*** If you wish to read this sermon in English, please mail to hahn@eaberlin.de. I promise to translate it for you - but most likely not until December 28th.
Die Predigt über Maria, die Mutter Jesu, hat uns Prädikantin Verena Wache geschickt. Verena lebt seit einigen Jahren mit Ihrem Mann Pfarrer Immo Wache in Chayofa auf Teneriffa. Beiden habe ich etliche immer wieder beeindruckende und inspirierende Texte für unseren Adventskalender zu verdanken.
Friede sei mit euch und die Gnade unseres Herrn Jesus Christus. Amen.
Liebe Gemeinde,
lassen Sie sich von mir mitnehmen 2000 Jahre zurück und 2000
Kilometer von uns entfernt, mitnehmen in eine durch die Bibel vertraute, aber
doch fremde Welt. Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich vor, Sie wandern
durch ein Gebirge. Doch dieses Gebirge ist anders als die Alpen oder der
Schwarzwald. Es ist kaum bewaldet, nein, es ist eher karg und felsig, versteppt
und wüstenähnlich. Vielleicht so ähnlich wie das Mal Pais um den Süd-Flughafen Teneriffas
herum.
Die Pflanzen haben sich dem Klima angepasst, so wie diese
Rose, die ich mitgebracht habe. Ja wirklich, dieses harte Knäuel ist eine Rose,
genannt „Rose von Jericho“. Jericho selbst befindet sich in einer fruchtbaren
Oase. Nicht weit davon befindet sich der Ort, in dem unsere Geschichte spielt:
in Nazareth.
Dort sehen wir Häuser, die teilweise in die Felsen gebaut
wurden; enge, verwinkelte Gassen, die so schmal sind, dass gerade ein Esel
hindurch passt. Die Menschen, die dort leben, sind nicht reich. Handwerker gibt
es dort und Bauern, die mehr schlecht als recht von dem Bisschen leben, was das
Land hergibt. Böse Zungen behaupten gar: Nazareth sei ein Räubernest.
In Nazareth kennt jeder jeden. Man trifft sich an der
einzigen Quelle, aus der die Menschen für sich und das Vieh Wasser schöpfen
müssen. Oftmals mehrmals täglich geht auch Maria diesen Weg. Vielleicht ging
dieser Weg durch einen Dornenwald?
Maria durch ein Dornwald ging, Kyrie eleison.
Maria durch ein Dornwald ging, der hat in sieben Jahrn kein Laub getragen.
Jesus und Maria.
An dieser Quelle hat Maria eines Tages eine aufregende Begegnung. Ein Engel trat zu ihr und sprach:
„Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das? Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Manne weiß? Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, sie, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.“ (Lukas 1, 28ff)
Was wäre passiert, wenn Maria „NEIN“ gesagt hätte? Nein,
danke, das ist mir alles zu kompliziert und unheimlich und überhaupt, was sollen
die Nachbarn, die Eltern, was soll mein Verlobter dazu sagen? Wäre der Engel
dann zu der nächsten Jungfrau geflogen
oder wäre er unverrichteter Dinge wieder zu Gott in den Himmel zurückgekehrt? Doch
Maria sagte nicht Nein. Sie war eine fromme junge Frau, die aus einer guten
Familie kam. Manche Literaturhinweise sagen, dass sie sogar lesen und schreiben
konnte. Sie soll von ihrer Mutter Anna unterrichtet worden sein. So antwortete
Maria dem Engel:
„Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.“ (Lukas 1,38)
Und der Engel schied von ihr.
Was trug Maria unter
ihrem Herzen? Kyrie eleison.
Ein kleines Kindlein, ganz ohne Schmerzen,
das trug Maria unter ihrem Herzen. Jesus und Maria.
