11. Mai 2023

Europäische Bibeldialoge – und ihre Teilnehmer*innen

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Neulich unterschied ein sehr engagierter kirchlicher Mitarbeiter zwischen Multiplikator*innen und Endverbraucher*innen: Die Bibeldialoge richten sich, so meinte er anders als seine Fortbildungen für Multiplikator*innen an die "Endverbraucher*innen", als gelte für sie Matthäus 28,19-20 nicht, als dürfte irgendein Christ die gute Botschaft für sich behalten. 

Die Teilnehmer*innen an den Bibeldialogen sind überwiegend ihren Gemeinden ehrenamtlich aktiv – viele als Prädikant*innen oder Gemeindevorstände, andere schließen Touristen die Kirchentür auf oder stellen ihr Wohnzimmer für den Hauskreis zur Verfügung. Es soll sogar einige geben, die erst nach einem Bibeldialog so richtig in ein Ehrenamt eingestiegen sind.

Bei den Bibeldialogen finden Menschen nicht nur theologische Zurüstung, sondern auch neue Ideen und andere Perspektiven. Bibeldialoge sind nicht einfach ein Ort, wo man sich bilden lässt (obwohl das auch passiert) sondern eine Denkwerkstatt für Gemeinden. Sie sind auch ein Dankeschön für ehrenamtliches Engagement. Das ist es aber nicht, was die „Stammteilnehmer*innen“ als Grund nennen, warum sie immer wieder kommen wollen: Es ist die Begegnung mit anderen, die sowohl gleichgesinnt auf der Suche nach Gottes Wahrheit sind, als auch ganz unterschiedlich in ihren Biographien. Außerhalb der gewohnten Kreise, unter Christ*innen aus ganz Europa, mit oder ohne Hochschulstudium, in der Ausbildung oder in Rente, großstädtisch oder ländlich, distanziert oder fromm, … erschließt sich die Bibel neu. Die hier zusammenkommen sind oft genug die, die in der Heimatgemeinde das Boot am Schwimmen halten, die in ihrem beruflichen oder privaten Umfeld angesprochen werden von den Kritischen und Distanzierten. Sie tanken bei den Bibeldialogen Kraft und Ideen, Ermutigung und eine ordentliche Portion Theologie, die sie weitergeben. Sie werden sprachfähiger über ihren Glauben, weniger anfällig für z.B. antijüdische Auslegungen, frauenfeindliche oder einfach menschenfeindliche Interpretationen. Die Bibel ist ein altes Buch und so mag es nicht verwundern, dass ein bisschen Hilfe beim Deuten gut tut. Und diese Hilfe kommt nicht nur von den Theolog*innen, sondern oft genug von allen versammelten Teilnehmer*innen.

Endverbraucher*innen gibt es eigentlich nicht. Das ist es, was sich unsere Kirchen wirklich nicht mehr leisten kann. Aber wer mit Begeisterung und Freude Neues lernt, gibt das Gelernte und die Begeisterung weiter. Darum sind die Europäischen Bibeldialoge für ehrenamtlich Engagierte gedacht.

Was das jetzt noch mit Europa zu tun hat… warum also Europäische Bibeldialoge? Dazu blogge ich morgen weiter

Herzlichen Gruß
Eure/Ihre Tamara

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