Ein Feiertag
der evangelischen Kirche aus Notzeiten . Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird
ein allgemeiner Buß- und Bettag am Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag, dem
letzten Sonntag des Kirchenjahres, begangen.
Das Wort
„Buße“ lässt in manchen Regionen des deutschen Sprachraums unrichtige
Assoziationen aufkommen. Es geht bei diesem Tag nicht um Büßen für begangene
Vergehen im Sinne von „bestraft werden“, sondern um eine Buße im Sinne der Reue
für begangene Sünden, und eine Umkehr und Gesinnungsänderung zu Gott hin.
In der Bibel
steht die Geschichte von Jona, der von Gott nach Ninive geschickt wird, um der
Stadt ihren Untergang zu verkünden (Jona 3,4–10 )
„Es sind
noch vierzig Tage, so wird Ninive untergehen. Da glaubten die Leute von Ninive
an Gott und ließen ein Fasten ausrufen und zogen alle, Groß und Klein, den Sack
zur Buße an. Und als das vor den König von Ninive kam, stand er auf von seinem
Thron und legte seinen Purpur ab und hüllte sich in den Sack und setzte sich in
die Asche und ließ ausrufen und sagen in Ninive als Befehl des Königs und
seiner Gewaltigen: Es sollen weder Mensch noch Vieh, weder Rinder noch Schafe
Nahrung zu sich nehmen, und man soll sie nicht weiden noch Wasser trinken
lassen; und sie sollen sich in den Sack hüllen, Menschen und Vieh, und zu Gott
rufen mit Macht. Und ein jeder bekehre sich von seinem bösen Wege und vom
Frevel seiner Hände! Wer weiß? Vielleicht lässt Gott es sich gereuen und wendet
sich ab von seinem grimmigen Zorn, dass wir nicht verderben. Als aber Gott ihr
Tun sah, wie sie sich bekehrten von ihrem bösen Wege, reute ihn das Übel, das
er ihnen angekündigt hatte, und tat’s nicht.“
Gemeinsame
Bußzeiten waren schon in der Antike bekannt. Theologisch sind sie dreifach
begründet. Zunächst als Tage des fürbittenden Eintretens der Kirche für die
Schuld der Gläubigen vor Gott. Dann soll die Kirche an den Bußtagen ihre
Wächterfunktion den Sünden der Zeit gegenüber ausüben. Und schließlich sollten
Bußtage dem einzelnen dazu dienen, sein Gewissen vor Gott zu prüfen. In Rom gab
es zum Beispiel die „feriae piaculares“, die Not und Kriegsgefahr abwenden
sollten.
Im
Mittelalter gab es zweierlei Bußtage: Die einen wurden bei Bedarf von der
Obrigkeit angeordnet, die anderen, die Quatembertage etwa, ergaben sich aus der
kirchlichen Ordnung. Beide wurden von der evangelischen Kirche aufgenommen und
fortgeführt. Den ersten Bettag feierte sie, auf kaiserliche Anordnung hin und
wegen der dort damals als „Türkengefahr“ interpretierten Situation, im Jahr
1532 in Straßburg.
Ein
einheitlicher Buß– und Bettag am Mittwoch vor dem letzten Sonntag im
Kirchenjahr wurde 1852 und 1878 von der Eisenacher Konferenz evangelische Kirchenleitungen
vorgeschlagen. In Preußen wurde dieser Vorschlag am 12. März 1893 Gesetz.
Das 20.
Jahrhundert hat diesem Feiertag allerlei Zeitgeschichte hinzugefügt und lässt
mich Nachdenken. Wann braucht wer Zeit zum Nachdenken und Umkehren? Zeiten des
Einhaltens und Neustartens aus Einsicht heraus oder aus dem Gefühl, so kann es
nicht weitergehen.
Dazu brauche
ich keinen staatlich verordneten Tag, der irgendwann sowieso abgeschafft wird,
weil man "Buß- und Bettag" eben nicht verordnen kann.
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