23. November 2020

Ewigkeitssonntag - Totensonntag

 *** If you wish to read this post in English, check this Blog tomorrow.  

„Der Toten gedenken - Der Ewigkeitssonntag im November, auch Totensonntag genannt, ist dem Andenken an Verstorbene gewidmet. Neben dem Totengedenken wird in vielen Gottesdiensten auch zu einem bewussteren Umgang mit der Lebenszeit ermutigt. Der Gedenktag geht auf die Reformationszeit zurück. Mit dem Ewigkeitssonntag endet das Kirchenjahr.“ So steht es auf der Webseite der EKD

Totensonntag. So ging gestern das Kirchenjahr zu Ende. Und das im November. Was wundert es, wenn die Stimmung da etwas nach unten geht? Wir denken an Verlust und vielleicht auch an Versäumnisse. Was hätten wir dem Menschen noch sagen wollen, der nun nicht mehr bei uns ist? Dieses Jahr war für viele besonders schmerzlich, weil wir den Sterbenden kaum beistehen durften. Beistehen wörtlich, wir konnten nicht bei ihnen am Bett stehen; zu groß die Ansteckungsgefahr durch Corona, Reiseverbote für weit weg lebende Verwandte oder Freund*innen, keine Chance, ihre Hand zu halten und so ganz körperlich die Liebe auszudrücken, die wir doch empfunden haben.

Ewigkeitssonntag. So heißt dieser dunkle Tag ja auch. Damit kommt Gott ins Spiel, in dessen Liebe wir alle, auch unsere Toten wunderbar geborgen sind, behütet und getröstet.

Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast.

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.

Und nach dem letzten Sonntag im Kirchen folgt immer: der Advent.
Eine Zeit des Wartens und Hoffens.

Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört dir unser Leben ganz.

Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.*

Besser als Dietrich Bonhoeffer kann ich es nicht sagen: unsere Trauer, unser Angst vor dem Leid, das noch auf uns zukommen mag legen wir in Gottes Hand und bekommen dafür Hoffnung geschenkt: nicht auf ein Leben ohne Leid, aber auf Beistand und Trost.

*Dietrich Bonhoeffer, Von guten Mächten, in seinem Brief an Maria von Wedemeyer aus dem Kellergefängnis des Reichssicherheitshauptamts in Berlin, Prinz-Albrecht-Straße, 19. Dezember 1944. Erstmals veröffentlicht 1951 in: Eberhard Bethge (Hrsg.), Dietrich Bonhoeffer. Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft.

Dietrich Bonhoeffer gehörte der Bekennenden Kirche an, beteiligte sich an Umsturzplänen gegen Hitler und wurde dafür von den Nazis erhängt. Der Theologe und Pfarrer steht für geradlinige Protestanten, die es wagen, ihren Glauben mutig zu bekennen – auch gegen die Mächtigen ihrer Zeit.

1 Kommentar:

Hier können Sie meinen Eintrag kommentieren. You can leave your comments here.