*** The English translation will be posted here tomorrow
I. Nachfolge in der Theologie von Bonhoeffer kann man am besten mit dem Worte Jesu zusammenfassen, als er in Gethsemane zu seinem himmlischen Vater gebeten hat: «Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst.» (Mt 26,39). Auch das Vaterunser kommt uns der Gedanken: «dein Wille geschehe». Nachfolge nach Bonhoeffer klingt auf den ersten Blick sehr einfach, und zu jeder Zeit gültig: Gottes Wille in meinem Leben geschehen lassen und den Bereich meines Lebens Gott übergeben.
Die Essenz von Nachfolge ist also eine für immer gültige Haltung der Christen.
II. Keine Frage, dass in dem letzten Jahr unsere Lebensräume sehr eingeschränkt waren. Könnte man sage, dass diese Pandemie uns alle eingeschränkt hat. Für mich ist also dementsprechend die größte Herausforderung unserer Zeit, Gott in meinem verschmälerten Leben zu entdecken. Denn er ist fähig, wie der Psalmist auch bestätigt: «Du hast mich nicht preisgegeben der Hand meines Feindes, du stellst meine Füsse in weiten Raum» (Ps 31,9). Denn Gottes Wirken kann man in unserem Leben nicht einschränken.
III. Gottes Wirken in unserem Leben ist aber nicht immer leicht zu erkennen oder zu spüren. Es gibt immer Zeiten oder Lebensphasen, wo man richtig ringen muss, um ein kleines bisschen von Gottes Anwesenheit schmecken zu können. Wenn unsere Lebensräume eingeschränkt sind, können wir nur mit Tunnelblick sehen. Egal ob dieser Tunnelblick vor Angst, Ungeduld, Unsicherheit verhindert, dass wir auf unserem Weg Gottes Wirken in unserem Leben sehen und anerkennen. Weil wir mit diesem Tunnelblick das Gefühl erleben, dass es nie besser seinwird, die Dinge werden sich nicht verändern...so könnte man vielleicht unsere eingeschränkte Leben am nächsten beschreiben. Aber stimmt das? Ist es wirklich so?
Wir können nicht weiter sehen in die Weite, wo Gott in unseren Lebensräumen deutlich wirksam ist und ich habe gar nicht in den Blick genommen, dass es bei Gott doch noch ein Weiter, gibt dass es mit dem Ende noch gar nicht zum Schluss gekommen ist...
IV. Glaube in dieser bonhoefferischen Art von Nachfolge, bedeutet auch, dass ich meine Schwachheit wahrnehmen kann und darf. Dass wir wissen dürfen, dass es nicht nur eine Einschränkung gibt, sondern auch ein Danach: es gibt die Weite, auch wenn ich es jetzt nicht sehen kann. Dieser Glaube lügt uns nicht an und sagt, ja es gibt nichts Unsicheres in unserem Leben, sondern ganz im Gegenteil: wir erkennen unsere Eingeschränktheiten, unsere Grenzen, unsere Blindheit...von da aus kann man mit Sicherheit sagen, dass Gott in meinem Leben ohne Zweifel wirkt, aber es gibt Momente, da ich es nicht wahrnehmen kann...dass es Gut eine Weite steht es vor uns unbestritten, auch wenn es schwierig ist es zu sehen und zu spüren...es ist doch so menschlich in diesem eingeschränkten Raum , dass wir uns unsicher fühlen. Und gerade unser Glaube erlaubt uns das.
V. Ich denke, Bonhoeffers Leben ist gerade ein guter Beispiel für diese christliche Mentalität. Im seinem Leben galten die politische Verhältnisse und das Gefängnis nicht als eingeschränkte Räume, sondern ganz im Gegenteil. Seine Theologie konnte genau hier aufblühen und in Worte gefasst werden durch Gottes Wirken in seinem Leben. Wir brauchen den Glauben, um sicher zu sein, dass es eine Weite gibt, um sicher zu sein, dass die Situation sich verändern kann. Unsere Hoffnung also liegt darin, dass in die Spaltungen der Seele, wie zwischen die Spalten des Gitters vor Bonhoeffers Gefängnisfenster, das Licht Gottes in unser Leben einstrahlen kann, dass er heute noch immer wirkt, dass Er unsere Füsse auf weiten Raum stellen wird...so sind wir „von guten Mächten treu und still umgeben...”
Annamaria Seres
Danke, Anna für diesen nachdenklichen Text - Thank you, Anna, for this thoughtful text.
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