3. Oktober 2020

Bibeldialog "Der Geist weht..." Morgenimpuls zum 3. Oktober.

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In unserem Bibeldialog zum Heiligen Geist ging es gestern darum, zu überlegen, auf welche Weise der Heilige Geist wirkt: in der Bibel und in unserem Leben.  Was ist seine Funktion? Und wie bezieht sich der Heilige Geist auf Gott Vater und Sohn? Das der Geist wortwörtlich "inspiriert" leuchtet sofort ein, aber die Bibel macht auch deutlich, dass der Geist tröstet, Kraft gibt, Orientierung bietet und eben der Aspekt Gottes ist, der immer um uns ist.
Heute wird es biblisch um Pfingsten gehen, dem Moment, da das Wirken des Geistes unübersehbar und unüberhörbar war, eben ein Wunder. In unserem Leben ist dieses Wirken oft leiser und weniger unmittelbar sichtbar. Wagen wir, es offen zu bekennen?
Verena Wache hat dazu die Bibelarbeit vorbereitet und auch den jetzt folgenden Morgenimpuls, der auch den heutigen Feiertag aufgreift.
 

Vielleicht geht es Euch auch so: Wenn ich morgens die Losungstexte lese, dann frage ich mich oft: Was hat das mit mir zu tun, mit dem heutigen Tag, mit dem, was mir gerade wichtig ist? Heute ist es komplett anders. Besonders wenn man bedenkt, dass die Losungstexte ja wirklich gelost werden schon Jahre vorher. An diesem besonderen Tag prophezeit Jesaja im 9. Kapitel, Vers 1:„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“
Als ich den Losungstext las, dachte ich zuerst „Ja, ist denn schon Weihnachten?“
Und dann „Wow, was für ein Text zum heutigen Tag.“ Ja, er hat etwas Weihnachtliches, sind wir doch reich beschenkt worden. Durch den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland war die langersehnte, doch kaum noch für möglich gehaltene Wiedervereinigung vollzogen. Die Mauer war weg – ein Wunder, ein friedliches noch dazu.
Am 3. Oktober um 0:00 Uhr parallel zum Hissen der Bundesflagge das Läuten der von amerikanischen Bürgern 1950 gestifteten Freiheitsglocke vom Schöneberger Rathaus in Berlin her übertragen, bevor der damalige Bundespräsiden Richard von Weizsäcker vor den Mikrofonen verkündete: „Die Einheit Deutschlands ist vollendet. Wir sind uns unserer Verantwortung vor Gott und den Menschen bewusst. Wir wollen in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt dienen.“
Zu dieser Aussage von Weizsäckers lese ich den Lehrtext aus dem 1. Brief Petrus: „Ihr sollt die Wohltaten dessen verkündigen, der euch berufen hat aus der Finsternis in sein wunderbares Licht.“ Ein dritter Text von Georg Schmid lautet: „Friede, den kein Sturm zerstört, Wort, das unsre Worte hört, Wahrheit, die an Blinde denkt, Liebe, die sich selbst verschenkt. Lobt die Macht, die sich verneigt. Lobt den Himmel, der nicht schweigt. Lobt das Licht, in uns entfacht, Licht aus Licht in unsrer Nacht.“
Wir erinnern uns: Der eiserne Vorhang fing schon viel früher an zu rosten. Er wies Löcher auf in Ungarn, Tschechien und dem ehemaligen Jugoslawien. Löcher, durch die das Licht der Freiheit hineinschien, Löcher, die Menschen aus Ostdeutschland nutzen, um das Dunkel der Unfreiheit zu überwinden. Unvergessen der Auftritt von Hans-Dietrich Genscher in der Prager Botschaft, der den Menschen die Freiheit verkündigen durfte. Welch ein Jubel, welche Euphorie, welche Begeisterung!
Und ja, wir dürfen alle gemeinsam stolz sein auf das, was wir bislang erreicht haben. Stolz und dankbar und gleichzeitig wissend, dass nicht überall auf der Welt ein friedlicher Wandel stattfindet. Wir denken in diesen Tagen besonders an die Menschen in Belarus, die nicht länger von der Diktatur eines alten Mannes unterdrückt werden wollen. Wir beten für diese Menschen – vor allem die Frauen – die weiter für Demokratie und Freiheit auf die Straßen gehen. Dafür ist viel Mut erforderlich, denn sie sind immer härter werdenden Restriktionen polizeilicher Gewalt ausgesetzt.
Marius Müller-Westernhagen sang so treffend, was in viel zu vielen Ländern unserer Welt fehlt: „Freiheit ist die einzige die fehlt, Freiheit ist das einzige was zählt.“ Freiheit ist ein hohes Gut und nur in einer funktionierenden Demokratie möglich. Wir sollten behutsam, vorsichtig und aufmerksam darüber wachen, um nicht in das Dunkel zurückzufallen. Gott helfe uns dabei.

Es segne und behüte uns diesen Tag und alle Tage, die er uns in seinem Licht schenkt Gott der Barmherzige, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

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