Maria war stolz und zugleich demütig, voller Freude über das Wunder, das sie in sich wachsen spürte. Sie ahnte die Bedeutung dessen, den sie in sich trug. Sie jubelte:
„Meine Seele erhebt
den Herrn, und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes; denn er hat die
Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen
alle Kindeskinder. Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und
dessen Name heilig ist. Und seine Barmherzigkeit währet für und für bei denen,
die ihn fürchten. Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig
sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die
Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer
ausgehen. Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf, wie
er geredet hat zu unsern Vätern, Abraham und seinen Nachkommen in Ewigkeit.“ (Lukas 1, 46ff)
Maria möchte in ihrer Freude nicht allein bleiben. Hatte sie denn nicht von dem Engel vernommen, dass auch ihre Tante Elisabeth schwanger war? Und mit wem kann sich eine werdende Mutter besser austauschen als mit einer ebenfalls Schwangeren? Zwei wundersam schwangere Frauen dazu: die eine, Elisabeth, bereits zu alt, „über ihre Zeit hinaus“, d.h. sie hatte ihre Regel nicht mehr, die andere, Maria, viel zu jung: kaum 14 Jahre alt und wusste bis dahin „von keinem Mann“. Hören wir, was Elisabeth bei ihrer Begegnung sagt:
Maria aber machte sich auf in diesen Tagen und ging
eilends in das Gebirge zu einer Stadt in Juda und kam in das Haus des
Zacharias und begrüßte Elisabeth. Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß
Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth wurde vom Heiligen
Geist erfüllt und rief laut und sprach: Gesegnet bist du unter den Frauen,
und gesegnet ist die Frucht deines Leibes! Und wie geschieht mir, dass die
Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, als ich die Stimme deines Grußes
hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe. Ja, selig ist, die da
geglaubt hat! Denn es wird vollendet werden, was ihr gesagt ist von dem Herrn. (Lukas 1, 39ff)
Und das Wunder setzt sich fort:
Da haben die Dornen
Rosen getragen. Kyrie eleison.
Als das Kindlein durch den Wald getragen,
da haben die Dornen Rosen getragen. Jesus und Maria.
Maria – wieviel Erklärungsversuche gab es schon für ihren Namen? Mehr als sechzig habe ich gelesen. Frau, Herrin, Fürstin, aber auch Meer und Meeresstern, wegen der Menge und der Tiefe der bitteren Schmerzen, die sich erleiden musste. Wie wahr. Marias Mutter Anna rief sie bei ihrem hebräischen Namen „Mirjam“, so wie auch die Schwester Moses hieß. In ihm steckt das hebräische Wort „Marjam“, was bedeutet: „Das Bittere der Zeit tragen.“ Berthold Brecht schrieb in einem Gedicht über Maria:
Die Nacht ihrer
ersten Geburt war kalt gewesen.
In späteren Jahren
aber vergaß sie gänzlich
den Frost in den
Kummerbalken und rauchenden Ofen
und das Würgen der
Nachgeburt gegen Morgen zu.
Aber vor allem vergaß
sie die bittere Scham,
nicht allein zu sein, die dem Armen zu eigen ist.
Hauptsächlich deshalb
ward es in späteren Jahren
zum Fest, bei dem alles dabei war.
Das rohe Geschwätz
der Hirten verstummte.
Später wurden aus
ihnen Könige in der Geschichte.
Der Wind, der sehr
kalt war, wurde zum Engelsgesang.
Ja, von dem Loch im
Dach, das den Frost einließ,
blieb nur der Stern,
der hinein sah.
Alles dies kam vom
Gesicht ihres Sohnes,
der leicht war, Gesang liebte, Arme zu sich lud
und die Gewohnheit hatte, unter Königen zu leben
und einen Stern über sich zu sehen zur Nachtzeit.
Doch nicht genug mit den unwürdigen Umständen Jesu Geburt,
mit der Angst um sein Leben, Flucht und Verfolgung. Nach einer Phase des
scheinbaren familiären Glückes, der erneuten Erkenntnis der Bedeutung ihres
Sohnes musste sie am Karfreitag schließlich seinen geschundenen, gequälten
Körper zu Grabe tragen.
Durch alles Leiden hindurch spürte Maria doch immer wieder: Es
wird Ostern geben! Und die Himmelfahrt, die Jesus zu seinem himmlischen Vater
brachte und später auch sie heimholte. Ein hoher Fest- und Feiertag in der
katholischen Kirche bis heute: das Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August.
Durch das JA Marias zu Gott und dem Leben wurde das
Weihnachtswunder erst möglich. „Geboren von der Jungfrau Maria“ - das
Glaubensbekenntnis, auch bei uns in der evangelischen Kirche gesprochen – kommt
uns so ganz nahe. Amen.
Danke, Verena!
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