Der Bericht aus Siebenbürgen in Rumänien kommt von Carmen. Sie gehört zum Leitungsteam des Sommer-Bibeldialogs auf
Schwanenwerder. Ihr Bibeldialog wird vom 9.-13.8. 2020 auch der erste Präsenz-Bibeldialog seit Beginn der Pandemie sein. Das Thema heißt: EINZIGARTIG. Geborgen in Gottes DU.
Erfahrungen in der Corona-Zeit
aus Broos-Orastie in Siebenbürgen, Rumänien
Die Zeit von März bis Anfang Juni war keine einfache Zeit
für mich und die Brooser Gemeinde. Es war nicht leicht mit all den
Einschränkungen zu leben, zum Glück war ich noch nicht 65 Jahre alt, sodass ich
noch nicht unter die generelle Ausgangssperre für alle über 65-jährigen
gefallen bin. Für alle anderen war zumindest ein Ausgang mit eidestattlicher
Erklärung (declaratie pe propie raspundere) über den Zielort möglich.
Als alleinstehende Person war es zudem für mich eine
neuartige Situation, dass man keine Besuche bei Bekannten machen konnte, dass
man nicht mit dem Auto die Ortschaft verlassen konnte und dass keine
Gottesdienste stattfinden konnten. Dadurch brach viel soziales Leben weg.
Allerdings konnte ich mir ein bisschen Ausgleich verschaffen, denn da ich auch
die modernen Medien nutze konnte ich an virtuellen Gottesdiensten teilnehmen,
z.B. an den Live-Gottesdiensten aus Michelsberg-Cisnadioara, die über die
Plattform Zoom übertragen wurden, und bei denen man per Internetübertragung
live präsent sein konnte. Auch viele andere, größere Gemeinden unserer
Landeskirche boten Internet-Gottesdienste an.
Doch da die meisten unserer Brooser Gemeindeglieder betagter
sind und daher i.d.R. keinen Zugang zu modernen Medien, wie dem Internet,
haben, kam für viele diese Art der Gottesdienstteilnahme nicht in Frage. Das
war ein schmerzlicher Verlust, denn besonders für die Brooser Gemeindeglieder
sind die regelmäßigen Besuche der Gottesdienste ein wichtiger Punkt für das
Gemeinschaftsleben und das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Dieses Problem
versuchten wir gemeinsam mit Pfarrer Nick Fernolendt etwas zu mindern, durch
das Verteilen unseres Gemeindebriefes und von Lesepredigten zu einigen Sonntagen
der Passions- und Osterzeit, durch Anrufe und durch Nachbarschaftshilfe.
Ab dem 15. Mai lockerte sich die gesetzliche Situation zwar
nicht vollständig, aber es gab wieder gewisse Freiheiten, auch für das
gottesdienstliche Leben. Und so durften wir am 17. Mai das erste Mal seti zwei
Monaten wieder Präsenzgottesdienst abhalten, allerdings nur im Hof der Kirche
und unter der Berücksichtungung des Sicherheitsabstands von 2 Metern. So fanden
bisher vier Gottesdienste statt, sowohl bei Sonnenschein als auch manchmal bei
Regenwetter.
Leider musste und muss ich auch weiterhin auf einige
geplante Veranstaltungen Corona-bedingt verzichten. So hätte Ende April eine
große Veranstaltung unserer Landeskirche in Suceava und Cernauti stattfinden sollen, die aufgrund der Krise
leider ausfallen musste. Auch ein geplanter Besuch eines deutschen Orchesters,
der Capella Juventa, aus Illmenau in Thüringen, in unserer Kirchengemeinde in
Broos, musste abgesagt werden. In den kommenden Monaten war zudem bei uns in
der Evangelischen Kirche in Broos ein Orgelkonzert geplant, das nun wegen der
Einschränkungen vermutlich ebenfalls nicht stattfinden kann.
Durch die Krise haben mich die Anrufe von Freunden und
Bekannten einzig getragen, sowie das Gefühl des Zusammenwachsens und der Anteilnahme
auch über Landesgrenzen hinweg. Diese Erfahrung von christlicher Solidarität in
der Krise hat mir besonders gut getan
und ich habe gemerkt dass jeder von uns EINZIGARTIG ist . Für die kommende Zeit hoffe ich, dass es
die Lage im August zulässt, dass die diesjährige Bibelwoche in Berlin
stattfindet und freue mich auf ein Wiedersehen mit allen Freunden und
Bekannten.
Mit freundlichen Grüßen
Carmen Monica Bianu, Broos (Rumänien)
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