19. Mai 2024

Gesegnete Pfingsttage! Und eine Vision zu Pfingsten

 Die letzte Woche war eine erlebnisreiche: Montag der monatliche Abenddialog - diesmal zum Thema Menschensohn, das genau das Anliegen dieser Reihe trifft: Aktuelle Glaubensfragen. Freitag ein längerer Abenddialog zum Liebesgebot udn der Frage, was das mit den bevorstehenden Europawahlen zu tun hat... und plötzlich ist es schon Pfingstsonntag. Darum werde ich erst kommenden Woche etwas mehr zu den Abenddialogen schreiben. 

Elke aus Lemgo hat mir wieder eine Predigt  für den Blog geschickt und der Text passt noch viel besser zum Pfingstfest. Hier also Elkes Predigt, erster Teil - die Fortsetzung folgt morgen:

Predigt zu Hesekiel 37, 1-14

„Ich habe eine Vision“, so mein erstes Empfinden, als ich diesen Predigttext las. Gut, wir feiern heute Pfingsten und beim ersten Pfingstfest vor etwa 2000 Jahren haben vielleicht einige Menschen ähnlich gedacht. Da sprechen plötzlich viele gleichzeitig in unterschiedlichen Sprachen und alle verstehen einander. Wind braust und Feuer fällt vom Himmel, trotzdem passiert keine Katastrophe. Christus ist zum Vater gegangen. Er selbst hat uns seinen Heiligen Geist, den Tröster versprochen. Lassen wir ihn jetzt wirken und uns diesen, zugeben ein wenig grauslichen Text erschließen. Was hat der Verfasser Hesekiel gesehen? Und dieser Text irgendwie mit dem mit dem Geburtstag der Kirche zu tun. Diesen Tag feiern wir mit der weltweiten Christenheit heute.   

Mühsam, so ein Leben für die Verschleppten im Exil. Fern der Heimat, fernab von allem, was bisher das Leben ausmachte. Der Prophet Hesekiel mitten unter vertriebenen Israeliten zur Zeit des Babylonischen Exil. Mehr als 40 Jahre, also eine ganze Generation, verbrachten sie samt Familien in einer Fremde, wo nicht JHWH als der herrschende Gott galt. Das Volk verarmte in diesen 40 Jahren zwangsläufig religiös und kulturell. Der Glaube an ihren Adonai und bisherige Bräuche konnten nicht fortgeführt bzw. gelebt werden. Monotheismus (JHWH ist der einzige Gott) stand gegen die „Babylonischen Götter" und praktizierte Götzenverehrung. Und Hesekiel übt als Seher Priesterkritik: „Wehe den Hirten Israels, die sich selbst geweidet haben! Sollten die Hirten nicht die Schafe weiden? Das Schwache habt ihr nicht gestärkt, das Kranke nicht geheilt und das Gebrochene nicht verbunden; ihr habt das Versprengte nicht heimgeholt und das Verirrte nicht gesucht. So zerstreuen sich denn meine Schafe, weil kein Hirte da war.“

Und nun diese Vision. Gott selbst führt Hesekiel durch seinen Geist in eine Ebene voller Knochen und fragt: „Mensch, können die Knochen wieder lebendig werden?“ „HERR, mein Gott, du weißt es“, antwortet der gläubige Prophet. Und Gott beauftragt Hesekiel den Knochen zu sagen: „Hört das Wort des Herrn!“ Dann spricht Gott selbst zu den toten Knochen und verspricht seinen Geist und geradezu unglaubliche Lebendigkeit. 

Anschließend beschreibt er haar- bzw. haut-, sehnen- und fleischgenau, wie das Unglaubliche passiert. Sind die Knochen, zu denen Gott spricht, das tote Volk Israel, welches sich in der Fremde von ihm entfernte? Gottes Eingreifen dann also unbedingt erforderlich für das Volk und ein gutes Ende. Halt, zu schnell gefragt! Erst indem Gott Lebensatem mit allem, was scheinbar dazu gehört, verspricht, erkennt das Volk, das der handelnde Gott allein der Herr und damit also ihre Rettung ist. Wie gesagt, eine Vision des Hesekiel.

Und während dieser noch zum Volk redet, bebt die Erde, es wird laut, die verstreuten Knochen rücken zueinander, allerdings fehlt noch der entscheidende Lebensgeist. Ich erinnere, zu Pfingsten braust es, sogar Feuer fällt vom Himmel, und Menschen unterschiedlichster Herkunft verstehen einander. 

Wiederum wird der Prophet beauftragt. Nun soll er sogar zu dem Geist reden: „So, spricht Gott, der HERR! Geist, komm aus allen Himmelsrichtungen. Hauch die Toten an, damit sie wieder lebendig werden!“ Jetzt endlich kommt Lebensgeist und Lebendigkeit in die Toten. Und hört, es war eine große Menschenmenge.

Morgen folgt hier Teil 2 der Predigt.

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