Ist das SIEwirklich respektvoller als das DU?
In Holland ist es ganz gewohnt zu DUzen. Wir sind ja alle gleich! Sie sind/Du bist nicht mehr oder besser als Ich. Wir sind in Holland sind eine ein bisschen (zu viel) egalitäre Gesellschaft, jeder ist seine eigene Gesellschaft und das sollst Du/ das sollen Sie respektieren. .
Wenn ich
in Deutschland bin, ist das immer ein bisschen versuchen und Unsicherkeit.
Die Kontakte sind immer persönlich, warm und freundschaftlich – aber das ist
noch kein Grund zum Duzen Herr Glastra! Entschuldigung, aber ich sage noch
immer: “Hallo, ich bin Matthijs”.
Hat das mit Respekt zu tun? Oder ist es nur eine Sprachweise ??
Wie reagieren Sie/Du wenn jemand Sie mit Du anspricht?
Und was in den Religionen dann mitspielt: Ist Gott auch ein DU ? Kann man Gott Duzen?
(Und dann ist Holland zuruckhaltender als Deutschland!??)
Hat das mit Respekt zu tun? Oder ist es nur eine Sprachweise ??
Wie reagieren Sie/Du wenn jemand Sie mit Du anspricht?
Und was in den Religionen dann mitspielt: Ist Gott auch ein DU ? Kann man Gott Duzen?
(Und dann ist Holland zuruckhaltender als Deutschland!??)
Schade,
dass wir einander nicht persönlich begegnen können, wäre schön Sie/Dich zu
treffen
Lieben
respekvollen Gruß aus Holland,
Matthijs
Glastra
Ich finde auch die Frage interessant, warum wir Deutsche Gott immer Duzen. Ich bin ja Anglistin und habe gelernt, dass die Englische Sprache gar nicht das SIE abgeschafft hat, sonder das Du (thou) und wenn ich dann eine alte englische Bibel aufschlage oder ein altes Gesangbuch, sehe ich, dass das Du (thou) allein für Gott gebraucht wird. Thy Kingdom come. ist im Du vielleicht mehr Respekt verborgen als im Sie, das lediglich höflich ist?
Wen SIEzen Sie, wem sagen Sie automatisch DU. Oder von wem möchten Sie gesiezt werden?
Das ist eine spannende Frage! Ich war vor wenigen Wochen in den Niederlanden. Dort stört es mich überhaupt nicht, zu duzen und geduzt zu werden, ist vollkommen selbstverständlich. Auch wenn mich ein Niederländer hier in Deutschland trifft, stört mich das nicht, eigentlich überhaupt nie, wenn mich ein Mensch mit Migrationshintergrund anspricht. Bei vielen spiegelt das die eigene Kultur wieder, manchmal denke ich aber auch, dass viele von ihnen zuvor herablassend von Deutschen geduzt wurden und deshalb zurückduzen, weil sie anderes hier nicht kennengelernt haben. Wenn allerdings ein mir unbekannter Deutscher mich duzt, dann zucke ich zumeist anfangs schon etwas zusammen. Ist er mir gegenüber respektlos? Will er etwas von mir? Ich denke, dass der kulturelle Kontext jeweils eine ganz entscheidende Rolle spielt. Erstaunlich ist, dass es Menschen gibt, die ich seit Jahrzehnten kenne, mit denen ich eng und vertrauensvoll zusammenarbeite und sogar befreundet bin aber die ich immer noch sieze. Wir sind uns selbst immer noch große Rätsel!
