30. Januar 2021

You never walk alone!

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Mal wieder ein Gedankenanstoß aus dem Süden, von Immo auf Teneriffa um genau zu sein. Zwar habe ich mich noch nie in der Wüste oder anderen lebensfeindlichen Umgebungen verlaufen, aber Meilenweit zurücklaufen, das kenne ich auch. Abenteuerlich und wenigstens hinterher war es dann doch toll und im schönstenSinner aufregend. Mittendrin, wenn auch das Handy nichts mehr sagt und es im Westen schon zu dämmern beginnt. ... Dann war es gut, sich behütet zu wissen - von EInem, der auch bei uns ist, wenn Google maps uns verlassen hat.
Danke, Immo!

„Kommst Du mit wandern?“ fragen mich Lydia und Jochen. Gerne gehe ich mit. Normalerweise wandern wir von der Kirchengemeinde jeden Montag. 25 bis 30 Leute kommen da meistens mit. Als „Wanderführer“ muss ich die Wege kennen. Auch die Rastplätze und die kniffligen Stellen. Vor allem vertrauen die Leute mir, dass es auch immer wieder eine heile Rückkehr gibt. – Wegen Corona laufen wir aber heute nur zu dritt. Wir starten in Tajao. Unser Ziel ist die Felsenbrücke „Arcos de Tajao“. Jochen und Lydia haben neulichs das imposante Felsengebilde irgendwo verpasst. Ich war schon da. Klar, ich kenne mich aus: An der Küste entlang, dann hinter dem Campingplatz links, über die alte Straße. Am Ende war links ein Weg… Glaube ich doch, oder? Doch - stimmt! Jetzt muss gleich der offizielle Wanderweg kommen. Ich erinnere mich noch, dass man später in ein Barranco absteigen musste. Der Wanderweg ist da. Müssen wir links oder rechts? Links geht es in das Barranco. Also links. In der Talsohle angekommen, bin ich mir nicht mehr so sicher: Hier war ich noch nicht. Egal, wir laufen im Barranco. Eine Spur ist schließlich da. Sie wird enger und dann stehen wir vor einer 20m hohen Felswand. Hier geht es weder links noch rechts, und erst Recht nicht hinauf. Sackgasse, Irrtum! Ist mir das peinlich! Wir müssen alles zurücklaufen. Von wegen Wanderführer, der alles kennt…

Dann sagt Jochen: „Sackgassen und Umwege sind das Salz des Lebens!“ Meine beiden Begleiter meckern nicht! Ich denke über den Satz nach: Wenn im Leben alles gerade und glatt verlaufen würde, wäre es vielleicht oft einfacher im Leben, aber uns würden die Erfahrungen fehlen. Die Erfahrungen von Scheitern und Neuanfängen, von Leid und Mitleiden, von tiefer Sorge und dem Mut Neues zu wagen. Sackgassen und Umwege müssen nicht peinlich sein. Sie können das Salz des Lebens werden.

Die Bibel erzählt ganz oft von Umwegen: Das Volk Israel ist keineswegs geradeaus ins gelobte Land gezogen. Der Seher Bileam wird ausgerechnet von einem Esel davor bewahrt geradewegs ins Verderben zu laufen. Maria und Josef müssen nach der Geburt einen Umweg über Ägypten machen, bevor sie in ihre Heimat zurückkehren können. Jesus wendet sich vor allem denen zu, bei denen nicht alles glatt verlaufen ist. Und Menschen heute machen auch die Erfahrungen, dass man sich irren kann mit Entscheidungen; dass man sich getäuscht hat in Beziehungen; dass es klüger ist umzukehren, anstatt mit Gewalt die Wände zu bezwingen, die einem den Weg hoffnungslos versperren.

„Gott schreibt auf krummen Wegen gerade“, heißt es in einem Sprichwort. Die Wege bleiben Sackgassen oder sind umständlich krumm. Aber es gibt einen Lebensbegleiter, der nicht meckert, sondern Kraft gibt, das Leben neu zu meistern. Jesus sagt: „Ich bleibe bei Euch bis ans Ende der Welt!“ (Mt.28) Am Ausgang unserer Wohnung liegt ein Zettel mit der Aufschrift: „You never walk alone: Gott!“ Gott als Begleiter auf dem Lebensweg wünsche ich Ihnen und Euch allen, wenn es mal anders kommt, als man gedacht hat.

Ihr und Euer
Pfarrer Immo Wache

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