Sandra Schröder ist meine Kollegin, mit der ich das Büroteile, wie ich gehört sie zur Gemeinde des Berliner Doms, wo Sie (u.A.) Beiträge für den DomBlick schreibt. Hier eine Kostprobe.
Die Tage sind lang, die Nächte kurz, hell und lau. Rhabarber und Spargel sind abgeerntet, nun sind Beeren und Heu soweit. Menschen flechten Kränze und Sträuße aus Blumen und Kräutern. Nachts tanzen sie ums Feuer. Es ist Sommersonnenwende. Zeit, Weihnachten zu feiern. Sommerweihnachten.
Spätestens
seit dem 5. Jahrhundert feiert die westliche Christenheit am 24. Juni den
Geburtstag von Johannes dem Täufer. Neben der Geburt Jesu ist es der einzige
Geburtstag, der im evangelischen Festtagskalender vorgesehen ist. Üblicherweise
werden die Gedenktage für Heilige ja auf deren Todestag gelegt. Jesus und
Johannes sind in besonderer Weise miteinander verbunden. Im Lukasevangelium
lesen wir, wie Jesu Mutter Maria, die gerade von ihrer Schwangerschaft erfahren
hat, ihre Verwandte Elisabeth besucht, die im sechsten Monat mit Johannes
schwanger ist. Daher hat man Johannes Geburt ein halbes Jahr vor Jesu Geburt
gelegt. Aber müssten wir dann nicht am 25. Juni Johannistag feiern? In früheren
Zeiten hat man allerdings nicht im heutigen Datumsformat gedacht und die beiden
Feiertage auf den achten Tag vor Beginn des Folgemonats gelegt. Da Dezember und
Juni unterschiedlich lang sind, kommt es zu der Abweichung.
Schon
bei ihrer Erstbegegnung in den Bäuchen ihrer Mütter erkennt Johannes die
besondere Bedeutung von Jesus und hüpft vor Freude im Leib seiner Mutter.
Später begegnen sich die beiden in der Wüste wieder, traditionell der Ort der
Gotteserwartung und Ausgangspunkt messianischer Bewegungen. Mittlerweile ist
Johannes ein etwas eigenwilliger Asket geworden, der Buße und Umkehr predigt
und Menschen, auch Jesus, im Jordan tauft. Tauferinnerung, aber auch
Brunnensegnungen gehören daher zu den Johannistagsbräuchen. Johannes gilt als
Prophet, Lehrer, Vorläufer und Wegbereiter Jesu. Er erkennt: Er, Jesus, muss
wachsen, ich aber muss abnehmen. Dieser Satz ist mit dem Naturjahr verbunden.
Zur Sommersonnenwende werden die Tage wieder kürzer, das Jahr nimmt ab. In der
beginnenden Vergänglichkeit spiegeln die Johannisfeuer die wahre Sonne Christus
wider, ein Vorschein von Weihnachten im Mittsommer.
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