AntwortenLöschenLiebe*r Unbekannt,
Löschenich sehe das ähnlich, lasse mich gerne von allen DUzen, nur manchmal fühlt es sich nicht richtig an, aber das hat meist mit der Beziehung zu der Person zu tun. Ich habe einmal erlebt, wie Kontrolleure einen Afrikaner bei der Fahrscheinkontrolle DUzten. Er hatte zuerst SIE gesagt, ging dann aber zum DU über, was ich gut nachvollziehen konnte. Mit dem Du eskalierte die Situation dann recht schnell, bis die Polizei kam, die mit dem SIE wieder etwas Ruhe in den Streit brachte. Das SIE kann Distanz schaffen, und vielleicht ist manche gute Beziehung auch deshalb so gut, weil sie diesen kleine Abstand gut nutzt? Lieben Gruß. Tamara
Und ein Kommentar von einer polnischen Teilnehmerin: Hallo Herr Glastra, Hallo Matthijs,
AntwortenLöschenWenn ich Herr Glastra schreibe, dann spüre ich mehr Distanz und Fremde. Wenn ich Matthijs schreibe, dann fühle ich mehr Vertrauen und Sympathie. In beiden Formen Respekt ist genauso gut und gleich vorhanden. Darf ich Dich duzen, Matthijs? Da ich die Antwort nicht sofort bekommen kann, dann werde ich allein entscheiden. Du hast doch in Deinem Beitrag geschrieben „Hallo ich bin Matthijs“. Bei dieser Gelegenheit finde ich aber als absolut notwendig auch mich kurz vorzustellen: ich bin Hanna aus Danzig.
Die Frage nach DU oder SIE Form ist für mich grad interessant, da ich paar Wochen lang überlegt habe, ob ich zwei Menschen - ein Ehepaar - duzen soll, will, kann. Die Frage habe ich für mich schnell klar beantwortet aber dann war eine andere Frage noch wichtiger: ob Sie das auch wollen und sich wünschen, ob das gut angenommen wird. Ich hatte keinen Zweifel, dass der gegenseitige Respekt mit der DU Form verschwindet. Ich war nur unsicher ob die gewisse Annäherung, die mit DU verbunden ist, auch von anderen gewünscht ist. Ich wusste, dass der Vorschlag nur von mir kommen kann. Also habe ich sie einfach gefragt, ob wir uns duzen sollen/ wollen und habe die Antwort abgewartet. Die Reaktion war positiv und ich hoffe es wird gut funktionieren
Ich bin offene und kommunikative Person, die meistens keine Probleme damit hat wenn die anderen mich duzen. Ich respektiere anderen, ich respektiere mich und bekomme Respekt zurück. Meistens.
Es gibt auch Situationen und Menschen mit denen ich einfach keine Lust auf näheren Kontakt habe. Ich brauche Distanz für meine Sicherheit und Wohlbefinden. Dann nehme ich SIE Form als Schutzmittel vor deren Aufdringlichkeit und Respektlosigkeit.
Mit Gott kommuniziere ich natürlich immer mit Du Form. Wie sonst sollte es sein? Ich will ihm meine innersten Gedanken und Wünsche vertrauen.
Liebe Hanna,
AntwortenLöschendanke für deinen Kommentar. Mir geht es ganz ähnlich mir dem Duzen mirgegenüber. Jeder und jede darf gerne Tamara zu mir sagen. Ob man mich respektiert merke ich an anderen Dingen. Es gibt Leute, die ich lieber SIEze, genau wie Du sagst. Und einmal ist es mir passiert, dass eine Teilnehmerin, die mir vorher das DU angeboten hatte, dieses wieder entzog. Der Grund war sicher vor allem Vertrauensverlust. Und es kommt vor, dass ich Teilenhmer*innen nach einer Tagung, wo alle DU gesagt haben, versehentlich wieder SIEze. Gott zu SIEzen käme mir nicht in den Sinn, schon weil das Deutsche SIE ja eigentlich §.Person ist, sondern eine indirekte Anrede, und zu Gott will ich ja direkt sprechen. Lieben Gruß. TAmara
Das Du ist weniger eine Frage des Respekts als vielmehr eine Frage des Vertrauens und der Vertrautheit. Wer mich duzt, obwohl er/sie mich nicht kennt, sagt mir, ich vertraue Dir oder mich Dir an. Er/Sie gibt mir quasi einen Vertrauensvorschuss. Respekt erwächst aus der Rückschau, aus den gemachten guten Erfahrungen. Deshalb ist er gegen diese Erfahrungen auch nur schlecht einzufordern. Es gibt keinen Respektvorschuss. Aber respektieren kann ich jemand auch ohne Vertrautheit - aus der Distanz. Das jemand z.B. klug und weise ist und sein Fach gut beherrscht, den Durchblick hat oder sein Leben gemeistert kriegt, nötigt mir Respekt ab. Es schafft auch Vertrauen aber noch keine Vertrautheit. Das Du Gottes zu uns und die Erlaubnis zu ihm Du und Vater zu sagen schmälert also nicht den Respekt in der einen oder anderen Richtung. Es ist ein Zeichen des Kennens und Erkennens in liebender (oder zumindest freundschaftlich zugewandter) Vertrautheit. Respekt schafft Anerkennung (in der ganzen Bedeutungsbreite dieses Worts), kann aber höchstens der Ausgangspunkt zu einer persönlichen innigen Beziehung sein, wie Gott sie zu uns pflegen möchte. Hier würde ein noch so respektvolles "Sie" das Ganze konterkarrieren.
