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Heute poste ich (in Auszügen) einen Text zur Jahreslosung, den Pastor Bernd Siggelkow, der Gründer des christlichen Kinder- und Jugendwerks „Die Arche“ ins Internet gestellt hat. Er gründete das Hilfswerk 1995 in Berlin-Hellersdorf, um für Kindern aus prekären Familien eine Anlaufstelle zu schaffen. Die Arche bietet Hausaufgabenbetreuung an, gestaltet Freizeitaktivitäten, gibt kostenlose Mahlzeiten aus und unterstützt Eltern. Die Arbeit finanziert sich größtenteils aus Spenden. Für seine Arbeit mit Kindern aus sozial benachteiligten Familien erhielt Siggelkow das Bundesverdienstkreuz. Den ganzen Text findet Ihr/finden Sie hier:
Barmherzigkeit ist für mich mehr, als verzweifelt zu helfen. Barmherzigkeit heißt, mit den Augen Gottes zu sehen. In vielen Bibelversen macht Gott uns deutlich, dass wir von ihm lernen sollen. Sein Beispiel soll unser Antrieb sein. Jesus sagte einmal: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Johannes 14,9). Da Jesus geprägt war von Mitgefühl, Warmherzigkeit und Liebe, können wir anhand seines Lebens das barmherzige Wesen Gottes erkennen. Unser Auftrag ist es, zuerst durch Jesus das Herz Gottes zu erkennen und dann entsprechend ebenso zu handeln. Somit darf Gottes Liebe die Grundlage unseres Handelns sein.
Wenn wir uns Gott als theoretisches Vorbild nehmen, dann können wir natürlich seinem Beispiel folgen, müssen es aber nicht zwingend. Doch sind wir einmal von seiner Liebe angesteckt, können wir gar nicht anders, als so zu handeln wie er.
Vor einigen Jahren habe ich angefangen zu beten, dass Gott mir zeigt, wie er liebt. Ich wollte erkennen, was es bedeutet, Menschen aus der Sicht Gottes zu sehen und zu lieben. Ich wollte ihn besser verstehen können. Manchmal wünschte ich, dass ich dieses Gebet niemals ausgesprochen hätte. Denn ich bin schon das ein oder andere Mal in Situationen gekommen, in denen mir die Tränen wie Wasserfälle über die Wangen geflossen sind. Persönliche Enttäuschungen, vergeblicher Einsatz für Menschen, Ablehnung, Verachtung, Zerbruch und vieles andere haben mich in Situationen geführt, die mich an den Rand meiner Kraft gebracht haben. Am Ende solcher Tage lag ich oft im Bett und hatte das Gefühl, dass Gott mir sagt: „Siehst du, solche Dinge erlebe ich tausendfach – und hunderttausendfach ist meine Bereitschaft zu vergeben. Du wirst enttäuscht, ich werde millionenfach enttäuscht.“
Auch wenn jede dieser Erfahrungen leidvoll war, erkenne ich doch, dass ich durch das Kennenlernen der Barmherzigkeit Gottes nur profitiert habe. Sie half mir, einen eigenen Lebensstil der Barmherzigkeit zu entwickeln, der mein Tun motiviert.
Vor rund 25 Jahren, als ich die Arche gegründet habe, war meine Motivation, glückliche Gesichter von Kindern zu sehen, die in das Wohnzimmer meiner Familie kamen, um zu essen, zu spielen und natürlich, um über ihre Probleme und Sorgen zu sprechen. Und das ist heute immer noch so, bis auf das Wohnzimmer. Das würde die zahlreichen Kinder und Jugendlichen gar nicht mehr fassen können.
(…) Für Gott ist Barmherzigkeit kein Zeichen von blankem Mitgefühl. Sie ist vielmehr seine unbeschreibliche Liebe, seine Sehnsucht, die großartige Güte und vor allem die Gnade, die er jedem Menschen entgegenbringt, ohne Ausnahme. Selbst als er das Wichtigste geben muss, um seiner Schöpfung zu beweisen, wie ernst er es meint, nimmt er auch dieses Opfer für uns in Kauf.
Er schickt seinen Sohn auf die Welt, um zu zeigen, wie er selbst ist. Er bringt Vergebung, Liebe und Hoffnung auf und in diese Welt. Er wird klein, um für uns verständlich zu sein. Er scheint schwach, um uns stark zu machen. Er scheint verloren, um uns zu gewinnen. Er stirbt, damit wir leben können. Gott hat nichts anderes vor Augen als uns. Seine Liebe ist der Herzschlag, der uns aufwecken will.
Und noch ein Buchtipp: Bernd Siggelkow: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist„. Das Buch zur Jahreslosung 2021.
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