*** The English translation will be posted here tomorrow.
Der Blogpost heute stammt von Pfarrer Klaus Schilling in Mettmann, der lange Zeit einen unserer beliebtesten Bibeldialoge geleitet hat.
Die Sommerferien beginnen. In diesem Jahr aus gegebenem
Anlass für viele Menschen eher eingeschränkt. Nicht das Reisen in die Ferne,
sondern vielleicht das Erkunden der schönen Ausflugsziele im Nahbereich sind
angesagt. „Komm, morgen schauen wir uns einmal das an“, heißt es dann, und
schnell wird geplant.
Etwas anschauen, das tut dem Menschen gut. Einmal etwas
Anderes als die eigenen vier Wände zu sehen, das tut der Seele gut. Schon die
alten Griechen wussten darum und nannten dieses Anschauen „Theorie“. Theorie
nannten sie das „die Welt anschauen“. Theorie, dieser Begriff ist ursprünglich
aus den Worten theos (Gott) und horao (anschauen) gebildet. Die Theoretiker
wollten also ursprünglich das Göttliche durch das Anschauen der Welt und ihrer
Ordnungen erkennen. Freilich war das für sie nicht einfach nur Zeitvertreib
oder Spaß an der Freud´. Nein, das Anschauen der Welt, das Erkennen ihrer
Ordnungen und das Wahrnehmen des Göttlichen, sollte dem Leben in der Welt
dienen - um des gemeinsamen Lebens in der Welt willen! Sie wussten, was ich
anschaue, in mich aufnehme, das wird mein Leben, meine Lebensplanung und meine
alltäglichen Lebensvollzüge prägen. Man kann auch sagen: Die Bilder, die wir
sehen, bilden uns. Darum ist es nicht egal, was wir uns anschauen, wovon wir
uns bilden lassen.
„Ich habe den Herrn allezeit vor Augen“, betete ein Mensch
vor langer Zeit (Psalm 16,8). Auch so ein Theoretiker. Aber: Er stellt sich
Gott nicht einfach so vor. Er stellt Gott gleichsam vor sich. Um seines Lebens
willen sucht er Gott. Wie? Indem er auf die Erfahrungen anderer mit Gott hört,
indem er mit ihnen Gott feiert, indem er achtsam die Welt als Schöpfung
wahrnimmt und sich an den Menschen in ihrer Vielfalt freut. Ob wir diesem
Theoretiker folgen können, folgen wollen?
Die Sommerferien beginnen. Ja, vielleicht müssen unsere
Urlaubstage eher im Nahbereich stattfinden. Wo und wie auch immer: Diese Tage
bieten immer die Möglichkeit mit Gott auf das eigene Leben zu schauen - eben
einmal mit Muße als Theoretiker zu leben.
Pfarrer Klaus Schilling,
Ev.Kirchengemeinde Mettmann
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