*** I will post the English translation to this text this afternoon!
Wegen der live stattfindenden Bibeldialoge zurzeit gibt es ein paar Unregelmäßigkeiten auf unserem Blog und erst heute folgt Teil 2 von Klaus-Dieters Ehmkes Kanzelrede zu Psalm 139. Er ist Internist in einem Dialyse-Zentrum und bringt neben seinem großen Engagement bei der Kirche und den Bibeldialogen auch seine ärztliche Perspektive ein. Am 5. August haben wir den ersten Teil der Kanzelrede gepostet. Der dritte Teil folgt morgen.
Doch für dich ist die Finsternis gar nicht finster. Und die Nacht leuchtet so hell wie der Tag: Finsternis ist für dich gleich wie das Licht. (Psalm 139,12)
Diese Sätze mag ich besonders gern. Nicht nur, weil ich mal
zur Sonnenwende auf Island eine Fotoserie gemacht habe, wo es praktisch keinen
Sonnenuntergang gegeben hat oder weil ich mich an Nächte erinnere, die ich zum
Tag gemacht habe und mit viel Rotwein das Szenario zur Weltverbesserung mit Freund*innen
zusammen glaubte, fertig zu haben. Nicht nur, aber auch! Denn unsere Nächte
gehören ebenso zu uns. Wir sollten ausruhen und unsere natürlichen Grenzen
kennen - und akzeptieren lernen.
Wie ist das aber in Hinsicht auf Gesundheit und Krankheit,
auf Heil und Heilung? "Höher-weiter-schneller", das kann plötzlich
nur noch ein Traum sein. Aber auch, dass Mut und Zuversicht können wachsen. Viele
Menschen empfinden Krankheit, Sterben und Tod als die Finsternis an sich.
"Hauptsache gesund!" Erinnern wir uns an die zynischen Bemerkungen
vor wenigen Wochen über Menschen, die ohnehin bald sterben würden, auch ohne so
ein Virus, das uns die Mund-Nasen-Tücher beschert hat. Es gibt sogar Menschen,
die meinen, dahinter stecke Gott und manche wissen auch gleich sehr genau,
welche schlechten Menschen oder frevelhaften Taten dahinterstecken müssen. Als
wenn Gott einen Bußgeldkatalog vor sich hätte und gnadenlos Knöllchen verteilen
würde. Es wirft aber auch ein bezeichnendes Licht auf uns selbst, dass wir für
alles eine Begründung haben wollen. Dass wir manchmal annehmen, wir wüssten all
die Ursachen. Dann sind wir schnell dabei und verteilen die Schuld, dass die
oder der ja selbst die Krankheit mitverursacht hat. Nicht die Ursachenforschung
ist schlecht, im Gegenteil. Aber die moralischen Verwerfungen bringen Wahrheit
und Liebe aus der Balance. Denken wir nur an die Bewertung von sexuell
übertragbaren Erkrankungen und psychischen Krankheiten in der
Medizingeschichte. Vielfach erlebe ich diese mittelalterlichen Denkweisen immer
noch. Die oder der muss doch etwas "gemacht" haben, dass sie oder er
jetzt so krank ist. Diese Zusammenfügung ist heillos. Aber auch bei mir selbst.
"Womit habe ich das jetzt verdient?" Diese bohrenden Fragen können
Menschen in den Wahnsinn treiben. Aus diesen Denkmustern möchte ich sie hier
gern heraus begleiten und behaupte sogar, dass ich gute Argumente habe, die ich
im Psalm 139 zu finden glaube:
Den Perspektivwechsel: „Ich hatte noch keine Gestalt gewonnen, da sahen deine Augen schon mein Wesen. Ja, alles steht in deinem Buch geschrieben: Die Tage meines Lebens sind vorgezeichnet, noch bevor ich zur Welt gekommen bin.“ (Psalm 139,13-16)
Schnell gelesen könnte man annehmen, alles sowieso egal. Da kann man nichts machen. "Was dir bestimmt ist, kommt sowieso!" In einem Punkt gebe ich diesen Patientenaussagen sogar recht. Wenn ein Mensch geboren wird, ist klar in "siebzig, wenn es hoch kommt achtzig Jahren" werden wir sterben. Ob wir dann klug geworden sind, liegt aber auch an uns selbst. Unsere Erbanlagen, unsere Erziehung, unser Lebensumfeld dominieren uns und geben uns einen mehr oder weniger guten Startblock. Aber davor war die Liebe, in welcher Form auch immer. Das ist nicht für alle nachzuvollziehen. Die Vorzeichen stehen manchmal nicht gut. Aber in diesem Buch des Lebens sind viele Zeilen, ja ganze Seiten frei. Bestenfalls jubeln wir dann: "Ich danke dir dafür, dass ich so unglaublich wunderbar geschaffen bin. Ich weiß, wie wundervoll deine Werke sind."
Diese Erkenntnis kann schnell verblassen, wenn Schmerzen uns plagen und die bekannte Frage "WARUM" wieder da ist. Aus der Perspektive Gottes brauchen wir dazu Mut und Zuversicht.
Morgen geht es weiter mit Teil 3 der Kanzelrede!
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