28. Juli 2020

Mensch, bleib geschmeidig!

*** if you wish for an English translation to today's post, please mail to: hahn@eaberlin.de. From tomorrow till August 2, our blog posts will be about the topic of "discipleship today", which was  supposed to be an international study conference for theology students in Wroclaw, which - due to the pandemic - had to be postponed to next year.

Der Blog-Beitrag heute stammt von Klaus Schilling, der den Bibeldialogen schon seit vielen Jahren nahesteht.
"In diesen Wochen gehen sie durch massenweise Hände: Sonnencreme und Sonnenmilch. Schön flüssig und gut in die Haut einziehend sollen sie sein. Sehr beliebt ist der Sonnenschutz darum, wenn er als Fluid daherkommt. Weniger begeistert sind die Zeitgenossen, wenn sie die Gesellschaft als „fluide“ also: flüssige Gesellschaft wahrnehmen und erleben. In ihr steht immerhin noch fest, dass alles im Fluss ist. Das verunsichert! „Ja, was gilt denn dann noch?“ Kein Wunder, wenn sich Menschen, die die fließende Gesellschaft erleben und mit ihr nicht klarkommen, in ihre kleine persönliche Wagenburg zurückziehen. Und sie sind hellauf begeistert, wenn sie schließlich Gleichgesinnte treffen. Manchmal werden sie dann sogar Präsidenten.
Was für die säkulare Gesellschaft gilt, findet sich auch in der Kirche wieder. Wenn alles im Fluss ist, soll das Beharren auf und in der Tradition Sicherheit und Stabilität geben. Dabei ist es eigentlich nicht Sache von Christenmenschen, Traditionen als Bollwerke zu bewahren. Wer einem Gott vertraut, der von sich sagt: „Ich werde sein, der ich sein werde“ (2.Mose 3,14), kann schlecht in der Burg seiner Traditionen verharren. Gott macht klar, dass er sich nicht auf Traditionen und Bilder festlegen lässt. Der Gott, den die biblischen Texte bezeugen, ist ein Gott, der mitgeht – hinein in alle offenen Situationen  menschlichen Lebens. Das Spannende an der biblischen Überlieferung ist, dass Menschen immer neue überraschende Erfahrungen mit Gott machen. Und langweilig wird es immer dann, wenn Menschen von Gott nichts mehr erwarten, sich als Glaubende oder Religionsfreie festgelegt haben. Wer sich festgelegt hat, hat sich schon lahmgelegt!
Es ist und bleibt eine Lebensaufgabe, von einem festen Lebensfundament aus beweglich und geschmeidig zu bleiben. Die Beweglichkeit wird umso größer sein, je stabiler der Lebensgrund ist. Fußballer z.B. benötigen ein festes Standbein, um dann mit dem flexiblen Spielbein tricksen zu können. Man stelle sich vor, ein Fußballer stünde immer nur fest auf seinen beiden Beinen.
Die große Verunsicherung und Verhärtung beginnt, wo ein tragfähiger Lebensgrund nicht da ist.
„Ich werde sein, der ich sein werde“, mit einem solch flexiblen Gott im Fluss des Lebens und der Zeiten unterwegs zu sein, ist eine echte Alternative zu einem Leben in einer Wagenburg.
Pfarrer Klaus Schilling,
Ev. Kirchengemeinde Mettmann

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