13. Dezember 2020

Am 13. Dezember ist auch Luciafest

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Claus ist seit einigen Jahren Teilnehmer an verschiedenen Bibeldialogen. Er ist Prädikant und lebt seit vielen Jahren in Schweden, deshalb poste ich heute seinen Beitrag zum Luciafest, das heute in Schweden gefeiert wird. Seine Tochter hat für uns ein Lied zum Luciafest eingespielt, das sie hier anhören können:

Advent in Schweden

Im Mai vor ein paar Jahren war ich auf einer Dienstreise in Finnland. Neben dem Hotel gab es ein Kleidergeschäft und dort zwei Herrenpullover im Paketangebot. Ich kaufte einen grünen und einen roten, nachdem mir die junge, hübsche Verkäuferin meinen Zweifel ausgeräumt hatte, in meinem Alter so kräftige Farben zu tragen. Zurück in Schweden habe ich dann den leichten Pullover, zuerst den grünen, dann den roten zur Arbeit angezogen.

„Schöne Weihnachten, Claus“. Nachdem ich zum dritten Mal am gleichen Tag mit diesem Gruß im Treppenhaus von  Kollegen Anfang Juni begrüßt wurde, wurde ich stutzig. Der Pullover. Wie konnte ich das vergessen! Advent und Weihnachten, die rote Jahreszeit. Dunkelrot. Küchengardinen werden ausgetauscht – durch rote ersetzt. Im Fikaraum (in Deutschland würde man Sozialraum dazu sagen) stehen in dieser Zeit dunkelrote Weihnachtssterne. Die Pflanzen haben durch Advent ihre Lebensberechtigung erhalten. Bei Abendeinladungen liegen rote Servietten auf dem Tisch und die Gastgeber tragen – rote Pullover.

Die Adventszeit in Schweden ist voller solcher Riten und Gepflogenheiten. Der Glögg – ein meist alkoholfreier aber umso süßerer Glühwein in einem Glas, auf dessen Boden Rosinen und Mandeln liegen.  Wie viele Adventszeiten müssen vergehen, bevor man in diesem Land versteht, dass Rosinen und Mandeln sich nicht in Glühwein lösen, sondern mühsam wieder rausgefischt werden müssen.

Und kaum ein Geschäft, in dem nicht eine Dose mit Pepparkaka für die Kunden bereit gesteht. Pfefferkuchen und Glögg – auch das ist schwedischer Advent.

Und dann das Licht. Jedes Fenster ob im Bürokomplex oder der Vorstadtvilla hat einen Lichterbogen und diese Lichter machen den dunkelsten Monat im Jahr erträglich.

Mitten in den Advent fällt das Luciafest. Die Lichterbraut erscheint mit brennenden Kerzen im Haar und einer Schar weißgekleideter Mädchen und einigen Jungen mit langen spitzen „Zaubererhüten“. Lucia erscheint in der Fußgängerzone, in den Schulen, im Kindergarten, mitten in der Vorlesung und auch am Hotelbett der Nobelpreisträger. Um es nicht zu vergessen, Lucia kommt auch in die Kirchen. Wenn Lucia kommt, sind die Kirchen voll wie sonst selten. Nein Lucia kommt nicht auf Grund einer christlichen noch einer heidnischen Tradition, sie kommt, weil es dunkel ist und man sich nach jedem Lichterschein sehnt. Und jeder ist gerührt. Ich auch.

Das Wort Jul (Weihnachten) fällt oft im schwedischen Advent, es gibt das Julgeschäft, den Julschinken, das Julbier, den Julmost, das Julbord. Weihnachtliche Ausdrücke mit der Vorsilbe Krist (=Christ), wie z.B. Christstollen, Christkindsmarkt, Christbaum, gibt es kaum. Dass Advent und Weihnachten noch eine tiefere Bedeutung haben, dass der Advent auf ein christliches Zentralereignis hindeutet, ist vielen nicht mehr bewusst. Wie so vieles, was man mal in der Schule gelernt hat und dann nie wieder im Leben brauchte …

Nun, ich ziehe meinen roten Pullover an, trinke Glögg, komme in eine romantische Stimmung nach einem feuchtgrauen Corona-November und hänge mit meinem Kinderglauben am Advent mit Vorfreude auf das Christfest. Ich glaube, viele Schweden machen’s genauso, nur sind sie zu diskret, es die anderen merken zu lassen. Wer weiß.

Claus Führer, Lund Dezember 2020

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