23. Juni 2025

Was bedeutet eigentlich … ? Johannistag

Sandra Schröder ist meine Kollegin, mit der ich das Büroteile, wie ich gehört sie zur Gemeinde des Berliner Doms, wo Sie (u.A.)  Beiträge für den DomBlick schreibt. Hier eine Kostprobe. 

Die Tage sind lang, die Nächte kurz, hell und lau. Rhabarber und Spargel sind abgeerntet, nun sind Beeren und Heu soweit. Menschen flechten Kränze und Sträuße aus Blumen und Kräutern. Nachts tanzen sie ums Feuer. Es ist Sommersonnenwende. Zeit, Weihnachten zu feiern. Sommerweihnachten.

Spätestens seit dem 5. Jahrhundert feiert die westliche Christenheit am 24. Juni den Geburtstag von Johannes dem Täufer. Neben der Geburt Jesu ist es der einzige Geburtstag, der im evangelischen Festtagskalender vorgesehen ist. Üblicherweise werden die Gedenktage für Heilige ja auf deren Todestag gelegt. Jesus und Johannes sind in besonderer Weise miteinander verbunden. Im Lukasevangelium lesen wir, wie Jesu Mutter Maria, die gerade von ihrer Schwangerschaft erfahren hat, ihre Verwandte Elisabeth besucht, die im sechsten Monat mit Johannes schwanger ist. Daher hat man Johannes Geburt ein halbes Jahr vor Jesu Geburt gelegt. Aber müssten wir dann nicht am 25. Juni Johannistag feiern? In früheren Zeiten hat man allerdings nicht im heutigen Datumsformat gedacht und die beiden Feiertage auf den achten Tag vor Beginn des Folgemonats gelegt. Da Dezember und Juni unterschiedlich lang sind, kommt es zu der Abweichung.

Schon bei ihrer Erstbegegnung in den Bäuchen ihrer Mütter erkennt Johannes die besondere Bedeutung von Jesus und hüpft vor Freude im Leib seiner Mutter. Später begegnen sich die beiden in der Wüste wieder, traditionell der Ort der Gotteserwartung und Ausgangspunkt messianischer Bewegungen. Mittlerweile ist Johannes ein etwas eigenwilliger Asket geworden, der Buße und Umkehr predigt und Menschen, auch Jesus, im Jordan tauft. Tauferinnerung, aber auch Brunnensegnungen gehören daher zu den Johannistagsbräuchen. Johannes gilt als Prophet, Lehrer, Vorläufer und Wegbereiter Jesu. Er erkennt: Er, Jesus, muss wachsen, ich aber muss abnehmen. Dieser Satz ist mit dem Naturjahr verbunden. Zur Sommersonnenwende werden die Tage wieder kürzer, das Jahr nimmt ab. In der beginnenden Vergänglichkeit spiegeln die Johannisfeuer die wahre Sonne Christus wider, ein Vorschein von Weihnachten im Mittsommer.


Schröders Peanuts: Johannistag

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