3. September 2020

Wer nichts mehr glaubt, glaubt am Ende alles.

 *** If you wish for an English translation to this text, please e-mail me: hahn@eaberlin.de.

Dr. Matthias Pöhlmann, Beauftragter für Sekten und Weltanschauungsfragen der Ev. Lutherischen Kirche in Bayern, hielt den Einstiegsvortrag zu einem komplexen Thema, für das es keine schlichten Antworten gibt. Es gibt viele Gründe, warum Menschen der einen oder anderen Verschwörungserzählung glauben wollen, warum ihnen Fakten und wissenschaftliche Begründungen nur im Weg stehen auf der Suche nach einer Wahrheit, die für sie akzeptabler ist, in der es weder Zufälle noch Widersprüche gibt. Besonders besorgniserregend sind die Verbindungen zwischen der Esoterikszene und rechten Bewegungen. Allmachts- und Überlegenheitsansprüche sollen Ohnmachtsgefühle und Verlustängste übertünchen. Diese Gefühle sind in manchen Fällen nicht unbegründet, aber wenn die vermeintlich höhere Wahrheit einer so erleuchteten Elite nur eine Illusion ist, führt nur schwer ein Weg zurück in die Realität, die ja nicht unbedingt immer angenehm oder bequem ist.
Die Fragen aus der Teilnehmer*innengruppe waren dann ganz praktischer Art: wie reden wir mit den Freundinnen oder Freunden, die nicht einfach nur Zweifel anmelden z.B. an den aktuellen Maßnahmen zum Schutz vor Corona, sondern die gleich ganz die Existenz des Virus bezweifeln ungeachtet aller Erkrankten und Toten, oder die dahinter finstere Machenschaften bekannter oder unbekannter Mächte vermuten, um nicht hinnehmen zu müssen, etwa dass wir es mit einem hoch ansteckenden Virus zu tun haben, der für einige Menschen tödlich und für etliche gefährlich ist.  Dass eben auch die Mächtigen in der realen Welt weder allmächtig noch allwissend sind, dass wir alle Lernende sind, auch die Wissenschaftler. Wer behauptet, er habe die ganze Wahrheit, dem glaube ich kein Wort.

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