6. Oktober 2021

Nachlese zum Bibeldialog in Siebenbürgen

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Seit unserem Bibeldialog in Siebenbürgen im September sind nun schon 2 Wochen (und bei mir ein weiterer Bibeldialog in Berlin) vergangen. Rumänien wurde inzwischen wieder zum Risiko-Gebiet erklärt und ich bin dankbar, dass wir bei allen Masken, Tests und Abständen doch eine unglaublich schöne Zeit erleben dürften: in Michelsberg, in Großau, in Hermanstadt mit den Freundinnen aus Alba Julia, Mediasch, Petersberg, Großpold…. Und natürlich auch aus ganz Deutschland, aus Tschechien, Spanien und Lettland. "Kleine Gemeinden": das hatten wir zunächst einmal gemeinsam, doch waren die Umstände oft sehr verschieden. Ich hatte im Untertitel geschrieben, „warum es nicht auf Zahlen ankommt“, und muss wohl korrigieren: Es gibt ein zu klein sein, wenn man auf ein Wachsen der Gemeinde noch hoffen soll. Und vieles hängt an einzelnen besonderen Menschen, in den Gemeinde in den Pfarrämtern. Auch das hatten wir letztlich gemeinsam, in Ost und West, Norden und Süden. Wir aus den noch immer wohlhabenden EKD-Kirchen konnten nur bewundern, mit wieviel persönlichem Einsatz und wieviel Gottvertrauen und Nächstenliebe unsere Freund:innen ihre Gemeinden mit Leben erfüllen. Egal wie klein eine gemeinde ist, Gott ist jedenfalls immer noch bei ihr.

Besser als ich gibt einer unserer bundesdeutschen Teilnehmer die vielfältigen Eindrücke wieder, und so wil ich nun zitieren: "Wir haben sehr beeindruckende Menschen kennengelernt, die mit dem Erbe der fast 800-jährigen siebenbürgisch-sächsischen Geschichte bewusst umgehen. Sich mit dem Anderssein gegenüber der Umgebung auseinanderzusetzen, gehört zur Siedlungsgeschichte der Siebenbürger Sachsen. Die Kirchenburgen, die Bildung, die Bewahrung der Sprache und Konfession uvm. zeugen davon. Für uns, einem Moselfranken vom Hunsrück und einer Nachfahrin von östereichischen Exulanten aus dem Ansbachischen war es geradezu verblüffend, in der Sprache der Sachsen einerseits und der Landler andererseits diese stolze Treue zum Erbe mit eigenen Ohren als Echo aus den Jahrhunderten hören zu können. Seit 1990 allerdings ist das Minderheit-Sein allein von der geringen Zahl der Personen her in einer Weise bedrohlich geworden, wie es das vielleicht nie in der Geschichte vergleichbar war. Wir spürten den glimmenden Docht der Hoffnung und den fast überwältigenden Schmerz der Trauer und womöglich Verzweiflung angesichts der scheinbaren Aussichtslosigkeit. Was auf dem Spiel steht und offenkundig nur schwer zu bewahren sein wird, ist ein großartiges Erbe für die Gemeinschaft und eine Heimat für die Einzelnen. Uns bleibt da nur, mit großem Respekt zuzuhören, Anteil zu nehmen und zu verstehen zu versuchen. Beschwichtigen oder gar schönfärben können wir von außen gar nichts. Wenn etwas trägt, dann ist es der Glaube und die Zuversicht all derer, die in Siebenbürgen nach den offenen Wegen Ausschau halten, die in eine – womöglich andere – Zukunft führen. Es war beim Bibeldialog auch gut zu erleben, wie selbstbewusst und kenntnisreich Ehrenamtliche Andachten und Bibelarbeiten gestalten und sich in ihren Gemeinden engagieren."

Im nächsten Jahr werden wieder die unterschiedlichsten Menschen in Michelsberg zum musikalischen Bibeldialog zusammenkommen. Hier ist der Termin schon mal zum vormerken: 22.-26.6.2022. Es lohnt sich.

2 Kommentare:

  1. Wir haben Michelsberg mit viel Hoffnung und Energie verlassen. Tolle Gruppe und interessante Diskussionen !
    Maria und Mia aus Hermannstadt

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  2. Liebe Mia und liebe Maria, danke für Eure Rückmeldungen zum Bibeldialog, es war für mich auch wieder ein geschenk, mit Euch zusammen zu kommen! - Tamara

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