*** I am off to vacation until September 22, so today no offer to translate the text.
Eigentlich bin ich im Urlaub, aber ich bekommen immer noch die wöchentliche E-Mail, die die Fastenzeit überdauert hat von "7 Wochen ohne", die ich heute besonders hilfreich fand. Inzwischen sind es bald 7 Monate ohne die von vielen schmerzlich vermisste Normalität.
Zuversicht Woche 29: „Schafft euch eine Zukunft!“
Dies sind die Worte des Briefes, den der Prophet Jeremia
von Jerusalem sandte an den Rest der Ältesten, die weggeführt waren, an die
Priester und Propheten und an das ganze Volk, das Nebukadnezar von Jerusalem
nach Babel weggeführt hatte – nachdem der König Jechonja und die
Königinmutter mit den Kämmerern und Oberen in Juda und Jerusalem samt den
Zimmerleuten und Schmieden aus Jerusalem weggeführt waren –, durch Elasa, den
Sohn Schafans, und Gemarja, den Sohn Hilkijas, die Zedekia, der König von Juda,
nach Babel sandte zu Nebukadnezar, dem König von Babel:
So spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels, zu allen Weggeführten, die ich
von Jerusalem nach Babel habe wegführen lassen: Baut Häuser und wohnt darin;
pflanzt Gärten und esst ihre Früchte; nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und
Töchter, nehmt für eure Söhne Frauen und gebt eure Töchter Männern, dass sie
Söhne und Töchter gebären; mehrt euch dort, dass ihr nicht weniger werdet.
Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für
sie zum HERRN; denn wenn's ihr wohlgeht, so geht's euch auch wohl. Denn so
spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels: Lasst euch durch die Propheten,
die bei euch sind, und durch die Wahrsager nicht betrügen, und hört nicht auf
die Träume, die sie träumen! (Jeremia 29,1–8)
Liebe Weggeführte in merkwürdigen Zeiten,
sehnen Sie sich auch nach Normalität? Ich selbst habe
gerade ein großes Verlangen nach Zeiten, in denen ich nicht nachdenken
musste, wie ich jemand anderen begrüße, sondern mich einfach auf das
verlassen konnte, was ich jahrelang gelernt hatte. Ich mag nicht noch einmal
nach Hause gehen, weil ich vergessen habe, meine Maske zum Einkaufen
mitzunehmen. Ich möchte nicht zählen, ob ich vielleicht schon zu viele
Menschen zu einer Geburtstagsfeier eingeladen habe. Ich will wieder ins Kino,
ins Theater und in eine Kirche, in der ich anderen nah sein darf. Ich will
mir keine Sorgen um Freunde machen müssen, die nicht genügend Geld wegen der
Einschränkungen verdienen. Ich fühle mich durch die Einschränkungen mürbe
gemacht, weil ich natürlich weiß, dass all das sein muss. Das Ganze wird
dadurch noch schlimmer, wenn andere, die ebenso empfinden, einfach die
Tatsachen ignorieren und alle Vorsicht und Rücksicht über den Haufen werfen.
Die Realität ist wirklich bedrückend. Viel ärger noch wird es, wenn man
anfängt, die Realität zu leugnen. Darum ist es verständlich, dass besonnene
Menschen dazu aufrufen, sich in einer „neuen Normalität“ einzurichten. Wenn das
doch nur einfacher wäre!
Der Bibeltext für diese Woche stammt auch aus einer
Krisenzeit. Der Prophet Jeremia schreibt einen Brief im Namen Gottes an die
Menschen seines Volkes Israel, die nach der Eroberung ihres Landes nach
Babylon verschleppt wurden. Sie wurden dort angesiedelt, damit sie in ihrem
Heimatland keinen Widerstand gegen die Besatzungsmacht organisieren konnten.
In Babylon hatten die „Weggeführten“ einige Freiheit. Sie durften zum
Beispiel weiterhin ihrem Gott dienen. Aber der Tempel war zerstört und
ohnehin in Jerusalem. Es war nicht abzusehen, wie lang das Exil andauern
würde, und es stellte sich wie heute die Frage: Wie sehr wollen und können
wir uns in dieser „neuen Normalität“ einrichten? Sollen wir unter uns bleiben
und immer bereit, wieder zurück ins Gelobte Land zu gehen? Sozusagen auf
gepackten Koffern sitzen? Wie soll man leben in einer Umgebung, die man sich
nicht ausgesucht hat und der man eigentlich nur das Schlimmste wünscht? Die
Sehnsucht nach dem normalen Leben ist in der Gefangenschaft so mächtig, dass
man zu dem Schluss kommen kann: Wirkliches Leben gibt es hier im Grunde gar
nicht.
Darum schreibt Jeremia an die Gefangenen. Darum lässt er
ihnen von Gott höchstpersönlich ausrichten: Lebt! Tut all das Übliche, das
Alltägliche, das ihr in der gegenwärtigen Situation tun könnt! Jeremia macht
deutlich: Richtet euch ein! Die Situation, in der ihr gerade steckt, ist eure
Lebenszeit. Ihr habt es in der Hand, diese Zeit zu gestalten – bei allen
Einschränkungen. Sucht der verhassten Stadt Babylons Bestes! Wartet nicht
darauf, dass ihr in die Normalität zurückkehren dürft, sondern werdet aktiv!
Pflanzt Gärten, baut Häuser, zeugt Kinder! Schafft euch eine Zukunft!
Diesen Appell kann ich mir gut zu Herzen nehmen, weil er
nicht einfach sagt: „Richte dich eben ein in der Gegenwart.“ Jeremia schaut
über das Ende der Krise hinaus, ohne seine Leute auf dieses Ende zu
vertrösten. Er sagt: „In Gottes Namen lebt, damit ihr auch nach der Krise
leben könnt!“ Ich kann mir vorstellen, dass die Empfänger dieses Briefes
erleichtert waren und sich ermutigt fühlten. Schließlich sind all die Dinge,
zu denen Jeremia auffordert, echte Glücklich-Macher. Wer an der Zukunft baut,
arbeitet fröhlicher als jemand, der lediglich versucht, die Gegenwart zu
überstehen. Ich habe viel gesehen und erlebt in dieser Zeit, das taugt für
die Zukunft – ganz gleich, ob mit oder ohne Corona. Das will ich mir immer
wieder vor Augen halten.
Ich schmunzle, während ich meine Wochenaufgabe für Sie
formuliere, weil ich mir vorstelle, was Sie jetzt wohl erwarten: Einen Garten
pflanzen? Ein Haus bauen? Ein Kind zeugen? Nun, wenn Sie meine
Zuversichts-Mails verfolgen, wissen Sie, dass ich gar so große Aufgaben nicht
stelle. Vielmehr möchte ich Sie bitten: Schreiben Sie einen Brief! Einen mit
Papier und Umschlag und Briefmarke, den Sie jemandem schicken, der das gerade
gebrauchen kann. Den Inhalt Ihres Briefes gebe ich nicht vor. Er wird sich
ergeben, wenn Sie beginnen.
Gott segne Sie!
Ihr Frank Muchlinsky
Frank Muchlinsky ist Pastor der Nordkirche. Er hat viele
Jahre in der Erwachsenenbildung und in der Diakonie gearbeitet. Sein
Schwerpunkt liegt darauf, Glaube und Theologie erfahrbar und verständlich zu
machen. Seit 2012 arbeitet er bei evangelisch.de.
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