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Heute ist der letzte "Arbeitstag" beim Bibeldialog VERGEBEN(,) NICHT VERGESSEN. Mit dem Blick auf die Aufarbeitung der DDR-Diktatur und der Stasi-Unterlagen ist das Thema Gedenken gestern schon näher an unsere Gegenwart herangerückt, aber auch hier werden irgendwann die Zeitzeugen nicht mehr da sein. Und auch bei diesem Thema haben viele ihre Gründe, warum sie jetzt (noch?) nicht über ihre Erfahrugen reden wollen. Manche Wunden heilen nur langsam. Es bleiben Narben, die ein Vergessen verhindern. Aber eine Narbe ist auch ein Beleg dafür, dass eine Verletzung überstanden ist. Bei einer Führung in der Gedenkstätte in Hohenschönhausen zeigte uns ein Zeitzeuge, ein ehemaliger Gefangener, die körperlichen Narben an seinen Beinen, verursacht durch Verletzungen, die er im DDR-Gefängnis erlitten hatte. Seine seelischen Narben konnten wir zwischen den Zeilen seines Berichts hören.
Die Narben, die die Stasi als Handlanger der SED bei unseren Mitbürger*innen und letztlich in unserem Land hinterlassen hat, werden noch lange spürbar sein, so wie die Narbe der NS-Vergangenheit noch zu spüren ist - und dort wo die Wunde nicht wirklich verarztet wurde, nicht gereinigt und diagnostiziert - um mal in der medizinischen Metapher zu bleiben - kann sie immer wieder aufbrechen. Wir erleben das u.A. in Form eines wiedererstarkenden Antisemitismus und Angriffen auf jüdische Mitbürger*innen und andere, zum Feindbild erklärte Minderheiten. Gedenkstätten - und die zahlreichen kleinen und größeren Aktionen und Projekte gegen Diskriminierung - können helfen, Wunden zu verarzten, Heilung zu fördern und können dazu beitragen, dass wir einander nicht mehr derart verletzen.
Eine Aussage heute wird sein: der Mensch kann gar nicht anders, als immer wieder zu sündigen. Selbst unsere besten Vorhaben können manchmal großen Schaden anrichten. Manchmal verletzen wir andere versehentlich, aus Unachtsamkeit oder Unwissenheit. Wir werden einander immer wieder vergeben müssen, siebenmal und sieben mal siebzigmal, so wie Gott uns immer wieder eine neue Chance gibt.
Wir bitten Gott ja: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben...
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