AntwortenLöschenErgänzung: In vielen Ländern ist das "Du" als Zeichen eines vorauseilenden Vertrauens gesellschaftlich gewollt und ehrlicher Bestandteil der Kultur. Es signalisiert, anders als in Deutschland: Hier musst Du Dir Vertrauen nicht erst verdienen oder gar erkaufen. Du hast es; und es liegt an Dir, es nicht zu verspielen.
AntwortenLöschenIch finde es schön, in einer Gegend in Deutschland sozialisiert worden zu sein, wo diese sicherlich vor Enttäuschung schützende Anfangsdistanziertheit traditionell nicht so etabliert ist. Da merkt man dem Rheinländer doch seine Weltoffenheit und seine räumliche Nähe zu den Niederlanden an. Damit einher geht fast unweigerlich eine nicht nur erduldende sondern wertschätzende Toleranz. Im Gegensatz dazu muss man sich im Rheinland und damit auch bei mir, ehrlichen Respekt wirklich erst persönlich verdienen.
Allein ein Amt, ein Titel, ein gesellschaftlicher Status oder für mich irrelevante allgemeine Verdienste - etwa irgendein veröffentlichtes Buch - erzeugen bei mir noch keinen Respekt.
wann immer ich versehentlich eine DU-sagendende Teilnehmerin geSiezt habe und sie mich korrigiert, erkläre ich, dass ich wenn ich nicht sicher bin, lieber jemadnen Sieze, mit der doch per Du bin, als umgekehrt, weil ich den DU-Kontakten vertraue, es mir nachzusehen, also auch da steckt hinter dem DU Vertrauen. Danke für deine Kommentare, lieber Gerd.
AntwortenLöschenHallo Unbekannt, Hanna und Gerd,und Tamara
AntwortenLöschenDanke für die Kommentare. Was hier in Holland auf Papier noch ein bischen ein Monolog-gedanke war ist jetzt eine Multi-Gespräch geworden. Die Frage in Holland mit Respekt hat viel zu tun mit die Startpunkt von die Begegnumg: wenn wir aleln gleich sind, ist es mir manchamal ganz egal was deine meinungis. Das hat mit Respekt füur das Personliche UND für die Inhalt zu machen. Wenn wir das personliche respekt verliere gibts auch keine gute Gesprächen mehr über Inhalten.
Viele Dank noch mals, freut mich uber diese sachen einander weiter kennen zu lernen! Alle gutes, Matthijs
toour ein
Hallo, bei mir ist unter Anderem hängen geblieben, dass Respekt und Vertrauen näher beieinander sind als ich bisher dachte. Ich sage meine Meinung klar und ehrlich, wenn ich mein Gegenüber respektiere und ihm/ihr auch vertraue.
AntwortenLöschenNachher poste ich noch einmal zum Abschluss. ich merke, wie toll es sein kann, so ein paar Antworten zu bekommen und wenigstens virtuell einander zu begegnen. Ein echter ersatz für den Dialog imselben Raum ist es natürlich nicht. Auf jedenFall freue ich mich, wenn wir uns nächstes Jahr nach Ostern dann persönlich sehen und miteinader sprechen können.
Lieben Gruß
Tamara