6. Juni 2020

Gedanken zu Trinitatis – Thoughts on Trinity Sunday

*** if you wish to read this text in English, please e-mail me: hahn@eaberlin.de.
Holger Schmidtke war jahrelang theologischer Leiter der Studientagung für Haupt- und Ehrenamtliche mit pädagogischen Tätigkeiten und für die Berliner Bibelwoche für jüdisch-christlichen Dialog. Donnerstags erleben wir seine eindrucksvollen Gebete beim Evensong (zurzeit leider nur Eventext) im Berliner Dom (bzw auf der facebookseite des Doms). Beruflich ist er nicht nur Theologe, sondern auch Pädagoge, Systemischer Berater und Heilpraktiker für Psychotherapie. Mehr Informationen findet man auf seiner Webseite. Die beiden Bilder links von diesem Text sind ebenfalls seine Werke.
"Am Sonntag ist Trinitatisfest. Ein Fest im Kirchenjahr, das sehr in Vergessenheit geraten ist und wegen seines lehrhaften Hintergrunds auch wenig Verständnis bei glaubenden Menschen findet. Ein Bild erleichtert den Zugang zum Verständnis: Drei Kreise überschneiden sich und zeigen die drei Aspekte, durch die wir Menschen etwas von Gott erkennen und verstehen können. Gott ist der Grund allen Lebens, voller Fürsorge und immerwährender Schöpferkraft. Wenn wir in die Natur gehen, können wir etwas von diesem Aspekt Gottes erkennen. Jesus der Sohn wurde Mensch und zeigte uns, was Mensch-Sein bei Gott bedeutet. Das Göttliche und das Menschliche sind so eng verbunden, dass auch der Tod nicht diese Verbundenheit begrenzen kann. Durch Jesus lernen wir, angstfrei vor dem Tod zu sein. Und der Heilige Geist ist die belebende Kraft, die wir täglich neu erleben in den Momenten, wo wir ergriffen werden und aus dem Lethargischen herausbewegt werden. Die drei Kreise überschneiden sich und in dieser Darstellung ist das ganze hervorgehoben, durch ein Dreieck mit der Spitze nach unten. Damit kommen wir zum eigentlich Sinn der Dreieinigkeit. Auch wenn wir immer wieder etwas von Gott erfahren und vieles sagen können, bleibt das Göttliche doch ein Geheimnis. Gott ist eben immer das ganz andere. Wenn wir etwas mit menschlichen Worten ausdrücken, kann es schon nicht mehr göttlich sein. In der Darstellung bilden die drei Kreise ebenfalls ein Dreieck mit der Spitze nach oben. Das Geheimnis des Göttlichen ist erfahren, getragen und eingebunden in der jüdischen Tradition seit Jahrhunderten und hat für uns einen Ausdruck in den christlichen Ideen bekommen.
Einen Blick möchte ich noch auf den Aspekt der Drei lenken. Ein Mensch erkennt sich in seinem Gegenüber und zu zweit bilden sie eine feste Gemeinschaft. Die Verbindung von dreien bringt eine Öffnung dieser Beziehung und sie enthält damit eine Dynamik und Bewegung. Das Göttliche als eine Dreierbeziehung zu beschreiben, macht deutlich, dass das Göttliche immer Bewegung und Veränderung ist – ständiges Werden und Vergehen. Wie ein Tanz vollzieht sich die Verbindung von Menschlichem und Göttlichen in dieser Welt. Bewegung wie eine Welle, die sich in ihrer Kraft immer mehr steigert, bis sie im Chaos bricht und in lieblichen Strömen ausläuft, um im stillen Eins sein ganz im Augenblick zu sein. Spürbar und doch ein Geheimnis.
Holger Schmidtke, Berlin

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