10. Mai 2023

Europäische Bibeldialoge – und ihre ehrenamtlichen Leitungsteams

 *** If you wish to read this post in English, please let me know: hahn@eaberlin.de.

Als nach dem 17. Juni 1953 immer deutlicher wurde, dass Ost- und Westdeutschland auseinanderdriften würden, entstand die Idee der Bibeldialoge – damals noch Berliner Bibelwochen – als eine Art „Kirchentag im Kleinen“, damit die Menschen an der Gemeindebasis einander verbunden bleiben konnten. Für die Leitung dieser ersten zehn jeweils zehntägigen Begegnungstagungen kamen auch je zwei Menschen aus Ost- und zwei aus Westdeutschland zusammen und planten diese Begegnungen rund um die Bibel gemeinsam. Sie taten das neben ihren sonstigen beruflichen Tätigkeiten, egal ob sie als Pfarrer oder Pfarrerin dabei waren oder einen ganz anderen Beruf hatten. Heute sind die Tagungen auf drei Übernachtungen geschrumpft, aber es hat inzwischen mehr 1500 solcher Begegnungstagungen gegeben, an denen mehr als 40.000 Menschen teilgenommen haben. Aktuell gibt es nur ca acht mehrtägige Bibeldialoge im Jahr, teilweise online, und zusätzlich 12 bis 20 kurze Abendveranstaltungen – ebenfalls online. Zum aktuellen Leitungsteam gehören 53 Personen aus ganz Deutschland und zehn weiteren Ländern Europas.

Warum ist es bis heute so wichtig, dass die Leitungsteams ehrenamtlich mitmachen? Ausnahmsweise geht es nicht ums Geld. Gute, fruchtbare Dialoge gelingen nur auf Augenhöhe, nicht als Vorträge oder Belehrungen. So wie die Pastor*innen in den Teams theologische Kenntnisse einbringen, ergänzen die Anderen mit ihren biographischen und beruflichen Erfahrungen den Austausch. Für Fachvorträge kommen wenn nötig auch mal externe Referent*innen dazu, aber das Wesentliche bleibt das Gespräch untereinander. Die Leiterinnen und Leiter der Bibeldialoge lassen mich nicht selten wissen, dass sie selbst viel lernen bei ihrem Bibeldialog. Es gab schon mal Ausnahmen: kirchliche Mitarbeiter*innen, die von einem wohlmeinenden Chef zur Mitarbeit an einem Bibeldialog dienstverpflichtet wurden. Sehr schnell wurde klar, wie viel Arbeit die Vorbereitung und dann erst die Durchführung machen; wie viele Arbeitsstunden dabei drauf gehen: Das ist einfach nicht effizient. Und der ganze Aufwand für Menschen, die nicht immer auf den ersten Blick als Multiplikator*innen erkennbar sind… Und die professionelle Distanz zu den Teilnehmer*innen wurde von letzteren als wenig hilfreich erlebt. 

Die Leitungsteams sind bis heute ehrenamtlich dabei. Glück, wer zumindest die Tagung selbst als Dienst am anderen Ort bezeichnen darf; die meisten nehmen sich für die Tage Urlaub. Die Stunden, die sie in die Vorbereitung stecken, zählen sie gar nicht erst.

Und die Teilnehmer*innen? Sind sie denn wirklich keine Multiplikator*innen, ganz als gelte für sie der Matthäus 28,19-20 für sie nicht, als dürfte irgendein Christ die gute Botschaft für sich behalten. Über unsere Teilnehmer*innen werde ich morgen etwas in den Blog schreiben.

Herzlichen Gruß
Ihre/Eure Tamara

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