5. Juni 2023

Mini-Bibeldialog in Wittenberg

 *** If you wish to read my posts in English, please let me know: hahn@eaberlin.de 

Am Wochenende fand ein Mini-Bibeldialog in Wittenberg statt. Ganz ohne mich, ganz ohne Zutun der Evangelischen Akademie zu Berlin. Wird das Schule machen? Und wäre das gut? Zumindest ist diese Begegnung nicht ganz ausgefallen, wie so viele andere Bibeldialoge, seit die kirchliche Förderung nicht mehr da ist. Bis 2022 hat die Union Evangelischer Kirchen die Tradition der Bibeldialoge (früher die Berliner Bibelwochen der EKU) finanziell weitergefördert mit recht großzügigen 130.000 €. Überall muss gespart werden und beharrlich hält sich die Vorstellung, dass die Bibeldialoge eher was für die Alten ist und deshalb sicher ohnehin bald aussterben werden. Zugegeben in den Corona-Jahren waren unsere Präsenztagungen – die wenigen, die zwischen den Lockdowns und Reisebeschränkungen und wieder in die Höhe schießenden Inzidenzen zustande kamen nicht gerade überbelegt.

Der Bibeldialoge für Angehörige von Behinderten* kam allerdings immer noch irgendwie zustande. Klar, unter erschwerten Bedingungen kamen vor allem die Stammteilnehmerinnen und wegen der Reisebeschränkungen manchmal nur die Berliner und Brandenburgerinnen. Es hat mir gezeigt, wie wichtig diese Begegnung für die Teilnehmenden ist, die nur hier über Grenzen hinweg, außerhalb der eigenen Gemeinde, wo sie auch oft und immer wieder ihre Situation mit einem oder einer behinderten Person erklären müssen, wo sie Mitleid statt Verständnis zu spüren bekommen. Wo die andere einfach wissen, worin die Mühsal besteht im Alltag, und auch wo Dankbarkeit für ganz einzigartige Geschenke erlebt wird.  

Dieses Jahr kann ich nur sechs Bibeldialoge in Präsenz durchführen und in Berlin sind sie sehr teuer geworden und dazu noch kürzer. Es müssen zudem Tagungen sein, die ihr Thema politisch angehen – nicht mehr biblisch-theologisch, auch nicht seelsorgerisch… Manch eine Tagung ist dadurch so umgestaltet, dass man sie kaum noch als Bibeldialog erkennt. Das kann keine Lösung sein.

Diese Woche im Blog will ich die Rückmeldungen aus der Gruppe posten, die jetzt am Wochenende, komplett in Eigenregie und ohne kirchliche Zuschüsse getagt hat. Und gemeinsam mit dem ehrenamtlichen Team überlegen, wie wir nächstes Jahr eine kostenneutrale Tagung in unser Programm integriert bekommen. Bei den vielen Anträgen werde ich auch nächstes jahr maximal sechs Bibeldialoge schaffen – weniger, wenn sie nicht kostenneutral zu gestalten sind.

Morgen poste ich eine erste Rückmeldung von unserem tschechischen Tagungsleiter Dawid.

Bis morgen also
Eure/Ihre Tamara 

*Ok, das ist nicht die politisch korrekte Bezeichnung. Aber ich denke immer noch an eine Teilnehmerin im Rollstuhl, die mir sagte, sie sei kein Mensch mit Behinderung, denn sie könnte alles tun, was sie tun wollte, wohl aber werde sie  behindert von Treppen, zu hohen Theken und von rücksichtsloser Stadtplanung…


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