäischen Bibeldialoge bringen Menschen aus ganz Europa miteinander ins Gespräch über diese wirklich alten und immer aktuellen Texte. Theologisch geschulte aber ehrenamtlich mitarbetiende leitungsteams liefern Informationen und Arbeitsmethoden zum Erschließen der Texte. Die unterschiedlichen Biografien der Teilnehmer*innen und ihre unterschiedlichen Bibelübersetzungen beleuchten die Texte aus anderen als den gewohnten Perspektiven. Es wird schwer, sich auf diese Weise etwas bequem zurecht zu interpretieren. 

Manchmal kommt dabei raus, dass auch wir, die Lesenden, Bibeltexte schon missbraucht haben, weil uns ein Satz – aus dem Zusammenhang gerissen und einseitig gedeutet – einfach zu gut in unser Bild oder zu unseren Vorurteilen passte. Genau in diesem Sinne werden wir beim Bibeldialog „Mitten unter uns – Antisemitismus in seinen Facetten“ (vom 22.-25. Juni in Berlin) genauer hinsehen. 

Einige Texte aus dem Neuen Testament sind über die Jahrhunderte antisemitistisch gedeutet und missbraucht worden. Der einst noch jungen und machtlosen, oft verfolgten Glaubensgemeinschaft der ersten Christ*innen mag man das noch nachsehen wollen, aber die brutalen Judenverfolgungen der Jahrhunderte seitdem bleiben unentschuldigt. Judenhass gibt es bis heute, auch in christlichen Gemeinden. Wir können solche Texte auch anders lesen – antisemitismuskritisch. Genau das ist ein Anliegen des Bibeldialogs im Juni, den ich morgen genauer vorstellen werde: https://www.eaberlin.de/seminars/data/2023/rel/mitten-unter-uns/

Bis morgen
Eure/Ihre Tamara

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