8. November 2021

1000x in Bethlehem ... aber nicht in mir?

 ***  If you wish to read this post in English, please mail to hahn@eaberlin.de

Im Bibeldialog in Berlin haben wir uns dazu ausgetauscht, wie wir unseren Glauben leben. Was verstehen wir unter Spiritualität und ist es eigentlich dasselbe wie Frömmigkeit?

Wir haben über unsere Vorbilder im Glauben (und im Leben) nachgedacht und waren uns doch einig, dass Frömmigkeit nichts mit Perfektion zu tun hat. Wir sind alle gleichermaßen auf die Gnade Gottes angewiesen, egal wie sehr wir uns bemühen, gute Christen zu sein. Und wir können niemandem diese Gnade absprechen, weil wir ihn oder sie nicht für einen guten Christenmenschen halten. 

Kommen wir zusammen, um Gottesdienst zu FEIERN? Oder ist es eine PFLICHT, die wir ganz gerne mal vernachlässigen?

Einige Antworten auf die Frage, was für eine Gemeinschaft wir brauchen, brachten die Begegnungen mit einer WG in der Naunynstraße, der Basisgemeinde in Prenzlauer Berg und der afrikanisch geprägten Gemeinde Akebulan.

In der Naunynstraße, einer interkulturellen und interreligiösen Kommunität – von Jesuiten und Arbeiterpriestern gegründet – finden Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen Zuflucht, dürfen bleiben, zur Ruhe kommen, ohne dass sie sich beweisen oder erst amtliche Nachweise erbringen müssen. Sie werden aufgenommen, weil sie Menschen sind.

Die freikirchliche Basisgemeinde sieht sich als kleine christliche Zelle, die ein Zeichen der Hoffnung sein will und ist. Sie leben und arbeiten gemeinsam nach dem Vorbild der ersten Christen in Gütergemeinschaft, aber keineswegs weltfremd: Ihre soziale Arbeit und Gastfreundschaft sind beeindruckend. Gemeinsam wollen sie den Weg der Nachfolge Jesu gehen.

Pastor Peter Arthur aus Ghana stellte die Akebulan-Gemeinde vor, eine interkulturelle christliche Gemeinde, die das Evangelium Jesu Christi über kulturelle Schranken hinaus verkündigt.

In einer online-Diskussion erfuhren wir dann auch noch mehr über die Finnischen Gemeinden in Deutschland und die Fachhochschule für Interkulturelle Theologie, wo Studierende aus aller Welt gemeinsam die unterschiedlichen Ausprägungen von Spiritualität theologisch reflektieren. 

Was macht diese Gemeinden oder Gemeinschaften zu einer geistlichen Heimat? Die Muttersprache ist nur ein Faktor. Wichtiger ist, die eigene Spiritualität leben zu können, ohne ein Urteil, ob man nun richtig glaubt oder eben doch nicht. Das haben alle Gemeinschaften, in die wir einen Blick und unsere Fragen werfen durften gemeinsam: Angenommen sein und ja, mit allen Sinnen zusammenzukommen. Miteinander auch feiern, essen, Kaffee trinken. Das Kaffeetrinken nach dem Gottesdienst gehört dazu. Es macht Predigt und Gebete nicht weniger wichtig, aber es stärkt die Gemeinschaft. Als Christen sind wir nie ganz alleine. Und unsere Unterschiedlichkeit weltweit ist ein großer Schatz! Auf der Webseite von Akebulan e.V. lese ich: „Das Evangelium stellt keine Kultur der Welt höher als die anderen. …. Außerdem können wir als Menschen verschiedener Kulturen voneinander lernen, denn jede Kultur hat ihre Stärken und Besonderheiten, in denen Christus verherrlicht wird.“


1 Kommentar:

  1. Hier ein Kommentar von Edeltraud: ...Wäre Christus nicht in mir geboren…. wären wir verloren, so heißt es in dem Text von Angelus Silesius. Es ist gut zu spüren, wie Glauben Menschen in Europa bewegt. Durch das Kind in der Krippe werden wir an unterschiedlichen Stellen zu Anwälten für das Leben und die Liebe und das ist gut so. Wir leben in einer multikulturellen Welt und auch unsere Glaubensformen spiegeln diese mittlerweile wieder. Schwer auszuhalten und zu hören, was Menschen mit Blick auf Schwangerschaften in Polen erleben. Gut, zu wissen, dass wir nicht verloren sind, sondern dass die Liebe Christi uns immer wieder motiviert für andere und füreinander da zu sein. Die Basisgemeinde versucht das aus ihre Weise, mit der Nachfolge in Gemeinschaft und Armut. Christen in aller Welt versuchen einander Halt zu geben und aufmerksam zu sein für die Probleme und Nöte der Mitmenschen. Manchmal scheint dies im Kleinen besser zu funktionieren als in großen Organisationen oder Kirchen. Gott baut an seinem Reich an unterschiedlichen Stellen dieser Welt. Wir dürfen darauf vertrauen, dass wir nicht verloren sind, sondern er sich immer wieder zu uns hinunterbeugt und uns seine Liebe schenkt. Liebe Grüße aus meinem Pfarralltag und gute Gedanken für die nächsten Tagungen. Bleib behütet und gesund. Edeltraud

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