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Montage sind auf unserem Blog eigentlich „themenfrei“ aber damit offen für Themen, die allzu leicht untergehen können. Corona betrifft uns gerade alle und zur Abwechslung auch den gut situierten (Nord-)Westen – und sei es auch nur in Form von Einschränkungen oder dementsprechend den Ärger über distanzlos feiernde junge Menschen. Wundert uns diese vermeintliche Rücksichtslosigkeit? Vor nur wenigen Monaten wurde immerhin diskutiert, wie man unseren Planeten und damit die Zukunft eben dieser jungen Menschen retten könnte. Viele Maßnahmen zur Rettung des Klimas wurden gleich als nicht machbar angesehen, weil es ja gar nicht ginge ohne Flugreisen, weil weniger Konsum unsere Wirtschaft und ja, auch Arbeitsplätze, gefährden würde. Verzicht ist immer auch verbunden mit Einnahmeeinbußen. Deshalb blieb es bei Fridays for Future. Den Rest der Woche möge es so weitergehen wie bisher. Alles andere wäre einfach zu teuer. Verzichten sollen dann eben die zukünftigen Generationen – auf ein überlebensfreundliches Klima. Oder die Menschen im armen und heißen Süden, die jetzt schon verzichten – auf Trinkwasserzugang und Unversehrtheit bei Stürmen, Fluten und Dürren. Deren Verzicht auf unseren westlich-nördlichen Lebensstandard sehen wir ohnehin als selbstverständlich an. Everyday for Staying Healthy scheint manchen vielleicht so betrachtet nicht sehr attraktiv. Die "Alten" (und auch die "Best-Agers", die gerade an den Schaltstellen der Macht sitzen) meinten ja, dass Verzicht (auf Konsum, auf Privatautos, auf Flugreisen…) die Wirtschaft zu sehr schädigen würde, auch wenn Weitermachen wie vorher die Zukunft der Jungen mehr als gefährdet. Und nun sollen die Jungen, die sich ja mehrheitlich eher sicher wähnen vor Covid-19, auf Partys und Gemeinschaft verzichten? Den "Alten" zuliebe, die ihren Spaß schon hatten, und die sich selbst auch nicht in den Altersheimen einsperren lassen wollen?
Eine spannende Diskussion zwischen Dr. Michael Hartmann, Studienleiter für Wirtschaftsthemen an der Evangelischen Akademie zu Berlin und dem Juristen, Soziologen und Philosophen Professor Felix Ekardt können Sie auf der Webseite der Evangelischen Akademie zu Berlin hören: https://www.eaberlin.de/nachlese/chronologisch-nach-jahren/2020/podcast-mit-professor-felix-ekardt/
Zum Podcast: … Dass die Corona-Pandemie die Chance einer „heilsamen
Entwöhnung vom Wachstum“ bietet, kann Felix Ekardt, der die Forschungsstelle
Nachhaltigkeit und Klimapolitik in Leipzig und Berlin leitet, bislang nicht
erkennen. „Ich nehme eher wahr, dass allseits mit den Hufen gescharrt wird und
man hofft, das Alte fortsetzen zu können.“ Das gelte für die Politik, für
Unternehmen und auch für Bürgerinnen und Bürger. Das „Bemühen, möglichst viel
von der alten Welt zu retten“, sei „stark in uns allen“, ökologisch aber
natürlich „nicht von Vorteil“.
Im Gespräch mit Michael Hartmann geht es außerdem um mögliche Folgen eines
konsequenten Klimaschutzes für den sozialen Ausgleich, um die Abhängigkeit der
durch die aktuelle Krise bereits extrem belasteten Sozialversicherungen vom
wirtschaftliche Wachstum und um Strategien, die nachhaltig sind, ohne sozial
riskant zu sein. Der Audiobeitrag bildet den thematischen Auftakt zur Tagung
„Sozial und ökologisch? Klimapolitik versus Wachstumsgesellschaft“ am 14.
Dezember.
Der Podcast ist auch auf YouTube zu finden: https://youtu.be/YeWImXNrPqc
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