17. Mai 2020

Eltern helfen Eltern

Der Bibeldialog für Angehörige von Menschen mit Behinderung ist eine Zusammenarbeit mit Eltern helfen Eltern e.V. in Berlin-Brandenburg. Unser Tagungsleiter Wolfgang ist unser Verbindungsmann zu diesem Eltern-Verein, auf dessen Homepage (http://www.ehe-berlin-brandenburg.de/) man jede Menge Anregungen und eine Übersicht über die Arbeit des Vereins finden kann. Ich bekomme regelmäßig den Newsletter mit tollen Berichten und wertvollen Informationen. Hier ein Ausschnitt von Seite 3 des Oster-Newsletters:
„… Im letzten Drittel des März wissen wir … dass die Tücken der Umsetzung des BTHGs (Bundesteilhabegesetz) sich unter den Coronaeindämmungsbemühungen erneut zeigen. Unsere in komplexen Wohnformen lebenden Angehörigen haben Kontaktsperre nach draußen. Es ist kein Nachhauseholen am Wochenende möglich, ebenso sollen wir unsere Angehörigen durch Besuche nicht gefährden. Alles hängt jetzt an dem chronisch – schon in normalen Zeiten – unterbesetzten Personal, welches, um die Tagesstruktur auflockern zu können, zahlreicher vor Ort sein müsste. Das Gegenteil ist der Fall. Anstelle ausgebildeten Personals haben es unsere Angehörigen mit zwar gutwilligen, aber nicht ausreichend eingeweihten Vertretungskräften zu tun.
Das BTHG (soll) den Betroffenen das Recht auf Selbstbestimmung und Kontrolle über die Unterstützungsleistungen in die Hand geben. Für die Bewohner in besonderen Wohnformen entfällt momentan jedoch jegliche Teilhabe nach außen, in die Kommune. Die, die nicht sagen können, dass sie spazieren geführt werden möchten – das ist ja noch erlaubt –, haben keine Chance, dass ihre Sehnsüchte erfüllt werden können. … Was passiert in unseren Angehörigen, die ja nicht begreifen können, dass ihre Isolierung dem Schutz vor dem Corona-Virus dient? Entstehen psychische Auffälligkeiten wie Depressionen und Aggressionen, denen mit einem erhöhten Personalschlüssel vorgebeugt werden könnte? … Droht einem u.U. nur durch basale Stimulation zu erreichenden Menschen dann die Verlegung aus einer komplexen Wohnform in eine (wesentlich billigere) Pflegeeinrichtung?
Denn aus der mehr oder weniger gesicherten Versorgung von Menschen mit komplexem Unterstützungsbedarf vor der Verabschiedung des BTHGs soll diese Klientel jetzt durch Überwindung von Teilhabebarrieren selbst aktiv werden. Unterstützungsangebote sollen die Benachteiligung aufgrund einer Behinderung ausgleichen und so das Recht auf Selbstbestimmung gewährleisten. … In diesem neuen System (in dem am Rande sogar diskutiert wird, inwieweit die gewohnten Sondereinrichtungen teilhabeverhindernd seien) wird laut ICF Behinderung vorrangig als soziales Problem gefasst. Nicht die Defizite des medizinischen Modells liegen dem Begriff von Behinderung zugrunde, sondern die sozialen und materiellen Barrieren, die Menschen unterschiedlicher Beeinträchtigungen die gleichberechtigte Teilhabe verwehren, also: Aktivierte Behinderte, die auf keine Barriere stoßen, genießen Teilhabe! Nur trifft diese weite Auslegung bei unserer Klientel den „Nagel auf den Daumen“. … „Teilhabe gelingt bei unserer Klientel nur durch erhöhte aktivierende Zuwendung.
Was ist, wenn keine Teilhabeerfolge erzielt werden? … Wie schon erwähnt: Wir sind in der Erprobungsphase. Bleiben wir wachsam für unsere Angehörigen.“
So schreibt Thea M. (EK Mitte) im März 2020 (den vollständigen Artikel kann ich auf Wunsch per Mail zuschicken. Ich habe nur gekürzt, damit der Text in den Blog passt.)
Unser Bibeldialog ist nicht nur ein Ort des Bibelstudiums sondern immer auch des Austauschs unter betroffen Eltern und Angehörigen, Ideenbörse, Ermutigungsquelle und ja, auch Seelsorge. Die Angehörigen, die hier teilnehmen, berichten immer wieder, wie gut es tut, einmal niemandem zum x. Mal die Grundsituation erklären zu müssen. Es hilft, dass auch die meisten im Team selbst Betroffene sind.

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