16. Juni 2014

TOLERANZ ist ein Kind der Liebe - Tolerance is a Child of Love

Bis auf eine ärgerliche Panne ist die Tagung zum Thema Toleranz gestern gut zu Ende gegangen. Die Panne passierte leider bei der Exkursion und hat meine Toleranz gegenüber der Fußball-Fan-Meile im Tiergarten sehr auf die Probe gestellt, denn Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas war bereits abgesperrt und wir konnten nicht dorthin gehen. Das hätte ich mir denken müssen, und habe einfach nicht daran gedacht, hatte es einfach nicht für möglich gehalten, dass Public Viewing vor Gedenken kommt, aber stattdessen sind einige mit mir zur großen Hamburger Straße gelaufen, der Straße, die im Volksmund den Namen Toleranzmeile trägt, weil dort Katholisches Krankenhaus, Evangelische Gemeinde und jüdische Schule und Friedhof nebeneinander stehen. Dass die gute Gemeinschaft nicht von Missstimmung überschattet war, lag mit Sicherheit an den doch sehr toleranten Tagungsteilnehmern aus Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und Polen und natürlich der inhaltlichen Arbeit mit den eingeladenen ReferentInnen an den Tagen davor, die uns zum Nachdenken über unsere Toleranzansprüche, die Grenzen unserer Toleranz und Toleranzstrategien (auch aber nicht nur im Umgang mit anderen Religionen) angeregt haben. Ist Toleranz nicht immer auch ein wenig von oben herab? Oder manchmal einfach der Weg des geringsten Widerstandes? Ein Teilnehmerbeitrag bei unserer theaterpädagogischen Übung mit Jochen Keth und in der Bibelarbeit, die versehentlich nicht den einen Weg und die eine Wahrheit zum Thema hatte, sondern die Liebe und schließlich die Predigt im Abschlussgottesdienst, haben für mich die Einsicht gebracht: Wenn wir lieben, wächst daraus eine Toleranz, die sich nicht über den Anderen erhebt, und die keine Gleichgültigkeit kennt.

Yesterday the participants of our conference on Tolerance left for their various home towns in: the Netherlands, Germany and Poland. I have found answers to many of my questions: Isn't tolerance often a somewhat superior attitude? And sometimes the path of least resistance? We learned much about tolerance strategies, limits of tolerance as well as our own claims of tolerance (not only in view of other religions). In Bible study, in role playing exercises, and finally in worship in the last morning of the conference I found an answer: Love has to be the foundation of our tolerance, because love does not take a supposedly superior position and does not know indiffence.

3 Kommentare:

  1. "Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, so ihr tut, was ich euch gebiete. Ich sage hinfort nicht, daß ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, daß ihr Freunde seid; denn alles, was ich habe von meinem Vater gehört, habe ich euch kundgetan…" Der erste Satz dieses Zitats aus dem Johannesevangelium findet sich bekanntlich unübersehbar auf der Unmenge kirchlicher Gedenktafeln für die in Kriegen hingeschlachteten und sich hinschlachtenden Menschen, die postum zu Helden verklärt wurden. Doch auch die unterschlagenen, zwischen Freund und Nicht-Freund differenzierenden Folgesätze wehrten dem mörderisch instrumentalisierten Missverständnis kaum. In nebulöser "Liebe zu Volk und Vaterland", im Ausrufen "Heiliger Kriege" werden nach wie vor Emotionen beschworen, die das bei Matthäus überlieferte Jesus-Wort "Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen" gänzlich ins Abseits drängen. Insofern erlaube ich mir diese kritische Anmerkung zum Resümee der Toleranz-Tagung. Mit besten Grüßen - Jürgen Rennert

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  2. Lieber Jürgen, inzwischen habe ich natürlich auch die umstrittenen Sätze unseres Präsidenten gelesen und wünschte sehr, er hätte das nicht so und auch nicht anders gesagt. Ich bezweifle, dass den Soldaten in einem fremden Land die Liebe treibt, noch dass er sein Leben geben will. Aber ich bleibe ratlos und damit auch tatenlos angesichts der Gewalt in der Welt, die auch ohne unser aktives Zutun Leid schafft. Die Zeit zurückdrehen zu den Tagen, bevor die ersten Waffen in zwielichte Kanäle verkauft wurden? Da das nicht geht, tragen wir Mitverantwortung, auch wenn wir jetzt nichts tun. Ich bleibe ratlos und leider auch tatenlos. Ich danke Dir für deine Zeilen.
    Tamara

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