5. Juni 2020

Europäische Erfahrungen in der Corona-Zeit

Der Bericht aus Siebenbürgen in Rumänien kommt von Carmen. Sie gehört zum Leitungsteam des Sommer-Bibeldialogs auf Schwanenwerder. Ihr Bibeldialog wird vom 9.-13.8. 2020 auch der erste Präsenz-Bibeldialog seit Beginn der Pandemie sein. Das Thema heißt: EINZIGARTIG. Geborgen in Gottes DU.  
Erfahrungen in der Corona-Zeit
aus Broos-Orastie in Siebenbürgen, Rumänien
Die Zeit von März bis Anfang Juni war keine einfache Zeit für mich und die Brooser Gemeinde. Es war nicht leicht mit all den Einschränkungen zu leben, zum Glück war ich noch nicht 65 Jahre alt, sodass ich noch nicht unter die generelle Ausgangssperre für alle über 65-jährigen gefallen bin. Für alle anderen war zumindest ein Ausgang mit eidestattlicher Erklärung (declaratie pe propie raspundere) über den Zielort möglich.
Als alleinstehende Person war es zudem für mich eine neuartige Situation, dass man keine Besuche bei Bekannten machen konnte, dass man nicht mit dem Auto die Ortschaft verlassen konnte und dass keine Gottesdienste stattfinden konnten. Dadurch brach viel soziales Leben weg. Allerdings konnte ich mir ein bisschen Ausgleich verschaffen, denn da ich auch die modernen Medien nutze konnte ich an virtuellen Gottesdiensten teilnehmen, z.B. an den Live-Gottesdiensten aus Michelsberg-Cisnadioara, die über die Plattform Zoom übertragen wurden, und bei denen man per Internetübertragung live präsent sein konnte. Auch viele andere, größere Gemeinden unserer Landeskirche boten Internet-Gottesdienste an.
Doch da die meisten unserer Brooser Gemeindeglieder betagter sind und daher i.d.R. keinen Zugang zu modernen Medien, wie dem Internet, haben, kam für viele diese Art der Gottesdienstteilnahme nicht in Frage. Das war ein schmerzlicher Verlust, denn besonders für die Brooser Gemeindeglieder sind die regelmäßigen Besuche der Gottesdienste ein wichtiger Punkt für das Gemeinschaftsleben und das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Dieses Problem versuchten wir gemeinsam mit Pfarrer Nick Fernolendt etwas zu mindern, durch das Verteilen unseres Gemeindebriefes und von Lesepredigten zu einigen Sonntagen der Passions- und Osterzeit, durch Anrufe und durch Nachbarschaftshilfe.
Ab dem 15. Mai lockerte sich die gesetzliche Situation zwar nicht vollständig, aber es gab wieder gewisse Freiheiten, auch für das gottesdienstliche Leben. Und so durften wir am 17. Mai das erste Mal seti zwei Monaten wieder Präsenzgottesdienst abhalten, allerdings nur im Hof der Kirche und unter der Berücksichtungung des Sicherheitsabstands von 2 Metern. So fanden bisher vier Gottesdienste statt, sowohl bei Sonnenschein als auch manchmal bei Regenwetter.
Leider musste und muss ich auch weiterhin auf einige geplante Veranstaltungen Corona-bedingt verzichten. So hätte Ende April eine große Veranstaltung unserer Landeskirche in Suceava und Cernauti  stattfinden sollen, die aufgrund der Krise leider ausfallen musste. Auch ein geplanter Besuch eines deutschen Orchesters, der Capella Juventa, aus Illmenau in Thüringen, in unserer Kirchengemeinde in Broos, musste abgesagt werden. In den kommenden Monaten war zudem bei uns in der Evangelischen Kirche in Broos ein Orgelkonzert geplant, das nun wegen der Einschränkungen vermutlich ebenfalls nicht stattfinden kann.
Durch die Krise haben mich die Anrufe von Freunden und Bekannten einzig getragen, sowie das Gefühl des Zusammenwachsens und der Anteilnahme auch über Landesgrenzen hinweg. Diese Erfahrung von christlicher Solidarität in der Krise hat mir besonders gut getan und ich habe gemerkt dass jeder von uns EINZIGARTIG ist . Für die kommende Zeit hoffe ich, dass es die Lage im August zulässt, dass die diesjährige Bibelwoche in Berlin stattfindet und freue mich auf ein Wiedersehen mit allen Freunden und Bekannten.
Mit freundlichen Grüßen
Carmen Monica Bianu, Broos (Rumänien)

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