*** I will post the English translation here tomorrow.
Pfarrer Immo Wache hat von Teneriffa aus wieder ein paar Gedanken für den Blog geschickt.
"Ich sehe das Fragezeichen auf ihrer Stirn: „Liebe Eltern,
wir haben gerade einen Lockdown überstanden!“ Meine Eltern – sie leben nicht
mehr - würden sagen: „Wie bitte? Was habt Ihr überstanden?“ Es gibt Wörter, die
kannten wir vor ein paar Monaten noch nicht. „Lockdown“ gehört dazu. Andere
Wörter auch: „Präsenzgottesdienste“ oder „Digitalgottesdienste“. Meinen Eltern
hätte ich das erklären müssen: Es gibt Gottesdienste, bei denen man körperlich präsent,
also anwesend ist und solche, die über das Internet verbreitet werden, bei
denen man also alles digital über einen Bildschirm verfolgen kann. „Wieso?“
würden sie fragen. Ich würde antworten: „Weil es einen „Superspreader“ gegeben
hat, der die „Maskenpflicht“ nicht eingehalten hat und die „Quarantänepflicht“
nach dem „Coronatest“. Vom „Mindestabstand“ ganz zu schweigen!“…
… Ich wäre dafür, ein neues Wörterbuch 2020 zu schreiben.
Darin würden alle neuen Wörter auftauchen, die man in der Coronazeit erfunden
hat.
Ich plädiere aber
auch dafür, ein Wörterbuch der alten Sprache direkt im Doppelpack daneben zu
legen. Es gibt Wörter, die kennt nämlich kaum noch jemand. Wörter wie „Gnade“
oder „Barmherzigkeit“, „Anstand“ oder „Segen“. Ich würde auch Wörter wie
„Demut“ und „Rücksicht“ hervorheben.
Neue Ereignisse erfordern einen neuen Sprachgebrauch. Das
nie Dagewesene braucht Namen. Die Verbreitung des neuen Virus Covid19 ist mit
Sicherheit ein Ereignis, das neu ist und in die Geschichte eingehen wird. Aber
ich finde, gerade bei solch gravierenden Geschehnissen, wie der derzeitigen
Coronakrise, brauchen wir umso mehr die alten Wörter. Könnte es nicht sein,
dass wir neben einem Impfstoff gerade diese alten Wörter gebrauchen könnten, damit
wir eine Krise gemeinsam bewältigen? „Gnade“, (und deshalb „Dankbarkeit“) wenn
wir körperlich verschont geblieben sind vom Virus. „Barmherzigkeit“, wenn wir
uns um die kümmern, die wegen der wegfallenden Jobs gerade in der
Tourismusbranche in Not geraten sind? „Anstand“, „Demut“ oder „Rücksicht“ , wenn
wir nicht nur die eigenen Interessen und unser vermeintliches individuelles
Recht auf Freiheit in den Vordergrund stellen, sondern überlegen, was
eigentlich „Segens-reich“ für alle sein könnte? Nur miteinander können wir die
Verbreitung des Virus eindämmen. Ich staune immer wieder, wie die Bibel manches
aktuelles Tagesgeschehen auf den Punkt bringen kann: Du sollst Gott die Ehre
geben und deinen Nächsten lieben wie dich selbst. (5.Mose 6.5 / 3.Mose, 19.18)
Jetzt, wo wir in vielen Ländern bangen, ob es doch noch einmal einen
Lockdown geben muss, passt der Text nur zu gut in unsere Welt. Aber sind
das denn heilende Worte? Lockdown oder Maskenpflicht sind Wörter, die Leben retten sollen.
Vielleicht würden viele sie eher annehmen können, wennauch die Wörter "Rücksicht", "Demut", "Barmherzigkeit" ... mehr Präsenz in unserem Alltag hätten?
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