12. Mai 2023

Warum EUROPÄISCHE Bibeldialoge?

 *** If you wish to read this post in English, please let me know: hahn@eaberlin.de.

Gestern habe ich über die Teilnehmer*innen an den Europäischen Bibeldialogen gebloggt, die in der Mehrzahl ehrenamtlich engagiert sind und sich in diesen Begegnungen neben der theologischen Zurüstung auch neue Ideen und Ermutigung für ihre Arbeit holen. Warum das nun auch noch Europäisch sein muss, will ich heute überlegen. Immerhin ist es sicher nicht besonders umweltfreundlich, durch den halben Kontinent zu reisen, nur um sich über die Bibel auszutauschen… Und teuer ist es sowieso. Was lernen wir denn von den Menschen aus anderen Ländern, das wir nicht auch hier in Deutschland von anderen Deutschen lernen können?

Im Moment arbeite ich einen Antrag für ein Projekt aus, das sich mit protestantischen Minderheiten in Europa beschäftigen soll. Was können wir als kleiner werdende (EKD-deutsche) Gemeinschaft lernen von den Protestant*innen, die schon immer oder schon sehr lange als Minderheit  in ihrem Land leben? Wir lernen, wie auch kleine Gemeinden Lebendigkeit ausstrahlen können, wie man nicht den Mut verliert, wie man Wertschätzung zeigen kann für ehrenamtliches Engagement, das gleichzeitig ganz selbstverständlich ist. Wir lernen, wie man als kleine Gemeinschaft nicht in die Bedeutungslosigkeit versinkt. Wir lernen, nein, wir erleben lebendige Kirchengemeinschaft.

Und die Kirche Jesu Christi kennt keine Landesgrenzen. Auch wenn die meisten ausländischen Teilnehmer*innen aus evangelischen Gemeinden zu uns kommen, sind katholische, orthodoxe, freikirchliche Teilnehmer*innen willkommen bei der gemeinsamen Suche nach Gottes Wahrheit mitzumachen. Unsere kulturellen Unterschiede, unsere Traditionen und Sitten fügen sich im Dialog und in der Begegnung zu einem bunten Gesamtkunstwerk zusammen. So bunt ist christliches Leben allein schon in Europa. Auf beiden Seiten werden Vorurteile hinterfragt und oft genug überwunden.

Warum Europa? ist eigentlich die falsche Frage. Warum nur Europa? passt viel besser. Über Theologiestudierende im FIT konnten wir junge Menschen aus der ganzen Welt zum Bibeldialog einladen; aus Nigeria, aus Sri Lanka, aus Honkong, aus Schottland... Es geht also noch bunter und noch vielfältiger. Waren wir uns da immer einig? Natürlich nicht. Dennoch kamen wir zusammen über diese uralten Texte, die wir im Dialog miteinander – auf Augenhöhe und mit gegenseitiger Achtung – für uns neu erschlossen haben. Und so konnten wir am Abschlussabend beim Ukraine-Benefiz-Konzert von der Band Kommuna Lux in der Synagoge in Wroclaw zusammen tanzen. Es war die Bibel, die uns gezeigt hat, was wir gemeinsam haben.

Aber es gibt auch in Europa noch viel Vielfältiges zu erkunden, viele Perspektiven auf die uns allen heilige  Schrift zu beleuchten. Darum Europa, Europäische Bibeldialoge. Auch wenn es teuer ist!

Über Kommentare oder E-Mails an hahn@eaberlin freue ich mich.

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