20. Dezember 2020

Es müsste einen Regenbogen geben. Predigt zum 4. Advent

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Die Predigt zum 4. Advent hat uns Immo Wache geschickt, der auf Teneriffa die deutsche Auslandsgemeinde betreut. Das Versprechen des Regenbogen nach der Sintflut beschäftigt mich  auch immer wieder und ganz besonders in diesen Tagen. Danke, Immo. 

„Eigentlich müsste es einen Regenbogen geben!“ Es regnet und doch scheint schon wieder die Sonne. Ich schaue links und rechts gegen die finsteren Wolken. Und dann sind sie da: Die bekannten Regenbogenfarben. Hunderte Male hat jeder von uns schon einen Regenbogengesehen und doch fasziniert er immer wieder. Ja, wir suchen den Himmel ab nach dieser optischen Erscheinung, zwischen Himmel und Erde, zwischen gutem und schlechtem Wetter, nach den bunten Farben trotz dunkler Wolkenwand. Denn der Regenbogen ist ein hoffnungsvolles Zeichen für die Seele!

Das ist in der Bibel auch so: 40 Tage hat Gott es regnen lassen, bis alles überschwemmt war. Ganz viele Kulturen berichten - oft auch unabhängig voneinander - von der großen Flut. Nach der Bibel hatte Gott die Nase voll von den Menschen, die er geschaffen hatte. Gemeinsam sollten sie leben und die Erde bebauen und bewahren. Doch jeder und jede dachte nur an sich. Man lebte rücksichtslos auf Kosten anderer und der Natur. Vor allem lebte man ohne Gott. Demut war ein Fremdwort geworden. Keiner erinnerte sich an die Richtlinien für ein Miteinander. Dabei wissen eigentlich alle, wie es gehen sollte: denn: „Es ist Dir gesagt Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: Nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott!“ (Wochenspruch für diese Woche aus Micha 6,8)

Bis auf Noah, seine Familie und eine Auswahl an Tieren, hatte die Menschheit sich selbst in die Katastrophe getrieben. Die sagten: „Es wird schon nicht so schlimm kommen!“ hatten unrecht. Es wird nicht alles automatisch gut. Nicht über alles wächst Gras. Es ist nicht egal, wie wir leben. Der Satz: „Nach uns die Sintflut!“ steht für Dummheit, Verantwortungslosigkeit und vor allem fehlender Demut gegenüber Gott und der Schöpfung. Trotzdem: „Es müsste einen Regenbogen geben!“ Sehnsüchtig schaut man in den Himmel sucht im Dunkel nach bunten Farben, nach Hoffnung inmitten von beunruhigenden Nachrichten, nach dem Zeichen für die Seele.

Das erste Buch Mose berichtet von der Tragik der Sintflut. Als es aufhört zu regnen und wieder Land in Sicht ist, baut Noah einen Altar und opfert von den Tieren, die er gerade mit der Arche gerettet hat. So hat er es gelernt: Gott muss man Opfer bringen. Das war in fast allen Religionen und Kulturen so. Und Gott reagiert: Er riecht und spricht in seinem Herzen. Gott hat im Buch Mose sehr menschliche Züge. Und wie ein demütiger und barmherziger Mensch lässt er Fünfe gerade sein. Gott korrigiert seine Entscheidung zur Vernichtung der Schöpfung. Er erkennt, dass der von ihm geschaffene Mensch seine ihm verliehene Freiheit nutzen kann, Gutes zu tun oder Schlechtes. Ein Konstruktionsfehler vom Chef persönlich, sozusagen! Gott erkennt, dass es eine Neigung des Menschen gibt, Schlechtes zu tun. Doch statt Strafe soll es Gnade geben. Statt Fluch, Segen. Statt Angst, ein Zeichen für die Seele. Statt dunkler Zukunftsgedanken soll die Hoffnung siegen. Darin zeigt sich wahre göttliche Größe. Darin ist der Gott der Bibel anders als die vielfache Götterwelt, an die Menschen auch noch glauben. Und erst recht anders, als die Menschen, die sich selbst vergöttern lassen und nach Ruhm und Ehre geifern.

„Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht!“ (1. Mose 8,22)

Es wird also doch nicht so schlimm kommen mit unserer Erde, oder? Klimaerwärmung hin oder her, Gott sagt ja zu, dass Sommer und Winter nicht aufhören werden, dass immer gesät und geerntet werden wird. Wir wissen, dass es töricht wäre, so zu denken. Ein 2500 Jahre alter Bibeltext aus dem mittleren Osten ist kein Freifahrtschein für alle Ewigkeit. Doch eines kann dieser alte Text auch heute noch bewirken: Dass wir uns nämlich an der Hoffnung orientieren und danach handeln, anstatt alles schwarz zu sehen und nichts tun oder am Weiter-wie-bisher festhalten. Hoffnung bewahrt vor Panik und vor Schnellschlüssen. Und vor allem: Hier geht es nicht um Einzellösungen, sondern um globale Konzepte für die Zukunft. Ausdrücklich erwähnt Gott, dass der Regenbogen ein Zeichen für alle Menschen ist. Gegessen werden darf alles: Kraut und Tier und Fisch. Ausdrücklich verweist er darauf, dass es aber eine unverzeihliche Sünde ist, Menschenleben zu töten oder zu riskieren und dass das Töten von Tieren nur zur Nahrungsaufnahme erlaubt ist. Um die Zukunft zu gestalten müssen Menschen und Regierun-gen an einem Strang ziehen. Es zeugt nicht von Klugheit, wenn Regierungen sich aus einer gemeinsamen Verantwortung zurückziehen. Und es zeugt nicht von Klugheit, wenn Menschen meinen, für sie gäbe es keine allgemein verbindlichen Regeln des Miteinanders. 

Es ist Dir gesagt Mensch, was gut ist und was der Herr von Dir fordert: Nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott! Drei Dinge: Eigentlich nicht schwer zu merken. Vielleicht ist die größte Herausforderung für moderne Menschen die Demut: Nicht alles tun, was möglich ist. Mehr sehen, als das was vor Augen ist. Den Regenbogen bewundern auch wenn man ihn optisch und physikalisch erklären kann.

Es müsste einen Regenbogen geben!  Nicht nur am Himmel, sondern auch zwischen uns Menschen und zwischen uns und der Natur. Zwischen Gott und uns gibt es ihn schon. Immer wieder ist das sichtbar. Das ist ein gutes Zeichen für die Seele, denn die Hoffnung steht über allem. Gott sei Dank! Amen!

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