26. November 2020

Gebet zum Kommen des Menschensohns

*** The English translation will be posted here right after.

Das Gebet zum Bibeltext (Lukas 21) über die Ankündigung, dass der Menschensohn und mit ihm das Reich Gottes kommen werden, hat wieder Holger Schmidtke für den leider nicht live stattfindenden Evensong im Berliner Dom geschrieben. Der Bibeltext selbst scheint ganz gut inunsere Tage zu passen, aber gelingt es uns, auf das Reich Gottes zu hoffen? Oder nur auf einen Impfstoff? Sehen wir unsere Erlösung nahen oder nur die der Wirtschaft? Es wird ein besonderer Advent, ruhiger und für viele sicher einsamer. Vielleicht nachdenklicher, denn was für uns neu ist, Angst und Unsicherheit ist für zu viele schon zu lange Alltag.

Das Kommen des Menschensohns
Jesus sprach: „Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ Und er sagte ihnen ein Gleichnis: „Seht den Feigenbaum und alle Bäume an: wenn sie jetzt ausschlagen und ihr seht es, so wisst ihr selber, dass der Sommer schon nahe ist. So auch ihr: Wenn ihr seht, dass dies alles geschieht, so wisst, dass das Reich Gottes nahe ist.“

Wir beten: Gott, sanfte Lebendigkeit, in unserem Leben geschehen viele aufwühlende Dinge, Schicksalsschläge, Einschränkungen und Unausweichliches, was uns hin und her wirft. Und nicht selten verlieren wir die Orientierung und vergessen, dass du uns zum Menschsein berufen hast. Wir bitten dich, verankere uns in deiner Gegenwart, dass wir in allen Bewegungen unseres Lebens das Vertrauen auf dich nicht verlieren und unser Haupt heben können, um voller Verantwortung unser Leben zu meistern. Denn du hast uns als Menschenkinder zu deinem Reich berufen.

Gott, sanfte Lebendigkeit, in unserer Gesellschaft geht vieles drunter und drüber – die bisherigen Vorstellungen und Werte verändern sich so stark, dass wir voller Unsicherheit in die Zukunft blicken und nicht wissen, wohin alles führen wird. Auch das Miteinander der Menschen bekommt immer größere Risse. Wir bitten dich, verankere uns in deiner Gegenwart, dass wir in den Turbulenzen der Entwicklung unsere Mitmenschen nicht aus den Augen verlieren und auf die Würde jedes einzelnen achten. Denn du hast uns alle als Menschenkinder zu deinem Reich berufen.

Gott, sanfte Lebendigkeit, zwischen den Völkern gibt es so große Unstimmigkeiten, dass oft nur die Waffengewalt als Weg erscheint. Ideologien und Hass verzerren das Angesicht der Menschen und immer wieder werden einzelne zu Sündenböcken gemacht, verfolgt und geopfert. Besonders denken wir an die Menschen in Syrien und im Irak, in Israel / Palästina und in Aserbaidschan und Armenien. Wir bitten dich, verankere uns in deiner Gegenwart, dass wir immer besser lernen, jede Form von Gewalt abzulegen. Kläre unseren Blick, dass wir die Mechanismen von Ausgrenzung und Egoismus verstehen und neue Weg zu Frieden und Versöhnung suchen. Denn du hast uns alle als Menschenkinder zu deinem Reich berufen.

Wir beten, bitten und danken Gott in der Stille, die Gott allein hören kann.

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