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Elke, Prädikantin aus Lemgo, hat mir wieder eine Predigt geschickt. Der letzte Sonntag hatte den Namen Rogate, was Beten heißt, und so ist es eine schöne Gelegenheit, mit Elkes Predigt ein paar Gedanken zum Thema Beten anzuregen. Heute Teil zwei. Den ersten Teil habe ich gestern hier eingestellt, einfach runterscrollen...
Christus erinnert, zunächst einmal die, die ihm damals folgten: „Bis jetzt habt ihr nichts in meinen Namen erbeten. Bittet und ihr werdet es bekommen.“ Wenn ich dem Ruf Christi folge, und das zeichnet alle Christen, dann gelten Jesu Worte auch dir und mir. Dann empfinde ich solches Gebet keinesfalls als Freibrief, als Wunschbaum, schon gar nicht als letzten verzweifelten Kraftakt für meinen mangelnden Einsatz. Verantwortliches Beten ist uns von Christus ans Herz gelegt.
In einer göttlichen Stellenanzeige liest sich das so: Nur so viel – Vorgänger war dieser EINE, der immer geholfen hat, immer ansprechbar war…Es geht um SEINE Nachfolge!
Das bedeutet für bedrohte Völker zu streiten, aber nicht mit totbringenden Waffen. Das bedeutet Verzicht. Nicht Wachstum nur im eigenen Land, sondern Miteinander teilen, besonders mit denen, denen das Lebenswichtige fehlt. Das kann auch das Evangelium sein. Gottes gute Botschaft, dass seine Güte mitsamt seinen Gütern für alle zum Leben genug sind. Das bedeutet immer das Gespräch und die Auseinandersetzung mit dem Schöpfer und dem Erlöser: „Bittet, in meinem Namen, und ihr werdet es bekommen.“ Jesus selbst verspricht seinen Jüngern: „Ich werde offen und unverhüllt zu euch vom Vater reden. An dem Tag werdet ihr in meinem Namen bitten.“
Christus nimmt uns jezt in die Verantwortung. Wir sollen, wie vor Zeiten Mose, den Vater selbst in Jesu Namen bitten. Uns im Gebet also durchaus an das Opfer Christi erinnern, der vom Vater gekommen ist und Himmelfahrt zu ihm zurückkehrt. An, auf und in dieser Welt litt er so unglaublich, dass am Ende mutige Auferstehung für uns geliebte Menschen zur Lösung wurde.
Mariann Edgar Budde, Bischöfin in Washington und Predigerin zur Amtseinführung Trumps in ihrem Buch "Mutig sein": Jesus kam nicht nur „um zu sterben“. Jesus kam, um zu leben – zu predigen, zu heilen, Geschichten zu erzählen, die Gesellschaftsordnung anzufechten, Menschen zu berühren, die man nicht berühren sollte, und mit Menschen zu essen, mit denen man nicht essen sollte. Brot zu brechen, Wein einzugießen. Füße zu waschen, der Versuchung zu widerstehen, den Behörden auf den Nerv zu gehen, die Heilige Schrift zu erfüllen, den Beginn des neuen Königreiches zu verkünden, und zu zeigen, wie dieses Königriech aussieht, uns zu zeigen, wie Gott ist, seine Feinde zu lieben und bis zum Tod durch ihre Hand, mit der Wiederauferstehung aus dem Grab den Tod zu besiegen.
Stimmen wir überzeugt mit den Jüngern ein: „Deshalb glauben wir, dass du von Gott kommst“. Und erleben doch auch mit den Jüngern, dass wir weglaufen, scheiten, und nicht zuletzt in Christus Nachfolge scheitern. Bei allem, was Christus schwer war, blieb er nicht allein. GottVater war immer bei ihm. Christi Antwort ist sein vertrauensvolles Gebet: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe.“
Im verantwortungsvollen Gebet darf ich um alles bitten. In mancher Verzweiflung auch um das scheinbar unmögliche. Ja, der Freibrief, der Hoffnungsschrei, selbst der Wunschbaum oder die Antwort auf erfahrenes Leid dürfen uns dann guttun. Wir dürfen um einfach alles bitten. Aber eben im Namen Jesu. Sicher hilft die Frage, um was hätte Jesus jetzt gebeten? Solches Gebet bedeutet, dass wir sein Leben mit dem unserem verweben, bzw. verweben lassen bis hin zur Bitte: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe.“ Solches Gebet bewahrt uns auch vor jeglichem Größenwahn. Und wir alle sind selbst im Scheitern nicht allein, der Dreieinige Gott bleibt bei uns. Am allerwichtigsten ist mir Christi Mutwort: „Das alles habe ich euch gesagt, damit ihr bei MIR Frieden findet. In der Welt habt ihr Angst, aber fasst Mut, ich habe die Welt besiegt.“
Wenn wir so beten „Dann wird die Freude euch ganz und gar erfüllen.“ Das spüre ich bei unserem Gesang. Versuchen wir doch zuerst uns zu erinnern, zuerst zu loben und danken, und wenn es zuweilen auch schwer ist, zuerst zu hoffen, sogar zu lachen, weil wir allen Grund dazu haben. In Jesu Namen dürfen wir bitten und mutig zu handeln. Mitten in meiner Angst mein Trost, Jesu Versprechen: Diese Gebete werden erhört. Haben wir das nicht alle schon erlebt. Erzählt und betet!
Mariann Edgar Budde, diese warmherzige strahlende Frau, die auf dem Kirchentag in Hannover mit uns sang und betete, beendete ihre Predigt, eindringlich und auf Augenhöhe wie folgt: Haben Sie Erbarmen, Herr Präsident, mit den Menschen in unseren Städten, deren Kinder fürchten, dass ihnen die Eltern genommen werden. Helfen Sie denen, die aus Kriegsgebieten und vor Verfolgung in ihren Heimatländern fliehen, um hier Mitgefühl und Aufnahme zu finden. Unser Gott lehrt uns, dass wir den Fremden Barmherzigkeit erweisen sollen, denn einst waren wir alle Fremde in unserem Land. Möge Gott uns die Kraft und den Mut geben, die Würde jedes Menschen zu respektieren, in Liebe die Wahrheit zu sprechen und in Demut zu leben, miteinander und mit unserem Gott, zum Wohl aller Menschen in diesem Land und aller Welt.
Der Friede Gottes, der höher ist als alles, was wir denken können, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus.
Danke, Elke für deine Worte, die nachdenklich machen. Morgen folgt hier noch ein Gebet... Am Donnerstag feiner wir Christi Himmelfahrt, und nach Elkes predigt werde ich anders nachdenken, was das für mich bedeuten und anders beten.
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