Die Bibel - uralte Texte für heute?

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Das erste Halbjahr 2023 neigt sich dem Ende zu. Nur noch der Juni, dann ist auch schon Sommer. Noch ein Bibeldialog in Berlin zum Thema Antisemitismus und ein Online-Abenddialog über den Täufer Johannes.

Sind die Bibeldialoge zu politisch geworden? Darüber habe ich schon vor ein paar Wochen nachgedacht. Wir leben ja in der Welt von heute mit meist ganz anderen Problemen als die Menschen zu biblischen Zeiten. Wenn wir da die Bibel zu Rate ziehen, ist es doch fast unvermeidlich, dass wir sie uns auf unsere Anliegen hin „zurechtdeuten“, oder? Ist es vielleicht das eigentlich Wunderbare an diesen uralten Texten, dass sie uns auch heute etwas zu sagen haben? Ist es vielleicht genau das, was die Bibel zum Wort Gottes macht?

Auch Jesus, der Jude, deutete im Prinzip uralte Texte für seine Zeit. Ich denke dabei besonders an die Gleichnisse, die in ihrer Bildsprache bis heute eine deutliche Aussage haben, auch wenn sie jede Generation und jede Kultur anders auslegt. Ich denke auch an die Bergpredigt und Jesu Auslegung der Gebote, die Moses auf dem Berg Sinai empfangen hatte. Wir Protestant*innen deuten die Bibel - auch Dank Luther - in einer Übersetzung in unsere Muttersprache. Wie ich als Gelegenheitsdolmetscherin weiß, ist jede Übersetzung immer auch Interpretation. 

Trotzdem erleben wir bei den Europäischen Bibeldialogen immer wieder, dass egal ob wir in der Bibel auf Deutsch, Englisch, Lettisch, Ungarisch oder Rumänisch lesen, wir die grundlegenden Aussagen der Texte finden – vielleicht gerade deshalb. Wir müssen die kleinen Unterschiede in den Übersetzungen aufspüren und überwinden, statt uns an ihnen festzubeißen und sie zum Wesentlichen zu machen, was sie meist gar nicht sind.

Im Herbst wollen wir eine kleine Reihe von Online-Abenden zur Urgeschichte machen. Aber dazu morgen mehr.

Herzlichen Gruß aus Berlin

Eure/Ihre Tamara