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Wie hätten Sie sich verhalten? Die Menschenmenge läuft mit,
als eine Ehebrecherin zur Steinigung geführt wird. Alle warten ab, was Jesus
sagt, aber von dem kommt keine feurige Rede, weder für das Gesetz, das hier ganz
gnadenlos gegen eine unglückliche Sünderin erscheint, noch klagt er laut dagegen
oder fordert Amnestie oder zumindest mildernde Umstände.
Die einst geplante
bibliodramatische Bearbeitung des Textes hatte so einige Schwierigkeiten mit
den Abstandsregeln, aber umso mehr kam es auf unsere verbalen Äußerungen an. Aber
haben wir laut genug protestiert gegen die hartherzige Verurteilung? Niemand in
der Gruppe wollte so recht auf der Seite der Pharisäer stehen,
die doch nur für die Aufrechterhaltung einer Gesellschaft und ihrer Gesetze
einstanden. Aber warum dann nicht mehr Aufschrei? Alle, auch wir, warteten
darauf, was Jesus sagt: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Eine
politisch kluge Antwort. Weder hat Jesus das Gesetz Mose verleugnet noch die
Frau zum Tode verurteilt. Wie die Geschichte weiterging, was aus der Frau
wurde, steht nicht in der Bibel.
Wir wurden nachdenklich . Wie oft lassen wir uns mit
dem Hinweis auf Paragraphen von unseren Zielen abbringen? Wie oft verstecken
wir uns hinter vermeintlicher Alternativlosigkeit. Auch
gestern in unserer Diskussion zu rechten Verschwörungsideologien mussten wir an
die Mitlaufenden denken - die Mitläufer? Die ganz normalen Deutschen, die nur
ihren Befehlen und Anweisungen gehorchten und so für millionenfachen Mord die
Voraussetzung schufen. Und heute möchten wir gerne die Nazis von damals und oft
auch unsere eigenen Vorfahren aburteilen. Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten
Stein.
Ich habe in der Bibelarbeit eine nicht besonders nette
Nachbarin gespielt. Ehebruch, das soll nicht sein; lieben, wen man will, wo
kämen wir da hin? Steinigen dann aber doch nicht, aber wenn es das Gesetz so
will? Den jungen Afghanen abschieben? Immerhin hat er falsche Angaben gemacht,
und wo kämen wir da hin…
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