*** If you wish to read this post in English ... you will have to wait a bit. I won't return to the computer befor December 27th. But I wish you a very happy Christmas to you!
Ein paar Gedanken zum Heiligen Abend aus dem schon mehrmals zitierten Notizbuch von Pfarrer Markus Merz in Bad Aibling.
Gerade jetzt an Weihnachten werden sie uns wieder deutlich: alte Gräben, unverdauter Krach, zurückliegende Kränkungen. Wir würden ja gerne einen Schlussstrich ziehen, sagen wir. Zugleich meinen wir: Vergeben ist doch nur dann möglich, wenn jemand Einsicht zeigt und bereut. Nur ist das wirklich so? Kurz gefragt: Ist Vergebung nur dann möglich, wenn der andere mitspielt?
Zwei Begriffe stehen im Raum: Verzeihen und vergeben.
Verzeihen ist nahe am Geschehen dran. Verzeihen bedeutet, auf einen Anlass
nicht mit Vergeltung, sondern mit Nachsicht antworten. Vergeben hingegen ist
ein ganzer Prozess des Verarbeitens. Vergeben entspringt keinem Reflex und
keiner Höflichkeit. Wer vergibt, schafft Frieden und dies zu aller nächst mit
sich selbst. Ich lasse es nicht zu, dass das Geschehene meine Emotionen
vergiftet und mich in meiner Lebendigkeit hemmt. Ich unterbreche alles
Aufrechnen und alles Rechthaben. Das macht mich frei.
Weihnachten könnte tatsächlich das Fest der Liebe sein – das wünschen wir uns ja immer. An Weihnachten kann sich lösen, was lähmt und belastet. Denn im Freiwerden finden wir auch zur Liebe zu uns selbst zurück. Das ist Vergeben. Nicht einfach dieses wohlige Gefühl des Hab-dich-lieb, sondern das Ineinander von echter Arbeit und dem Willen zum Neuanfang - auch wenn es erst einmal ein Neuanfang allein bei mir ist. Denn Vergebung findet im Inneren statt. Sie braucht nicht das Gegenüber. Ich bin es, der gibt.
An Weihnachten lerne ich übrigens von Gott. Von ihm wissen wir, dass er sich in dem Kind in der Krippe bedingungslos verschenkt. Gott lässt es nicht zu, sich der Enge der Menschen wegen selbst eng zu machen. Gott hat es nicht nötig, Recht zu haben. Er vergibt einfach so, damit er ganz und gar Gott sein kann. Er kommt zu uns und nicht wir zu ihm.
Davon will ich lernen, um meinerseits ganz und gar Mensch sein zu können. Denn wer vergibt, empfängt so viel mehr als erwartet – ganz losgelöst davon, ob der andere es merkt oder ob die andere auch vergibt. Ich kann und ich muss dem anderen überlassen, was mein Neuanfang in ihm, in ihr anstößt.
Was würden diese Gedanken taugen, wenn ich sie nicht einübe - zum Beispiel genau jetzt an Weihnachten? Was bringt es, von Vergebung zu sprechen, wenn ich sie nicht lebe? In Gedanken gehe ich durch mein inneres Gefängnis, da wo die Erinnerungen eingesperrt sind und all die Momente, die auf mir lasten. Und ich öffne die Türen. Ich lasse meine Gefangenen frei. Ich wünsche ihnen Frieden. Ich weiß, dass nicht gleich alles gut wird. Doch der Anfang ist gesetzt.
Frieden wünschen wir auch Dir, lieber Markus, und danke für deine Notizen!
Frohe Weihnachten auch allen Blogleserinnen und Lesern!
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