14. Oktober 2024

Predigt zu 2. Korinther 3 (von Elke aus Lemgo) Teil 1

 *** If you wish to read this post in English, please let me know: hahn@eaberlin.de.

Elke, Prädikantin aus Lemgo, hat mir wieder eine Predigt geschickt, diesmal zum zweiten Korintherbrief. Da wir ja im September gerade einen Bibeldialog zu den Paulusbriefen hatten, passt dss ganz gut.

…bekommen sie gerne einen Brief? Spannend, vielversprechend und zunächst nicht lesbar, was steht wohl drin? Der Absender verrät schon einiges. Behördenbrief – na ja…, Rechnung, bereits erwartet…, Brief des Arbeitgebers, oh, oh …der Brief von Freunden dagegen lässt mein Herz freudig schlagen. Was ist Inhalt? Liebevolle Anrede, interessante Erzählungen, herzliche Grüße, so etwas erfreut mein Herz.

In jeder Gemeinschaft, in jeder Gemeinde sind Krisen und Konflikte, so auch in der multireligiösen Hafen- und Geschäftsstadt Korinth mit der jungen christlichen Gemeinde. Erstaunlich, auch wie immer, die besondere Antwort des Apostel Paulus. Er wischt den Konflikt beiseite und ermuntert die Hörer mit der überraschenden Zusage: Ihr seid ein Empfehlungsschreiben Christi.  Und bekräftigend setzt er hinzu: Das ist doch offensichtlich.

Laut Wikipedia ist ein Empfehlungsschreiben (Referenzschreiben, Beurteilungsschreiben) ein Schriftstück mit einer positiv wertenden Empfehlung zugunsten einer Person.  So haben sich z. B. Lehrlinge/Azubis früher damit beim Lehrherrn/Chef beworben. Teilweise werden bzw. wurden solche Empfehlungsschreibungen für Bewerbungen im religiösen Umfeld verlangt. Diese werden dann von früheren Arbeitgebern oder Personen aus dem persönlichen Umfeld (etwa religiöse Amtsträger, Lehrer, Mitglieder derselben Glaubensgruppe) abgefasst und sagen selbstverständlich etwas über die zu beurteilen Person und deren Fähigkeiten aus.  Damit vergleicht also Paulus seine Gemeindeglieder. Lassen wir das auch für und gelten?

Paulus beginnt mit “Ihr seid”, nicht “Ihr sollt sein” oder “Ihr werdet sein” - nein, “Ihr seid”;  und das meint hier wohl gerade keine Festschreibung eigener Leistungskraft und eigenen Vermögens. “Ihr seid”, liebe Gemeinde, ohne mein Zutun ist uns etwas geschenkt, sind wir wer. In der Taufe hat Gott versprochen: Du bist mein geliebtes Kind. Jesus Christus hat dich erlöst. Der Heilige Geist befreit dich zum Leben. Diese immerwährende Gültigkeit und vergewissernde Zusage, kennen wir auch “allgemeines Priestertum der Getauften”. Bildhaft drückt es der Apostel aus: “Ihr seid ein lesbarer Brief Christi, (Luther) ein lebendiges Empfehlungsschreiben, ein Zeugnis des Schreibers, der sich in eure Herzen eingeschrieben hat und Kraftzentrum wie Schrittmacher ist:  Jesus Christus selbst, in dir und in jeder Gemeinde existierend“, wie Dietrich. Bonhoeffer das ausdrückt.

Große Worte, große Liebe, großes Zutrauen liebe Geschwister. Gemeinsames ist gefragt, wir sind angesprochen. Bestimmt aber auch große Gabe, große Aufgabe und im Gegensatz zum empfangenen Brief keine Leseeinladung sondern unsere Lebensaufgabe?  

Ohne Vertrauen klappt fast nichts, wie wir sowohl aus unseren zwischenmenschlichen Beziehungen, als auch aus den politischen und wirtschaftlichen Institutionen und Prozessen wissen. Gottes Vertrauen in uns, seine geliebten Menschen, ist und bleibt ewig. Er hat auch in dir und mir enorm viel Gutes geschaffen. Mein Glaube an Jesus, den Christus, und die Zuversicht auf unseren Heiland, glaub- und vertrauenswürdig gelebt, ist laut Paulus, lesbar wie ein Brief, wie ein öffentliches Schreiben. So werden alle Christen demnach gelesen, auch von anderen, auch von Angehörigen anderer Religionen, auch von “frommen” Geschwistern, ja selbst oder gerade von überzeugten Atheisten, zuweilen auch ich von mir selbst.

Spätestens hier ist klar, dass ein solcher Brief eben nicht mit Tinte und sogar möglicherweise widerrufbar geschrieben ist. Nein hier ist Christus mit seiner Hingabe, mit seinem Kreuzestod überwältigend spürbar. Hier erlebe ich Befreiung und Auftrag zum gelingenden Leben. Gottgewollt, Christusverdankt und heilig unterstützt. Täglich darf ich das ein- und ausatmen, nicht selten mit Tränen der Freude, der Ehrfrucht, des Dankes. Gelegentlich auch mit ungläubigem Staunen und klopfenden Herzen - denn der Inhalt dieses Empfehlungsschreibens ist eingebrannt in mein Herz, steht nicht auf Steintafeln oder in Briefen anderer. Aus der Medizin wissen wir, wenn das Herz nicht einwandfrei funktioniert, wirkt sich das ungut auf den Körper aus. Dann geh ich zum Arzt und bestenfalls wird geholfen, oder ich lebe mit Medikamenten und Einschränkungen weiter, manchmal endet Leben nach unserem Gefühl dann zu früh.

Morgen geht es hier weiter mit dem zweiten Teil der Predigt. Euch/Ihnen allen einen guten Start in die Woche!

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