26. September 2016

Psalmen - Jüdische Gebete im christlichen Gottesdienst - Jewish prayers in Christian Worship

Am Sonntag ging mit dem Gottesdienst im Berliner Dom der Bibeldialog für Prädikantinnen und Prädikanten zum Thema Psalmen zu Ende. Wir haben auf Schwanenwerder getagt, was vermutlich mit für die besonders harmonische und arbeitssame Atmosphäre gesorgt hat. Etliche haben auf den Auswertungsbögen betont, wie sehr sie die Dauer der Tagung schätzten, weil sie so intensiver als sonst möglich an den Bibeltexten arbeiten konnten. Dass wir diesmal gar keinen freien Abend vorgesehen hatten, haben einige gut gefunden, andere haben doch das Berliner Zentrum etwas vermisst. Für Berliner Kultur der besonderen Art sorgte die jüdische Kantorin Avitall Gerstetter (https://www.facebook.com/avitall.cantor?fref=ts) mit ihrem wirklich wundervollen Liederabend, der zugleich Konzert und Information über die Psalmen im jüdischen Gottesdienst war. Das war ja unser Thema: der Psalter als jüdisches Gebetbuch, das wir auch im christlichen Gottesdienst nicht missen wollen. Psalmen können uns durch unser ganzes Leben begleiten; sie sprechen zu uns, auch in Zeiten, in den wir zornig sind, frustriert und bitter. Der Einstieg in den Psalter mit meiner Akademie-Kollegin Dr. Eva Harasta war ein guter Anfang: informativ und anschaulich mit Textbeispielen und zeit zum Fragen und Nachdenken. Nicht vergessen sollten wir ChristInnen aber, dass diese Texte weit älter sind als das Christentum. Jesus betete Psalmen in größter Not am Kreuz. Doch finden wir in den Psalmen nicht allein die Klage und Bitte, sondern immer auch Lob und Dank. Auch das sollten wir nicht vergessen. Gott loben und ihm danken zu können ist ein ebenso großes Geschenk wie unser Leid und unsere Angst zu ihm bringen zu dürfen.
Erinnern ist auch das Thema von Avitalls Project „We will call out your name“, ein Comic-Buch für Kinder über das Leben ihrer Großtante bis zu ihrem Tod im KZ. http://www.berlinerdom.de/content/view/363/204/lang,en/

Our Bible dialogue on psalms ended yesterday with worship at Berlin Cathedral.  A highlight was the evening with Avitall Gerstetter, the first female cantor in Germany. She explained and sang to us Psalms, and so gave us both a concert and a lecture that spoke not just to the head but to the heart. That was our actual topic: how can we Christians speak the psalms in our worship and not forget at the same time that these texts are much older than Christianity. These texts speak to us even in times when we are angry and bitter and yet teach us to praise God and be thankful. Jesus prayed a psalm on the cross. 
We don't want to - cannot - do without psalms in our worship; we have come to see them as an essential part of it and often interpret them in a distinctly Christian way. Maybe we just need to remember where they come from and treat them with respect like a treasured guest from a tradition older than us.
Remembering is also in the centre of Avitall project “We will call out your name” which is a comic book for children which tells the story of Avitall’s grandmother and her sister, who died in a concentration camp. More on this blog:  http://www.tobidahmen.de/blog/we-will-call-out-your-name/