2. Dezember 2020

Fiestas felices - Advent auf Teneriffa

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Immo Wache, Pfarrer der deutschen Auslandsgemeinde auf Teneriffa, hat seine Eindrücke von der gar nicht besinnlichen Adventszeit in Spanien geschildert. Wie wird es dieses Jahr sein? Große Familienfeste sind gestrichen. Aber wird uns das in der Adventszeit zum Innehalten bewegen? Oder wird der Druck, die perfekten Weihnachtsgeschenke zu finden, notfalls eben online, noch stärker dadurch, dass wir unseren Lieben eben vom Weiten eine besonders große Freude machen wollen?

„Feliz navidad!“ (Glückliche Weihnachten!) oder „fiestas felices!“ (glückliche Festtage) steht im Dezember auf einem großen Plakat mitten auf einer grünen Verkehrsinsel inmitten hektischen Autoverkehrs. Die Advents- und Weihnachtszeit ist in Spanien und vor allem auf den Kanaren keine besinnliche Zeit. Da hier keine Tannenbäume wachsen und der nächste Zipfel Europas 2000 Kilometer entfernt liegt, bieten vor allem chinesische Warenhäuser Plastikbäume in allen Farben an. Es leuchtet und blinkt schon ab Oktober. Ein deutscher Discounter hat seit Langem Stollen und Glühwein im Angebot, auch wenn es draußen 26 Grad hat. Auf Teneriffa, wo wir als Pfarrerehepaar der deutschen Auslandsgemeinde wohnen, sind deutsche Advents- und Weihnachtsbräuche nicht die Regel. Spanier bereiten sich auf den Heilig Abend vor, oder noch mehr: auf den Weihnachtstag am 25. Dezember. Einen zweiten Feiertag gibt es nicht. Spanier planen ein großes Familienfest mit ausgiebigem Essen (Fisch und Fleisch). Oft geht es da laut zu. Auf den Kanaren geht man auch gerne nach draußen, weil die Wohnungen oft sehr klein sind. Auf der Plaza vor der Hauptkirche in Los Cristianos schwatzen dann am Heilig Abend elegant gekleidete Spanierinnen, während die Männer mit ihren Kindern Fußballspielen. Nach dem Familientreffen gehen viele Spanier noch in die katholische Mitternachtsmesse. Übrigens gibt es wie oft in Spanien auch vor der Kirche in Los Cristianos eine große Krippe in Lebensgröße zu sehen.

Die Weihnachtszeit beginnt hier nicht mit den Adventssonntagen, sondern eigentlich am 22. Dezember mit der spanischen Weihnachtslotterie. Spanier sind lotterieverrückt. Überall sitzen Losverkäufer: Vor dem Supermarkt oder mitten in der Warteschlange der Autos am Fährhafen. Die Weihnachtslotterie wird stundenlang im Fernsehen übertragen. Am Ende zieht ein Kind die Losnummer des „el gordo“: Der Dicke. Meistens gibt es Lotteriegemeinschaften. Da kann schon einmal ein ganzes Dorf den Dicken ziehen und verteilt dann einige Millionen Euro. Die Freude wird live im Fernsehen gezeigt. Besinnliche Weihnachten sucht man hier wie bereits erwähnt meistens vergebens.

Heilig Abend ist ein normaler Arbeitstag. Und das Christkind kommt auch nicht mit Geschenken. Die Kinder bekommen sie erst am Dreikönigstag am 6.Januar. Es ist der „Dia de los reyes magos“. In Spanien ist das ein Nationalfeiertag. In vielen Städten gibt es riesige Umzüge, vergleichbar mit den Karnevalsumzügen in Deutschland. Auf den Kanaren reiten die „drei magischen Könige“ auf dem Pferd in die begeisterte Menschenmenge. Aus Tierschutzgründen verzichtete man 2020 auf Pferde. So flogen die drei Heiligen Könige mit dem Gleitschirm in die Stadt. Eigentlich sollten sie danach mit dem Hubschrauber in das Fußballstadion einfliegen. Wegen eines technischen Vorfalls kamen sie dann aber in einem Sportwagen-Cabrio. Wie gesagt: Besinnliche Weihnachten sucht man hier meistens vergebens…

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