17. März 2022

Vergeltet niemandem Böses mit Bösem...

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Den Post heute hat mir wieder einmal Immo Wache aus Teneriffa geschickt. Ein paar Gedanken zum Römerbrief des Apostel Paulus, die mich auch bewegen, auch wen ich gar nicht an Paulus gedacht hatte. Immo war lange Zeit Militärseelsorger und ich kann mir denken, dass er sich anders in die Situation hineindenkt, als ich es kann.

„Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. (…) Ist´s möglich, soviel an Euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden!“ Das schreibt der Apostel Paulus im 12. Kapitel des Römerbriefes. Es ist die Kernthese christlicher Friedensethik. Doch diese Friedensethik wird gerade auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Wie soll man Russland derzeit gegenübertreten? Und wie der Ukraine helfen? Dieser Krieg ist zutiefst böse. Wenn es heißt: „Der Krieg weitet sich nach Westen aus!“ stimmt das ja nicht. Der Krieg ist kein handelndes Subjekt. Es sind Menschen, die diesen Krieg führen. „Es ist Putins Krieg!“ heißt es. Aber das stimmt ja auch nicht. Es sind viel mehr Menschen, die Befehle ausarbeiten; es sind Menschen, die Angriffe planen und es sind Menschen, die auf den Knopf einer Abschussvorrichtung drücken. Das Böse hat Namen und es hat Gesichter. Ich war jahrelang Militärpfarrer. Auch im Auslandseinsatz gab es ethische Richtlinien, die für alle Einsatznationen galten: die „rules of engagement“: Zivilisten sind zu schonen! Auf Flüchtende darf nicht geschossen werden! Wer beim Training das missachtet hatte, durfte nicht mit in den Einsatz. So habe ich das erlebt. Und so habe ich das immer wieder in den Auslandsvorbereitungen unterrichtet. Umso mehr steigt in mir die Wut, wenn ich Bilder sehe, wie Krankenhäuser beschossen werden, Raketen gezielt in Wohngebiete einschlagen. Und da soll ich mit allen Menschen Frieden halten? Ich gestehe:  Meine Wut gegen die, die diesen Krieg führen, ist groß. Es klingt pathetisch, aber meine Seele leidet mit den Opfern. Und deshalb ertappe ich mich auch bei Rachegedanken gegenüber den Tätern: Sie sollen zahlen! Für jedes Opfer! Für jeden Stein des Wiederaufbaus!  Wir hatten doch schon den Weltkrieg. Deutschland musste bitter für den Krieg bezahlen und stand zurecht auf der Anklagebank. – Und doch: Die meisten Völker um uns herum haben Böses nicht mit Bösem vergolten. Nur so kam es zu dem Frieden, in dem wir so lange leben durften.

Es muss Raum und Zeit geben, die Ohnmacht und die Wut rauszulassen. Aber am Ende braucht es auch Raum und Zeit, um den Frieden wieder zu finden. Das wird schwer werden. Darum beten wir im „Vater Unser“ umso mehr: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern!

Ich wünsche uns allen eine friedliche Zukunft!
Ihr Pfarrer Immo Wache,

Danke, Immo.

 

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