Der Blog-Beitrag heute
stammt von Klaus Schilling, der den Bibeldialogen schon seit vielen
Jahren nahesteht.
"In diesen Wochen gehen sie durch massenweise Hände:
Sonnencreme und Sonnenmilch. Schön flüssig und gut in die Haut einziehend
sollen sie sein. Sehr beliebt ist der Sonnenschutz darum, wenn er als Fluid
daherkommt. Weniger begeistert sind die Zeitgenossen, wenn sie die Gesellschaft
als „fluide“ also: flüssige Gesellschaft wahrnehmen und erleben. In ihr steht
immerhin noch fest, dass alles im Fluss ist. Das verunsichert! „Ja, was gilt
denn dann noch?“ Kein Wunder, wenn sich Menschen, die die fließende
Gesellschaft erleben und mit ihr nicht klarkommen, in ihre kleine persönliche
Wagenburg zurückziehen. Und sie sind hellauf begeistert, wenn sie schließlich
Gleichgesinnte treffen. Manchmal werden sie dann sogar Präsidenten.
Was für die säkulare Gesellschaft gilt, findet sich auch in
der Kirche wieder. Wenn alles im Fluss ist, soll das Beharren auf und in der
Tradition Sicherheit und Stabilität geben. Dabei ist es eigentlich nicht Sache
von Christenmenschen, Traditionen als Bollwerke zu bewahren. Wer einem Gott
vertraut, der von sich sagt: „Ich werde sein, der ich sein werde“ (2.Mose
3,14), kann schlecht in der Burg seiner Traditionen verharren. Gott macht klar,
dass er sich nicht auf Traditionen und Bilder festlegen lässt. Der Gott, den
die biblischen Texte bezeugen, ist ein Gott, der mitgeht – hinein in alle
offenen Situationen menschlichen Lebens.
Das Spannende an der biblischen Überlieferung ist, dass Menschen immer neue
überraschende Erfahrungen mit Gott machen. Und langweilig wird es immer dann,
wenn Menschen von Gott nichts mehr erwarten, sich als Glaubende oder
Religionsfreie festgelegt haben. Wer sich festgelegt hat, hat sich schon
lahmgelegt!
Es ist und bleibt eine Lebensaufgabe, von einem festen
Lebensfundament aus beweglich und geschmeidig zu bleiben. Die Beweglichkeit
wird umso größer sein, je stabiler der Lebensgrund ist. Fußballer z.B.
benötigen ein festes Standbein, um dann mit dem flexiblen Spielbein tricksen zu
können. Man stelle sich vor, ein Fußballer stünde immer nur fest auf seinen
beiden Beinen.
Die große Verunsicherung und Verhärtung beginnt, wo ein
tragfähiger Lebensgrund nicht da ist.
„Ich werde sein, der ich sein werde“, mit einem solch
flexiblen Gott im Fluss des Lebens und der Zeiten unterwegs zu sein, ist eine
echte Alternative zu einem Leben in einer Wagenburg.
Pfarrer Klaus Schilling,
Ev. Kirchengemeinde Mettmann
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