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Hajnalka gehört seit vielen Jahren zum Team der Studientagung für Theologiestudierende, die sie selbst einmal als Teilnehmerin besucht hat, und die sie mit ihrer Kreativität entscheidend mitgeprägt hat.
So singt König
David in dem Psalmlied. Sehnliches Warten – in diesem Zeichen sind auch unsere
letzten Wochen und Monate vergangen. Wir haben so sehr auf das Treffen mit den
Theologiestudierenden aus ganz Europa in Polen gewartet. Wie auf vieles andere
müssen wir dieses Jahr auch auf diese Begegnung verzichten. Die Bibelwoche
haben wir auf nächstes Jahr verschoben und hoffen, dass unsere Sehnsucht
erfüllt und ein erneutes Treffen möglich wird.
Das Warten gehört
zum Leben gehört und wir sind lebenslang dabei, uns im geduldigen Warten zu
üben. Die letzte Zeit fordert aber uns alle heraus: Wie ist es Ihnen dabei
ergangen? Oder wie geht es Ihnen heute damit? Können Sie es gut? Warten? Oder
fällt es Ihnen eher schwer? – Wenn Sie zu den Glücklichen gehören, die nicht
Mühe haben mit Warten, dann freut es mich.
Ich selber merke,
kürzere, übersichtliche Zeitspannen auszuwarten, kann ich ganz gut. Wenn ich
sehe, wie sich die Schlange vor der Tür des Arztes kürzer wird, bin ich
hoffnungsvoll, dass ich auch bald an die Reihe komme. Wenn die Ampel lange rot
zeigt, aber ich sehe, dass die Autos langsam aus allen Richtungen durchgefahren
sind, bin ich zuversichtlich, als Nächste bin ich dran. Wenn es aber um Warten
auf ungewisse Ergebnisse geht, kann ich es gleich weniger gut.
Zu den alltäglichen
Geduldsübungen, wie abends auf den Schlaf zu warten oder wann endlich die
Sommerferien beginnen, sind neue Herausforderungen dazugekommen:
Warteten auf den
Anruf Ihrer Liebsten, die nicht persönlich vorbeikommen durften. Oder dass
jemand die Einkäufe bringt. Oder auf eine Therapie oder Operation, die wegen
des Ausnahmezustandes verschoben wurde. Wir mussten lernen, vor dem Laden zu warten
– wenn schon genug Menschen sich darin befanden. Es gab lange Tage ohne Ablenkung.
Vielleicht machte sich auch Langeweile breit. Viel Warten war angesagt.
Das Warten zieht
sich durch die ganze Kirchengeschichte. Auch in der Zeit der ersten Christen
waren nicht alle gleich geduldig. Der Apostel Paulus hatte ein Problem: Viele Christinnen
und Christen warteten darauf, dass Christus in Bälde wieder aus dem Himmel zu
ihnen zurückkehren werde. Doch die Wiederkunft blieb aus. Das christliche
Leben, erkannte Paulus, ist eine Wartezeit, bis der Herr wiederkommt. Der
Messias war da, hatte in der Welt gelebt und ist nach seinem Tod in den Himmel
aufgefahren – und nun muss die Welt auf ihn warten. Aber wie?
Zwei Dinge sind
Paulus wichtig: Die Christen sollen sinnvoll und gemeinschaftlich leben. Und
sie sollen die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi nicht aufgeben. „Geduldig warten“, heisst das Gebot der
Stunde, denn „wir sind zwar gerettet,
doch auf Hoffnung“ (Röm 8,25).
Das christliche
Leben ist eine Wartezeit, eine ausgedehnte Adventszeit. Dietrich Bonhoeffer hat
darüber so geschrieben: „Advent feiern
heißt warten können; Warten ist eine Kunst, die unsere ungeduldige Zeit
vergessen hat. Sie will die reife Frucht brechen, wenn sie kaum den Sprößling
setzte; aber die gierigen Augen werden nur allzuoft betrogen, indem die
scheinbar so köstliche Frucht von innen noch grün ist, und respektlose Hände
werfen undankbar beiseite, was ihnen so Enttäuschung brachte. Wer nicht die herbe
Seligkeit des Wartens, das heißt des Entbehrens in Hoffnung, kennt, der wird
nie den ganzen Segen der Erfüllung erfahren. Wer nicht weiß, wie es einem zumute ist, der bange ringt mit den
tiefsten Fragen des Lebens, seines Lebens, und wartend, sehnend ausschaut bis
sich die Wahrheit ihm entschleiert, der kann sich nichts von der Herrlichkeit
dieses Augenblicks, in dem die Klarheit aufleuchtet träumen, und wer nicht um
die Freundschaft, um die Liebe eines anderen werben will, wartend seine Seele
aufschließt der Seele des anderen, bis sie kommt, bis sie Einzug hält, dem
bleibt der tiefste Segen eines Lebens zweier Seelen ineinander für ewig
verborgen.
Auf die größten, tiefsten, zartesten Dinge in der Welt müssen wir
warten, da gehts nicht im Sturm, sondern nach den göttlichen Gesetzen des
Keimens und Wachsens und Werdens.“ (Barcelona, Berlin,
Amerika 1928-1931, DBW Band 10, Seite 529)
„Sehnlichst habe ich auf den HERRN gewartet“ (Ps 40,2) Der Beter ist entgegen aller menschlichen Erfahrung davon überzeugt,
dass es sich lohnt zu warten. Er erlebt das immer wieder, dass sich sein
sehnlichster Wunsch erfüllt, nämlich dass Gott ihn hört und ihm hilft. David
machte damit gute Erfahrungen und findet es sinnvoll, sich während des
Wartens im Gebet an die guten Erfahrungen mit Gott zu erinnern. Der Vers kann
auch zu unserem persönlichen Gebet werden:„Sehnlichst habe ich auf den HERRN gewartet, auf
seine Hilfe habe ich gehofft. Er hat mein Schreien gehört und hat mir geholfen.“
(Ps 40,2)
Pfarrerin
Dr. Hajnalka Ravasz
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