4. Februar 2022

Kunst wider die Eindeutigkeit.

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Gestern hat unser Online-Bibeldialog angefangen. Das Thema: “Ist das Religion oder kann das weg? Was Religion und Kunst gemeinsam haben“.  Fast 30 Teilnehmende sind schon am ersten Nachmittag und Abend zusammengekommen und haben ihre Lieblingskirchen oder Lieblingskunstorte gezeigt. Die Vielfalt an Werken und Gebäuden, und noch mehr die Gründe, warum ausgerechnet dieses oder jenes Werk gewählt worden war, oder warum eine bestimmte Kirche andächtig sein lässt, war beeindruckend. Siegfried Landau erläuterte es abends in seinem Vortrag: Kunst ist nie ein fertiges Werk. Es entsteht immer in unserem Kopf, durch unsere Sinne und ist für keine zwei Menschen dasselbe.  Mag das auch für unseren Glauben gelten? Kann ein Menschen einem anderen jemals den eigenen Glauben 100%ig darlegen?

Für manche Menschen ist diese Vielfalt der Deutungsmöglichkeiten vielleicht zu schwer zu vereinbaren mit einer Sehnsucht nach Halt und Klarheit.  Die Frage „Was ist Kunst eigentlich?“ ist den Readymades von Marcel Duchamp nicht mehr so leicht zu beantworten. Und ist es mit unserem Glauben vielleicht ähnlich? Was ist wahrer Glaube? Wenn ich die Bibel wortwörtlich als Gottes Wort annehme? Wenn ich Jesus in den Tod folge, oder wenigstens mein Leben den Elenden widme? Oder gehören auch Zweifel zum Glauben dazu wie das Stirnrunzeln einer vor verklebten Badewanne, die ein Mensch Kunst nennt? Vielleicht machen uns ja genau die eigenen Zweifel offen für das, was auf den ersten und zweiten Blick rätselhaft bleibt.  Oder uns daran erinnert, dass kein einzelnes Bild uns je Gott zeigen kann. Das hat mir unser Musiker im Team, Tomas Najbrt aus Prag, in seiner Abendmeditation zu den zauberhaften Lautenklängen vermittelt.

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